
Ein besonderes Jubiläum feiert man im nächsten Jahr in Kreuzlingen: Vor 50 Jahren beschlossen die Stimmbürger, das Areal rund um Seeburg zu kaufen und kurz danach daraus einen Park zu machen, der vor Überbauung geschützt bleiben soll. Heute ist die Seeufer-Anlage der größte, öffentliche Erholungs- und Natur-Erlebnispark am Bodensee.
Um diese Areal kann man Kreuzlingen nur beneiden: Vom Hafen für Fahrgastschiffe bis zum Bootshafen erstreckt sich ein gepflegter Landschaftspark, der gleichermaßen touristisches Ziel, wie ökologische Ausgleichsfläche ist. Hier wird Minigolf und Tennis gespielt, es gibt Restaurants für ganz unterschiedliche Zielgruppen am Rande der Anlage, man kann im Sommer am Naturstrand baden oder das ganze Jahr über ausgiebig spazieren gehen und zugleich bleibt noch viel Platz für die Natur. Denn erstaunlicherweise fühlen sich Menschen wie Tiere gleichermaßen wohl. Störche und Reiher sind hier zuhause, Wollschweine und Hochlandrinder werden gehalten, viele weitere Vögel brüten und die kleinen Tümpel bieten ein Amphibienschutzgebiet von nationaler Bedeutung. Darüber hinaus gibt es einen kleinen Tierpark, der sich der Zucht und Haltung seltener Nutztierrassen verpflichtet hat.
All dies war sicher so noch nicht vor 50 Jahren geplant, als am 27. April 1958 bei einer Volksabstimmung der Entscheid fiel, das Areal rund um die Seeburg für 2,4 Millionen Franken - nach heutigem Kurs rund 1,5 Millionen Euro - zu kaufen. Auch wenn der Preis in der Rückschau wie ein echtes Schnäppchen wirkt, täuscht der Eindruck. Denn die Summe entsprach damals den Steuereinnahmen eines ganzen Jahres. Und was es dafür gab, hatte noch keine Ähnlichkeit mit dem Landschaftsidyll, was wir heute vorfinden. Die jetzt malerische Seeburg und das inzwischen mustergültig restaurierte Seemuseum waren fast baufällig, der See bedeckte noch mehr als die Hälfte des heutigen Parks und das schlammige und stinkende Wasser war alles andere als einladend. Kein Wunder, dass der Volksentscheid mit einer entscheidenden Mehrheit von 28 Stimmen mehr als knapp ausfiel.
Im Jubiläumsjahr wollen die Schweizer Nachbarn in einem umfangreichen Programm an die Geschichte des Parks erinnern. Es gibt die unterschiedlichsten Sportanlässe, Natur-Exkursionen, Tage der offenen Tür im Tierpark, natürlich das Open-Air-Kino, das See-Bugtheater, die Kulturwoche und das Seenachtsfest und als Höhepunkt den Jubiläumstag am 27. April als ein echtes Familienfest. Also ein ganzes Jahr, um sich zu erinnern, wie durch Bürgersinn ein toller Park entstehen kann.
Herbert-E. Probst


