Dafür gab es sicherlich verschiedene Gründe. Bevor ich mit an Bord kam, sah es zum Beispiel eine ganze Weile so aus, als würde mein Kollege Sam Raimi den Film machen. Doch dann hatten Blizzard, die für das Spiel verantwortliche Firma, und er wohl unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie die Sache aussehen solle. Dass es zwischen Sam und mir einen nicht ganz unerheblichen Altersunterschied gibt, hat jedenfalls sicher einen Grund.
Wie meinen Sie das?
Dass ihm die ersten „Spider-Man“-Film so gut gelangen, hatte viel damit zu tun, dass er als riesiger Comic-Fan aufgewachsen war. Das war seine Welt und er war genau der richtige für den Job. Computerspiele dagegen sind einer Sache meiner Generation, ich habe in meiner Jugend jede Menge gespielt. Vielleicht war die Zeit für einen „Warcraft“-Film erst reif, als wir frühen Gamer alt genug waren, ihn selbst zu drehen.
Sie haben wirklich „Warcraft“ gespielt?
Oh ja, da war ich ein Mann der ersten Stunde. Das allererste Spiel hieß „Orcs & Humans“ und kam vor 20 Jahren auf den Markt. Das habe ich mit Begeisterung gespielt. Und danach die Echtzeit-Strategiespiele und anfangs auch „World of Warcraft“. Doch je weiter sich da die Game-Welten entwickelten, desto mehr Raum nahm die Arbeit in meinem Leben ein. Ich hatte kaum noch Zeit zum Spielen, ich musste Geld verdienen. Zum Glück bekam ich meine „Warcraft“-Sucht in den Griff. Aber ein Gamer bin ich auch heute noch.
Spiele-Verfilmungen haben keinen guten Ruf. Gibt es eine, die Sie mochten?
Lassen Sie mich mal überlegen … Ich nenne mal eine, für die ich auf jeden Fall viel übrig habe: „Mortal Kombat“. Ich weiß schon, dass das kein großartiger Film ist. Aber er hat mir damals viel Spaß gemacht. Christopher Lambert spielt eine ziemlich schräge Figur, die gefiel mir. Und der Soundtrack war der Knaller! Davon abgesehen gibt es gute Filme, die sich erzähltechnisch an Videospielen orientieren. Denken Sie nur an „Edge of Tomorrow“ mit Tom Cruise.
Sie haben nie befürchtet, dass es unmöglich sein könnte, eine gute Game-Adaption auf die Leinwand zu bringen?
Dann hätte ich „Warcraft“ sicher nicht gedreht, oder? Aber mal im Ernst: Ich glaube, man kann wirklich aus jedem Quellenmaterial einen guten Film machen. Man braucht nur die richtige Idee und Vision. Solange man eine gute Geschichte und interessante Figuren findet, ist alles möglich.
Das habe ich sicher auch meinem Vater zu verdanken. Er hat mich diesbezüglich früh geprägt, hat mir die Filme von Stanley Kubrick gezeigt und die Werke von George Orwell, Philip K. Dick oder John Wyndham näher gebracht. Auch Fritz Langs „Metropolis“ habe ich zusammen mit ihm gesehen. Das hat meinen Appetit für das Genre genährt.
Haben Sie ihn denn auch mal zu Dreh- arbeiten begleitet?
Selbstverständlich. Ich war mit am Set von „Die Reise ins Labyrinth“, was für mich als Kind natürlich das Größte war. Dreharbeiten nicht nur mit dem Papa, sondern vor allem mit Jim Henson und seinen Schöpfungen! Bei „Absolute Beginners“ und „Begierde“ habe ich ihn auch besucht. Als er dann an der Fernsehsendung „The Hunger“ arbeitete, lernte ich Leute wie Tony Scott kennen, mit denen ich mich zwei Wochen lang über nichts anderes austauschte als über Film. Das war der Knackpunkt in meiner beruflichen Laufbahn.
Sie strebten eigentlich einen Doktor der Philosophie an, richtig?
Ja. Ich habe damals irgendwie eine ganze Weile versucht, bloß nichts Kreatives zu machen und von der Kunst fernzuhalten. Das lag unbewusst sicher auch daran, dass ich stets versuchte, meinen Weg vollkommen unabhängig von meinem Vater zu gehen und nicht ständig als „Sohn von“ gesehen zu werden. Selbst als ich später als Regisseur in der Werbebranche arbeitete, habe ich mich immer darum bemüht, dass möglichst wenige Leute wissen, wer ich bin.
Fragen: Patrick Heidmann
Zur Person
Duncan Zowie Haywood Jones, 45, ist ein britischer Regisseur. Er ist der Sohn von David Bowie aus dessen erster Ehe mit Angela Barnett. Jones wuchs in Berlin, London und der Schweiz auf. Mit 14 Jahren kam er in ein schottisches Internat. Er studierte Regie an der London Film School. Für seinen ersten Kinofilm, „Moon“, bekam er einige Auszeichnungen. Jones ist verheiratet und wird bald Vater. (nri)