Beim Fotografieren in der Luft gelten andere Gesetze als am Boden: Gute Sicht, absolute Schwindelfreiheit und ausgewähltes Filmmaterial waren für Franz Thorbecke dabei unabdingbar. Und er musste es wissen, denn der begeisterte Flieger bewegte sich 60 Jahre lang zwischen Himmel und Erde, um die Welt aus der Vogelperspektive erkunden und in Bildern vermitteln zu können. Zu seinen zentralen Sujets zählten der Bodensee, seine Ufer sowie die Alpenwelt.
Den Traum von Luftaufnahmen hegte Thorbecke seit Beginn seines Schaffens. 1953 entstanden die ersten Luftbilder. Seit 1960 besaß er ein eigenes Flugzeug. Die vierzylindrische Piper bestückte er mit mehreren Kameras dergestalt, dass er Fliegen und Fotografieren gleichzeitig bewältigen konnte. Bei der Jagd nach guten Bildern scheute er weder gigantische Höhen, noch schreckte es ihn, die Maschine auf die Tragflächen zu stellen. Seine Fotografien vom dicken, den ganzen See umspannenden Eispanzer, haben unser Bild von der Seegefrörnen geprägt. Seine grandiosen Bergsichten, ob kahl, bewaldet, steil abfallend oder sich aus den Ufern des Sees erhebend, sind zeitgeschichtliche Dokumente.
Thorbecke, am 26. Oktober 1922 in Schachen geboren, wuchs auf dem Familiensitz Lindenhof auf. Noch als Gymnasiast wurde er eingezogen. Ohne Ausbildung und Perspektive kehrte er heim. Für ein im Krieg zugezogenes Lungenleiden, muss er sich zwei Jahre in Heilanstalten begeben. Während der Genesung begann er zu fotografieren. Der Autodidakt arbeitet zwischen 1949 und 1952 mit Toni Schneiders zusammen, der ihm gestalterisch zum Mentor wird. Nur wenige Wochen vor seinem 89. Geburtstag, ist Thorbecke verstorben. Er hinterlässt ein Oeuvre von 100 000 Aufnahmen.