Jules: Nein, wir machen schon eine Weile zusammen Musik. Anfangs ohne dass es jemand gefeiert hat. Aber mit der Zeit hat sich unsere Musik so verändert, dass uns immer mehr Leute hören wollten.
Jules: Uns wird nachgesagt, alles ironisch zu meinen. Aber wenn wir ein Glockenspiel benutzen, dann, weil es einfach geil klingt! Mit der Zeit haben wir immer mehr Trash zusammengekauft oder –geklaut (lacht). Im Müll von der Deutschen Oper entdeckten wir irgendwann eine alte, kaputte Steel-Drum. Und die Sounds, die aus einem Casio-Keyboard rauskommen, das in den Achtzigerjahren eher für Kinder gebaut wurde, findet man auf keinem herkömmlichen Instrument. Der Casio ist der billigste Sampler, den man benutzen kann. Wir haben da zum Beispiel reingepfiffen oder den Klang einer Bierflasche gesampelt.
Von Wegen Lisbeth - Sushi (Offizielles Musikvideo)
Mit Ihrem Debütalbum „Grande“ vollziehen Sie jetzt den Schritt vom Indie-Lager zur Musikindustrie. Wie kommen Sie mit der neuen Situation zurecht?
Jules: Uns war einfach nur wichtig, dieses Album zu machen. Wir wollten in einem guten Studio sein und ein Ergebnis erzielen, mit dem jeder von uns zufrieden ist. Dafür braucht man relativ viel Geld. Aber dieses ganze Business-Ding war uns schon immer suspekt, eigentlich wollen wir nur Musik machen. Wenn die das bezahlen, ist das cool, aber dieser riesige Apparat, der jetzt hinter uns steckt, interessiert uns herzlich wenig.
Matze: Wir sind ziemlich kompromisslos. Uns war wichtig, dass wir nach wie vor möglichst viel Freiheit haben und selber entscheiden können, mit wem wir zusammenarbeiten wollen. Dass niemand von der Plattenfirma im Studio sitzt und uns reinredet. Andernfalls hätten wir überhaupt nichts unterschrieben.
Matze: Nach unserer EP wurde uns klar, dass wir uns vor einer Aufnahmesession viel mehr Gedanken darüber machen müssen, wie eine Platte eigentlich klingen soll. Für unser Album waren wir zwei Monate im Studio, aber wir hätten gerne noch mehr Zeit gehabt. Wir mussten aber fertig werden, weil eine Tour mit Element Of Crime anstand. Diese Jungs sind extrem nice, obwohl es ja krass alte Säcke sind! Die haben sich da vielleicht ein Pensum reingeballert: in 17 Tagen 15 Konzerte! Aber es war cool.
Matze: Überraschend positiv! Wir dachten, als Vorband werden wir von der Bühne gemobbt, aber es kam ganz anders. Ich habe immer damit provoziert, dass wir noch nie vor so alten Leuten gespielt haben. Das sorgte im Publikum für Empörung (lacht).
Jules: Ich glaube nicht. Es geht uns nicht darum, jetzt mit dem Hardcore-Rockstar-Lifestyle anzufangen, sodass wir in einem Jahr alle auf Heroin sind und sämtliche Konzerte absagen müssen. Wir machen einfach nur die spaßigste Sache der Welt: Musik schreiben und Konzerte spielen. So große Gedanken über Generationsbefindlichkeiten machen wir uns gar nicht. Schwer zu sagen, was meine Generation ist. Dafür müsste ich entweder mehr Abstand haben oder mich mehr da drin fühlen. Beides ist bei mir nicht der Fall. Matze schreibt auch keine Texte, die das Lebensgefühl einer Generation ausdrücken.
Matze: Das Label Aggro Berlin hat uns genauso geprägt wie die Beatles.
Die Band
Von Wegen Lisbeth gründete sich in den frühen Nullerjahren. Anfangs spielten Matze (Gitarre/Gesang), Doz (Gitarre), Julian (Bass), Robert (Synthie) und Julian (Schlagzeug) noch Punk. Heute nennen sie ihre Musik Indie, "weil sich dahinter alles verbergen kann". Ihr Album, das am 15. Juli bei Universal erscheint, heißt "Grande". Damit touren sie im Oktober unter anderem auch in München, Freiburg, Zürich und Stuttgart. (sk)