VON ANDREAS BLOCK
Fasziniert mustert Josef Läufer das geheimnisvolle Schweißtuch, auf dem das Gesicht Jesu abgebildet sein soll.
Fasziniert mustert Josef Läufer das geheimnisvolle Schweißtuch, auf dem das Gesicht Jesu abgebildet sein soll. | Bild: privat/dpa/blo

Das Ganze ist ein Krimi", sagt Pfarrer Josef Läufer, der live dabei war. Und tatsächlich, die Geschichte erinnert an Dan Browns "Sakrileg". Es geht um das Schweißtuch Jesu - eines der Leichentücher -, einen Diebstahl, eine Fälschung und inmitten von Geheimnissen den Papst. Und genau der, Benedikt XVI., hat den Vatikan jetzt dazu gezwungen, eine Jahrhunderte alte Täuschung zu beenden.

Aufsehen erregt hat der Papst mit seinem Besuch im italienischen Manopello, der am 1. September stattfand. Dort wird in der örtlichen Kirche vermutlich eine der wertvollsten Reliquien des Christentums aufbewahrt: das "Volto Santo". Dabei handelt es sich um ein so genanntes Schweißtuch, das das Antlitz Jesu zeigen soll und das eine aufregende Geschichte hinter sich hat. "Es ist fast schon ein Wunder, dass das Tuch erhalten geblieben ist", findet Josef Läufer.

"Einzigartiges Erlebnis"

Aber nicht nur die lange Existenz über 2000 Jahre hinweg ist ungewöhnlich. Es heißt, das Bildnis sei nicht gemalt - überhaupt nicht von Menschenhand geschaffen. "Für jeden, der es objektiv sieht, ist es ein Rätsel", sagt Läufer. Und auch die Wissenschaft könne sich die Entstehung des "Volto Santo" nicht erklären.

Der Pfarrer aus Triberg war vergangene Woche ebenfalls in Manopello, eingeladen von einem Freundeskreis des "Volto Santo". "Aber ich war nicht zusammen mit Papst Benedikt in der Kirche, dort durften nur geladene Gäste hinein", sagt Läufer. Dennoch war es für ihn ein "einzigartiges Erlebnis", die Reliquie direkt in Augenschein nehmen zu können.

Verschwundene Reliquie

Zu der Einladung kam es, weil der passionierte Hobbyfilmer Läufer ein Video über das Tuch und seine Geschichte gedreht hat. Anlass war das Buch "Das göttliche Gesicht" des Journalisten Paul Badde. Der hatte als erster Außenstehender im vergangenen Herbst überraschend die Erlaubnis erhalten, eine Säule im Petersdom zu betreten, in der das angebliche Schweißtuch Jesu aufbewahrt wurde. Doch statt der heiligen Reliquie fand er nur einen leeren Rahmen. Nach langen Recherchen entdeckte Badde schließlich das "Volto Santo" in Manopello. Für den Autor - und auch für den Filmemacher und Pfarrer Josef Läufer - ist klar, dass es sich um das verschwundene Schweißtuch aus Rom handeln muss.

Allerdings - und hier bekommt das Ganze fast schon einen Dreh in Richtung Verschwörung - behauptet die Katholische Kirche steif und fest, das echte Schweißtuch befinde sich nach wie vor in Rom. Wo es den Gläubigen zu Ostern regelmäßig gezeigt wird - aus gehörigem Abstand.

Die Wahrheit soll an Licht kommen

Der Besuch des ehemaligen Kardinal Ratzinger im italienischen Manopello ist für die christliche Welt deshalb eine Sensation. "Der Papst hat den Besuch gegen den Widerstand des Vatikans gemacht", erklärt Läufer. Kein Wort sei bei der Feierstunde in der kleinen italienischen Kirche zum Thema "Echtheit" des Schweißtuches gefallen. Josef Läufer konnte die Messe mit 6000 anderen Gläubigen über Videoleinwand verfolgen. Aber allein die Anwesenheit des Papstes sei in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen: "Das ist eine deutliche Aussage."

Dazu passt auch, dass der Buchautor Paul Badde seine Genehmigung für das Betreten der verschlossenen Säule im Petersdom auch von höchster Stelle bekommen haben muss. Was die Absicht von Papst Benedikt XVI. ist, steht für Läufer jedenfalls fest: "Er will, dass die Wahrheit ans Licht kommt."

Läufer plant neue Auflage

Aber auch für die Verantwortlichen im Vatikan hat Läufer durchaus Verständnis. "Die hatten vermutlich immer die Hoffnung, dass das echte Tuch irgendwann wieder auftauchen wird und wollten kein Theater", erklärt er sich die Anfertigung einer Kopie. "Immerhin ist dem Vatikan damals vor 500 Jahren die wertvollste Reliquie verloren gegangen."

Dass sie mit dem "Schleier von Manopello" wieder aufgetaucht ist, daran hat Pfarrer Josef Läufer jetzt jedenfalls keinen Zweifel mehr. Er plant bereits eine neue Auflage seines Videos mit neuen Bildern von seinem Besuch vor Ort. Offenbar hat auch ihn das Krimifieber gepackt. Schließlich sind noch längst nicht alle Rätsel um das "Volto Santo" gelöst.

Glauben beide an die Echtheit des Schleiers von Manopello: Pfarrer Josef Läufer und Papst Benedikt XVI.
Glauben beide an die Echtheit des Schleiers von Manopello: Pfarrer Josef Läufer und Papst Benedikt XVI.
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