
Friedrichshafen - Den symbolischen Druck auf den Knopf gab's gestern. Demnächst soll der Gemeinderat die Rahmenvereinbarung mit der Telekom absegnen. Derweil baut die Telekom das Festnetz und das Mobilfunknetz aus, damit Friedrichshafen fünf Jahre lang zu ihrem Zukunftslabor werden kann. Bislang sind nur knapp ein Dutzend große Städte angeschlossen. "Bis zum Jahresende wollen wir in Friedrichshafen nahezu flächendeckend HSDPA und V-DSL haben", sagte Telekom-Vorstand Timotheus Höttges gestern.
V-DSL ist der schnelle Festnetz-Zugang zum Internet mit einer Übertragungsrate von bis zu 50 Megabit pro Sekunde. Ein Privathaushalt bekommt derzeit höchstens 16 Mbit/s, Standard sind 1 bis 6 Mbit/s. HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) ist ein Übertragungsverfahren des Mobilfunkstandards UMTS für mobiles Internet und die Übertragung großer Datenmengen. Derzeit sind Datenraten von bis zu 3,6 Mbit/s möglich, ab Herbst sollen's 7,2 Mbit/s sein.
145 Schaltkästen müssen installiert, 120 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden, meist in vorhandenen Leerrohren. Ab dem Jahr 2008 sollen dann die Vehikel kommen, mit denen auf der Datenautobahn gefahren wird: von der Wissensplattform über vernetzte Ärzte bis hin zu besseren Verkehrs- und Parkinformationen - alles Projekte, die für Friedrichshafen speziell verwirklicht werden, zum Beispiel mit der Zeppelin-University, und von denen die Telekom lernen will.
Dazu kommen überregionale Angebote: Spielfilme können über die schnelle Leitung angesehen werden, die Tagesschau soll jederzeit abrufbar sein. Mobil soll es die Informationen auf Geräte wie den "Ameo" der Telekom geben, ein Smartphone mit 8-Gigabyte-Festplatte. Damit das auch genutzt wird, versprach Höttges spezielle Angebote.
Die Telekom will 115 Millionen Euro in die Hand nehmen, davon 30 Millionen für den Netzausbau. Höttges hofft, dass das Engagement der Telekom zusätzliche Mittel aktiviert, also dass die Stadt oder Firmen auf eigene Rechnung Projekte in die Hand nehmen. Oberbürgermeister Büchelmeier setzt auf das Engagement und die Innovationsfreude der Unternehmen. "Mut, Kühnheit, Begeisterung für neue Technologien stehen verbunden mit Fleiß und hoher Qualität der Arbeit sowie einem zupackenden Realitätssinn", so Büchelmeier.
Die Karte, die die wesentlichen Zukunftsziele der Stadt zeigen soll, müsse deutlich machen, "wohin wir in den Bereichen Bildung, Kultur, Familien, Kinder und Senioren in den kommenden Jahren kommen wollen." Dabei sei das Projekt T-City nicht die Sache eines Einzelnen, sondern eine Herausforderung, die alle Kräfte und Personen der Stadt zu einem Team werden lasse.
Die Telekom schickt mit Ferdinand Tempel einen Projektleiter von Bonn an den Bodensee. Zudem soll ein weiterer T-Punkt eingerichtet werden. Denn natürlich will Telekom Kunden an sich binden. Höttges räumt ein, dass dazu Service und Preis stimmen müssen. Wenn heute fünf bis zehn Prozent der Servicefälle danebengingen, sei das nicht tragbar. Auch an den Kostenstrukturen müsse die Telekom arbeiten. Wie das geht, dürfte die Telekom in T-City ausprobieren wollen.