Nicole Riess
Fulton-Smith, die Serie „Familie Dr. Kleist“ läuft nun seit mehr als zehn Jahren. Gibt es nach der ganzen Zeit in Eisenach eigentlich noch eine Ecke in der Stadt, die Sie nicht kennen?

Mit Sicherheit! Wir haben ja immer wieder unterschiedliche Bühnen- und Szenenbildner – und natürlich gibt es immer noch Winkel und Ecken, die wir nicht kennen. Das ist auch gut so.
 

Sie leben ja in München. Ist eine kleine Stadt wie Eisenach da eine willkommene Abwechslung?

Wir sind ja nur alle zwei, drei Jahre da. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt und meine Familie in München, von daher bin ich natürlich am liebsten dort. Aber „Familie Dr. Kleist“ ist ein Langzeitrenner der ARD in der Familienunterhaltung – von daher fahre ich auch immer wieder gern nach Eisenach.
 

Genießen Sie es, mit einem so eingespielten Team zusammenzuarbeiten und zum Beispiel auch Ihre Serien-Kinder aufwachsen zu sehen?

Es ist großartig, so etwas mitzuerleben. Lisa-Marie Koroll zum Beispiel kam als Siebenjährige zu uns in die Serie, jetzt ist sie 18 und hat mit den „Bibi und Tina“-Filmen ihre eigene Karriere gestartet. Marie Seiser hat, glaube ich, mit 16 Jahren angefangen, inzwischen ist sie selbst Mutter und spielt Theater – sie hat also auch jenseits der „Familie Dr. Kleist“ in der Branche Fuß gefasst. Meo Wulf ist am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, wird also auch in diese Richtung gehen. Und Julian König und unsere Helena, die Jüngste, machen das mit seinen erst zehn Jahren auch ganz großartig.



Ist Dr. Kleist jemand, der für Sie dem Ideal vom perfekten Arzt nahekommt?

Das weiß ich nicht. Wir sind natürlich ein fiktionales Unterhaltungsformat, bei uns wird vieles idealisiert. Das ist auch Teil des Sender-Auftrags, dass bei uns immer die Sonne scheint und am Ende alles gut ausgeht. Trotzdem gibt es innerhalb dieses Systems natürlich die Möglichkeit, Konflikte zu erzählen. Nur am Ende muss es eben gut ausgehen. Ich glaube, diese Mischung macht unter anderem den Erfolg aus.

Dr. Kleist stellt hohe Ansprüche an sich selbst, was ihm das Leben nicht unbedingt leichter macht. Geht das Ihnen als Schauspieler ähnlich?

Man hat natürlich eine gewisse Verantwortung sich selbst gegenüber, aber auch der Familie und dem Arbeitgeber gegenüber. Insofern ist eine angebrachte Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung und in der Umsetzung sehr wichtig. Auf der anderen Seite will man als Schauspieler auch optimal vorbereitet sein und sich professionell einbringen. Trotzdem machen wir Unterhaltung, und das bedeutet, dass man auch lachen darf bei der Arbeit. Wenn man etwas zu verbissen sieht, verkrampft man. Und wenn man verkrampfte Schauspieler hat, kommt meistens Murks raus.



Ist der Beruf des Schauspielers Ihrer Erfahrung nach eigentlich einer, bei dem sich Arbeit und Zeit mit der Familie gut vereinbaren lassen?

Es ist natürlich so, dass Schauspieler nicht durchgängig beschäftigt sind, sondern immer Freizeit- und Arbeitsphasen haben. Manchmal kommen mehrere Angebote auf einmal, manchmal gibt es aber auch Phasen, in denen man komplett zu Hause ist und sich dort einbringen kann. Ich habe ja keine Vergleichsmöglichkeit – ich weiß nicht, wie es für jemanden ist, der jeden Morgen um acht Uhr aus dem Haus geht und um 18 Uhr heimkommt.
 

Die Kleists sind ja so eine Art Familienunternehmen – mit Gemeinschaftspraxis. Können Sie sich vorstellen, auch mal mit Ihren Töchtern vor der Kamera zu stehen, wenn sie Interesse an Ihrem Beruf zeigen?

Meine Kinder sind jetzt vier und sieben – das kann ich also noch gar nicht beurteilen. Wir wollen, dass unsere Töchter möglichst normal aufwachsen. Sie wissen natürlich, was ich mache, aber dass sie selbst im Rampenlicht stehen. Wenn sie später mal, so mit 15 oder 16, sagen, sie wollen mal ins Filmgeschäft rein schnuppern, dann ist das etwas anderes. Aber das wird man dann sehen.



Haben Sie als Schauspieler eine Traumrolle, auf die Sie noch warten?

Im filmischen Bereich würde ich mich da nicht festlegen wollen. Ich habe natürlich ein paar Ideen, aber möglicherweise werde ich die selbst realisieren – insofern will ich das nicht verraten. Aber ich komme ja vom Theater, und ich könnte mir durchaus vorstellen, am einen oder anderen großen Haus nochmals den einen oder anderen Klassiker zu spielen. Es gibt ein paar wunderbare Shakespeare-Rollen, die mich sehr beschäftigen, aber auch andere Autoren, die ganz wunderbar sind.

Fragen: Nicole Riess


Die neue Staffel der Serie „Familie Dr. Kleist“ läuft immer dienstags um 18.50 Uhr in der ARD.

Zur Person

Francis Fulton-Smith, 50, absolvierte seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Bekannt wurde er unter anderem durch seine Rolle als Entwicklungshelfer im 2005 ausgestrahlten ARD-Dreiteiler "Folge Deinem Herzen". 2014 spielte er in "Die Spiegel-Affäre" den früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß und nahm dafür 20 Kilogramm zu. Für diese Rolle wurde er anschließend mit einem Bambi ausgezeichnet. Fulton-Smith ist mit der Schauspielerin Verena Klein verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter und wohnt in München. (sk)