"Ehemaliges Krankenhaus bezugsfrei ab 12/2010" heißt es in einer Immobilienanzeige über die beiden alten Klinikstandorte der ...
"Ehemaliges Krankenhaus bezugsfrei ab 12/2010" heißt es in einer Immobilienanzeige über die beiden alten Klinikstandorte der Doppelstadt. Hier das Schwenninger Krankenhaus.Luft | Bild: Schötz

Villingen-Schwenningen (bm) "Hier kann man alles - nur kein Hochdeutsch", wirbt die in Berlin erscheinende Sonntagszeitung in ihrer Rubrik Baden-Württemberg für Investitionen im Ländle. "Ein reizvolles Gebiet für den Kauf von Wohnimmobilien und ein idealer Standort in Europa", heißt es dort.

Zwischen bunten Bildchen von teuren Anwesen am Bodensee ("Eine stilvolle Villa mit herrlicher Seesicht Hagnau") und in Stuttgart ("Herrschaftliche Residenz") eine unscheinbare Anzeige. "Villingen-Schwenningen. Ehemaliges Krankenhaus bezugsfrei ab 12/2010" steht dort schlicht.

Zum Verkauf steht die "Betriebsstätte Villingen" mit mehreren Gebäuden aus den Baujahren 1960 bis 1993 mit einer Nutzfläche von 42.500 Quadratmetern und die "Betriebsstätte Schwenningen aus den Jahren 1955 bis 1980 mit rund 33.750 Quadratmetern Nutzfläche.

Wer kauft denn ein altes Krankenhaus und was kann man damit anfangen? Laut Kliniksprecher Peter Grabherr kann man sich auf den beiden Standtorten viel mehr vorstellen, als eine Krankenhausnutzung. Besonders attraktiv sei die ruhige Lage am Stadtrand und das große Gelände. In Villingen sind es 95 Hektar und in Schwenningen knapp 70 Hektar Außenanlage.

Nicht jede Nutzung und jede Bauform ist jedoch geeignet. Eine industrielle Nutzung sei dort fehl am Platz. "Wir müssen beachten, wie sich das Nutzungskonzept in die Landschaft eingliedern würde", sagt Grabherr.

Ideal wäre nach Ansicht der Krankenhausverwaltung, wenn ein Investor an den Standorten der bisherigen Kliniken ein Wohngebiet projektieren würde. Gut geeignet wären die Objekte auch für eine soziale Einrichtung wie etwa ein Altersheim. Angst, dass ein Unternehmer kommt und einfach ein eigenes Krankenhaus als Konkurrenz zum Klinikum Schwarzwald-Baar eröffnet, müssen die Verkäufer nicht haben: Diese Gefahr kann man per Vertrag ausschließen.

Am ersten Werktag nach der bundesweiten Veröffentlichung der Annonce hat sich noch kein Interessent gemeldet. Im Klinikum ist man sich auch im Klaren, dass ein Objekt dieser Dimension nicht spontan gekauft wird: "Auf Anhieb kriegen wir das sicherlich nicht gleich weg." Lieber ist der Klinikverwaltung auch, wenn eine wohl überlegte Nutzung kommt, die möglichst wenig die Umwelt belastet.

Das Klinikum will die Häuser in Eigenregie vermarkten. Um sich die Provision zu sparen, ist kein Makler vorgesehen. Der Kliniksprecher kann noch keine Angaben darüber machen, was beide Klinikstandorte kosten sollen. Der Erlös wird in die Finanzierung des 222 Millionen Euro teuren Neubaus einfließen.

Grabherr ist jetzt gespannt, welche Interessenten mit welchen Ideen sich auf die Anzeigen melden. "Bisher ist noch alles offen", sagt er. Durch die bundesweiten Ausschreibung rechnet man mit vielfältigen Anfragen. Aber Grabherr kann sich "auch vorstellen, dass sich Investoren aus der Region dafür interessieren".