Homofeindliche Schmierereien im Klassenzimmer. Abwertende Kommentare auf dem Pausenhof. Ein Feedbackbogen, auf den jemand nach einem Workshop kritzelt, dass eine gewisse Person «trans» sei. Aussagen wie «Schwule und Lesben sind psychisch krank» oder «Ich hasse Schwule». Das sind nur ein paar Fälle, die das Kultusministerium auflistet - immer wieder werden Schülerinnen und Schüler sowie auch Lehrkräfte in Baden-Württemberg aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Orientierung diskriminiert.
Seit geraumer Zeit werden solche Vorfälle auch erfasst. Seit 2018 müssen öffentliche Schulen im Südwesten religiös, ethnisch oder antisemitisch motivierte Diskriminierungsvorfälle melden. Die Schulen melden diejenigen Vorfälle, auf die sie mit Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen oder Strafanzeige reagieren, an die Schulaufsichtsbehörden. Allerdings dürfte es nach Einschätzung des Ministeriums noch mehr Fälle geben. Alles, was niedrigschwelliger pädagogisch gelöst wird, wird nicht gemeldet.
Elf queerfeindliche Vorfälle
Im März 2024 wurde die Meldepflicht ausgeweitet: Seitdem werden auch Vorfälle mit Bezug zur geschlechtlichen oder sexuellen Identität erfasst. Nach Angaben des Kultusministeriums wurden seither 24 solcher Vorfälle registriert, elf Fälle waren explizit queerfeindlich. Ob das viel oder wenig sei, kann man im Ministerium nur schwer sagen. Dafür sei es noch zu früh.
Für das laufende Jahr meldeten die Schulen bisher insgesamt 80 Diskriminierungsvorfälle, die meisten mit rechtsextremem Hintergrund. Bei mehr als jedem achten Fall geht es um die sexuelle Identität.
Die Situation und Sichtbarkeit von queeren Menschen in der Gesellschaft habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, heißt es aus dem Ministerium. Dennoch erlebten viele Personen immer noch Diskriminierung in ihrem Alltag. Auch an Schulen - denn Schule sei ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Runder Tisch soll helfen
«Diskriminierung hat an unseren Schulen nichts verloren», sagt Staatssekretärin Sandra Boser (Grüne), die am Kultusministerium für LSBTTIQ+-Themen zuständig ist. Die Abkürzung LSBTTIQ+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender, Intersexuelle sowie Queere und weitere sexuelle Orientierungen und geschlechtliche Identitäten. Schulen müssten ein sicherer Ort auch für LSBTTIQ+-Menschen sein, so Boser. «Das Thema ist eine Daueraufgabe, das wir wie jede Form der Diskriminierung ernst nehmen.»
Im Jahr 2023 richtete die Grünen-Politikerin den Runden Tisch «Schule queer gedacht» an. Bei den Treffen tauschen sich Interessenvertretungen, Fortbildungseinrichtungen, Schulaufsicht und Gremienvertretungen regelmäßig aus.