Eigentlich sollte in diesen Wochen das Geschäft brummen auf der Sunnegg-Hütte im Skigebiet Damüls in Vorarlberg. Doch wo normalerweise Wintersportler sich erholen und das Bergpanorama genießen, herrscht gähnende Leere: Die Hütte ist geschlossen.
Verbindlichkeiten in Höhe von 1,3 Millionen Euro – aber warum?
Seit Ende November läuft ein Insolvenzverfahren gegen die Betreiberin vor dem Landgericht Feldkirch. Und es geht um viel Geld: Die Höhe der Verbindlichkeiten beläuft sich auf rund 1,3 Millionen Euro, so steht es in der Pressemitteilung des für das Verfahren zuständigen Gläubigerverbands KSV1870.
Dabei gehört das Skigebiet im österreichischen Bundesland Vorarlberg zu einem der beliebtesten in der Region. An Besuchern dürfte es eigentlich nicht mangeln, liegt die Hütte doch direkt an der Skipiste. Auch auf Facebook wird unter einem Beitrag des Österreichischen Rundfunks (ORF) zur Bekanntgabe der Insolvenz über die Gründe gerätselt. Viele der Kommentare sind sich einig, an der Lage und zu wenig Besuchern könne es nicht gelegen haben – nur an was dann?
Tourismusverband weiß von nichts
„Wir wissen ehrlich gesagt auch nicht, was da los ist“, erklärt Manuel Demuth. Der Geschäftsführer von Damüls Faschina Tourismus, des für die Region zuständigen Tourismusverband, hat keinerlei Kenntnis über die Gründe für die Insolvenz. Die Rahmenbedingungen seien eigentlich gut: „Das Skigebiet ist regulär geöffnet. Die Hotels in der Region sind gut besucht, über Weihnachten hatten wir kaum freie Betten.“

Licht ins Dunkel könnte die Betreiberin bringen. Die ist aber telefonisch nicht zu erreichen. Auch die Internetadresse der Sunnegg-Hütte scheint nicht mehr online zu sein. Im Sommer sei die Hütte noch geöffnet gewesen, so Demuth.
Corona-Zeit der Auslöser?
Klar ist: Spätestens seit dem 15. Dezember des vergangenen Jahres ist der Betrieb nun geschlossen. Für diesen Tag hatte der zuständig Masseverwalter die Schließung angeordnet, berichtet Regina Nesensohn, Standortleiterin beim für das Insolvenzverfahren zuständigen Gläubigerverband.

Nach den Gründen für die Insolvenz gefragt, vermutet Nesensohn, dass „die Corona-Zeit eine Rolle spielt, die Folgen davon könnten das Verhältnis von Einnahmen zu Ausgaben ins Ungleichgewicht gebracht haben.“ In Österreich wurden während der Pandemie Stundungen ermöglicht, zum Beispiel bei Kreditrückzahlungen. Das Ablaufen von Stundungen und damit verbundene Zahlungsaufforderungen könnte nun möglicherweise für Probleme gesorgt haben.
Verhandlungsbeginn im Februar
Eine erste Prüfung des Betriebs habe auch ergeben, dass sich die Personalsuche schwierig gestaltet habe, so Nesensohn. Die Rezensionen auf den einschlägigen Portalen wie Google und Tripadvisor unterstützen diese Aussage: So scheint es vor einigen Jahren einen Wechsel von Selbstbedienung auf Service gegeben haben.
Was sich in der Theorie entspannter für den Gast anhört, scheint in der Praxis nicht ganz aufgegangen zu sein. In mehreren Rezensionen liest man Beschwerden über zu lange Wartezeiten und überfordertes und unterbesetztes Personal.

Außerdem merkt Nesensohn an, dass die Sunnegg-Hütte ein Saisonbetrieb sei, der nur im Winter geöffnet habe. Darauf angesprochen, dass die Hütte laut Manuel Demuth noch im Sommer geöffnet hatte, verweist sie auf die Verhandlung am 15. Februar vor dem Landgericht Feldkirch. Dann gehe es auch um die Klärung solcher Details.
Hütte Teil der Verbindlichkeiten
Ebenfalls müsse sich die Betreiberin an diesem Termin entscheiden, ob sie einen Sanierungsplan vorlege, um den Betrieb wieder aufzunehmen. Sonst hafte sie mit ihrem Privatvermögen.
Immerhin: Laut den Angaben auf der Website des Gläubigerverbands ist „ein Großteil der Verbindlichkeiten auf der Liegenschaft besichert“. Die Liegenschaft ist die Sunnegg-Hütte – was zumindest in Teilen die Millionenhöhe der Verbindlichkeiten erklärt. Denn wer Bilder der Hütte in malerischer Lage sieht, kann sich leicht vorstellen, dass für diese ein stolzer Preis aufgerufen wird.