Auch wenn die Zustimmung zur Planung des Zusammenschluss insgesamt groß sei, beendet Sisseln mit sofortiger Wirkung den Prozess: Das verkündete Gemeindeammann Rainer Schaub am Donnerstagabend und beendete damit eine mögliche Fusion der Schweizer Gemeinden Sisseln, Stein, Münchwilen und Eiken. Die Basis für die Entscheidung bildete das knappe Umfrageergebnis der Bürger in Sisseln.

Die Gemeindeammänner der Gemeinden am Sisslerfeld (von links): Stefan Grunder (Eiken), Bruno Tüscher (Münchwilen), Rainer Schaub ...
Die Gemeindeammänner der Gemeinden am Sisslerfeld (von links): Stefan Grunder (Eiken), Bruno Tüscher (Münchwilen), Rainer Schaub (Sisseln) und Beat Käser (Stein). | Bild: Stein, Moritz

Das Ergebnis

Das Gesamtergebnis fiel auf den ersten Blick eindeutig aus. 78,4 Prozent befürworten in allen Gemeinden die weitere Planung. Jedoch fiel das Einzelergebnis in Sisseln anders aus: Dort sagten 52,3 Prozent Nein zu einer möglichen Vereinigung. Ein knappes Ergebnis, das bei genauer Betrachtung nur durch 17 Stimmen Unterschied zustande kam. Ein Alleingang der anderen drei Gemeinden ohne Sisseln steht derzeit nicht zur Diskussion.

Waren es in Sisseln weniger Abstimmende?

Nein, denn die Beteiligung an der Abstimmung lag bei 25 Prozent in Sisseln und damit praktisch auf dem durchschnittlichen Niveau. Insgesamt lag sie mit 24 Prozent nicht so hoch wie von den Gemeindeammännern erhofft.

Sisseln steigt aus

Für den Gemeinderat in Sisseln war nach diesem Ergebnis klar, dass Sisseln aus dem Prozess aussteigen werde, so Rainer Schaub. „Wir wollen den Willen des Volkes berücksichtigen“, gibt der Gemeindeammann zu verstehen. „Ich kann nicht fragen und die Antwort ignorieren, wir sind im Dienst des Volkes“, führt er weiter bei der Pressekonferenz aus. Schaub erklärte jedoch auch, dass es ihm lieber sei, in dieser frühen Phase der Abklärung abzubrechen, als viel Aufwand und Geld reinzustecken. Dennoch war aus seiner Sicht der Prozess nicht umsonst: „Es ist keine verlorene Zeit“.

Wie geht es weiter?

Trotz des knappen Ergebnisses sei die Sprache der Bürger jedoch klar. „Die Umfrage ist repräsentativ“, sagte Amann Schaub. Beat Käser, Gemeindeammann von Stein, sah vor allem eine Beteiligung von den Menschen, die das Thema interessiere. Die Abklärung sei vorerst „vom Tisch“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. Jedoch könnten Sissler Bürger nun wieder die Initiative ergreifen und Petitionen starten oder einen Antrag in die Gemeindeversammlung bringen.

Die Fusion am Sisslerfeld ist keine Option mehr. Die Bürger in Sisseln, Stein, Eiken und Münchwilen werden über den Ausgang der ...
Die Fusion am Sisslerfeld ist keine Option mehr. Die Bürger in Sisseln, Stein, Eiken und Münchwilen werden über den Ausgang der Bürgerbefragung informiert. | Bild: Stein, Moritz

Auch Stein sieht keinen Sinn mehr in Fusion

Durch den Ausstieg von Sisseln sehe auch Stein in dem Projekt keine Zukunft und beendete die Beteiligung ebenfalls. Steins Gemeindeammann Beat Käser erklärt dazu: „Es braucht Sisseln aus meiner Sicht und aus der des Gemeinderats.“ Käser macht jedoch auch klar, dass man Sisseln die Türe offen halten würde: „Wenn Sisseln wieder mitmacht, sind wir sofort dabei.“

Die Bürger in Sisseln werden informiert. Sie hatten die Fusion mit den anderen Gemeinden abgelehnt.
Die Bürger in Sisseln werden informiert. Sie hatten die Fusion mit den anderen Gemeinden abgelehnt. | Bild: Stein, Moritz

So reagieren Eiken und Münchwilen

Die Vertreter aus Eiken und Münchwilen zeigten sich enttäuscht. Für große Irritation sorgte generell, dass die Idee einer Fusion eigentlich von Sisseln ausgegangen sei und von dort nun die Absage kam. „Da steckte viel Herzblut drin und wir haben das gefordert“, sagt Bruno Tüscher, Gemeindeammann von Münchwilen.

In beiden Gemeinden ist noch nicht klar, wie sie mit dem Ergebnis und dem Ausstieg von Stein und Sisseln umgehen. „Uns sind die Optionen davon geschwommen“, so Tüscher.

Am Abend wurden die Bürger in allen vier Gemeinden über die Ergebnisse der Umfragen zeitgleich informiert. Die Ergebnisse wurden mit Raunen und teilweise Lachen aufgenommen. Als Rainer Schaub (Sisseln) erklärte, dass für den Gemeinderat mit diesem Ergebnis der Ausstieg aus dem Fusionsverfahren die einzige Option war, bekommt er Applaus von den rund 50 Bürger in der Turnhalle der Primarschule.

Die Sissler bestätigen in ihren Wortmeldungen diese Entscheidung. Die ansässige Rita Amseler freut es, dass das Ergebnis akzeptiert werde. Für sie war die Beteiligung wichtig: „Ich fand es gut, dass man involviert wurde und auch alle gemeinsam informiert werden“, so Amseler.