Direkt gefrierender Regen, erhöhtes Aufkommen in den Notaufnahmen: Vor allem in Süddeutschland ist es aufgrund von Glätte am Morgen zu zahlreichen Unfällen gekommen. Allein in Baden-Württemberg wurden mehr als 1.000 Unfälle teils mit Verletzten gezählt. In Bayern starben mindestens zwei Menschen.

Bodenseekreis: B31-Sperrung, Stau und Unfälle

Auch im Bodenseekreis sorgte Glatteis am Morgen und Vormittag für Chaos auf den Straßen. „Wir haben eine erhöhte Anzahl an Unfällen, die meisten sind aber zum Glück glimpflich ausgegangen, die Verkehrsteilnehmer passen sich den Witterungsverhältnissen an und fahren dementsprechend vorsichtig“, so Simon Göppert vom Polizeipräsidium Ravensburg auf Anfrage des SÜDKURIER.

Ein Großteil der Unfälle habe sich zwischen Überlingen und Markdorf ereignet, erklärte der Polizeisprecher. Auf der B31 zwischen Meersburg und Unteruhldingen habe sich auf Höhe Daisendorf ein Auto überschlagen, weshalb die Bundesstraße in diesem Abschnitt in beide Richtungen voll gesperrt gewesen sei. Weitere Informationen lesen Sie hier.

Schwarzwald: Einsätze wegen Knochenbrüchen und Kopfverletzungen

Vereiste Fußwege machten den Weg zu Arbeit und Schule am Mittwochmorgen zur Rutschpartie. Ein Verkehrschaos blieb im Schwarzwald-Baar-Kreis zwar aus, die Einsatzkräfte waren mancherorts trotzdem im Dauereinsatz.

Viele Straßen und Fußwege in VS sind von Glatteis überzogen.
Viele Straßen und Fußwege in VS sind von Glatteis überzogen. | Bild: Burger, Tatjana

Aufgrund der glatten Fußwege wurden im Schwarzwald-Baar-Klinikum am Vormittag 15 Patienten mit typischen Sturzverletzungen behandelt. „Dazu zählen beispielsweise Prellungen sowie Sprung- oder Hüftgelenksfrakturen“, so Pressesprecherin Sandra Adams auf SÜDKURIER-Nachfrage. Besonders rutschig war der Vormittag in Donaueschingen. Auf den Straßen blieb es ruhig: Trotz der Glätte kam es nur zu einem Unfall im Schwarzwald-Baar-Kreis. In Villingen-Schwenningen war der Winterdienst bereits am frühen Morgen im Einsatz, um die Straßen zu streuen. Mehr zur Situation im Schwarzwald lesen Sie hier.

Deutscher Wetterdienst hebt Warnungen größtenteils auf

Am Mittag gab der Deutsche Wetterdienst für den größten Teil des Landes Entwarnung. Nur in der Bodenseeregion und in Oberschwaben sei bis zum Nachmittag vereinzelt mit Glätte zu rechnen.

„Die Temperaturen sind in den meisten Teilen Baden-Württembergs wieder auf ein Grad gestiegen“, so Meteorologe Thomas Schuster vom DWD. „Der Sprühregen wird uns noch den ganzen Tag begleiten, dank der gestiegenen Temperaturen friert er aber nicht mehr fest“, erklärte Schuster.

In der Nacht zum Donnerstag sei Frost zu erwarten. „Der wird aber auf keinen Fall solche Folgen haben wie heute“, sagte Schuster, der mit solchen Wetterverhältnissen nicht gerechnet hatte: „Die Auswirkungen waren extrem. Dass es so katastrophal war, hat mich auch überrascht.“

Einheiten des Katastrophenschutzes in Stuttgart

In Baden-Württemberg wurden bei mehr als 1.000 Unfällen zahlreiche Menschen verletzt, davon nach Angaben der Polizei niemand schwer. Im Bereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg wurden mehr als 400, in Heilbronn und dem Stadtkreis 200, im Rems-Murr-Kreis 150 und in Stuttgart mindestens 140 Unfälle registriert. Für die Landeshauptstadt wurde eine „außergewöhnliche Einsatzlage“ ausgerufen, damit weitere Einheiten des Katastrophenschutzes eingesetzt werden können.

Ein Fahrzeug vom Winterdienst auf der Autobahn A3 bei Regensburg. Bei einer Serie von Unfällen auf eisglatter Straße ist auf der ...
Ein Fahrzeug vom Winterdienst auf der Autobahn A3 bei Regensburg. Bei einer Serie von Unfällen auf eisglatter Straße ist auf der Autobahn ein Mensch gestorben. | Bild: Armin Weigel, dpa

Bei einer Massenkarambolage auf der B27 in Hechingen nahe Tübingen fuhren mehr als zwei Dutzend Autos aufeinander, zwei Menschen wurden leicht verletzt. „Ich habe so etwas noch nie selbst erlebt“, sagte ein Polizeisprecher. „Der Regen ist auf der Windschutzscheibe sofort gefroren.“ Bei einem weiteren Serienunfall auf der Kreisstraße 3284 bei Aalen fuhren zehn Autos in einer langen Unfallkette auf. Zwei Menschen wurden verletzt.

Glatteis behinderte auch den Verkehr auf der A8 bei Pforzheim. Einer Polizeisprecherin zufolge staute sich der Verkehr in Fahrtrichtung Karlsruhe auf einer Länge von 18 Kilometern. Grund sei ein Glatteisunfall, bei dem drei Lkw und vier Autos ineinander gefahren seien. Ein Mensch wurde verletzt.

Volle Notaufnahmen

Die Notaufnahmen behandelten überdurchschnittlich viele Patienten in Baden-Württemberg. Eine Sprecherin der SLK Kliniken in Heilbronn sprach von einem massiven Patientenaufkommen in den Notaufnahmen. Am Klinikum Stuttgart seien am Morgen rund 50 Patienten in der Notaufnahme behandelt worden, sagte ein Sprecher. Normal seien rund 80 Patienten am Tag. „Schwerpunkte sind Knochenbrüche am Unterarm und am Handgelenk.“

Gefrierender Regen beeinträchtige am Morgen den Betrieb am Stuttgarter Flughafen. Zeitweise wurde der Flugbetrieb ausgesetzt, da der Winterdienst auf der Landebahn im Einsatz war. Das hatte Folgen für die Starts, einer Sprecherin zufolge gab es große Verspätungen. Zwei Maschinen, die in Stuttgart hätten landen sollen, seien auf andere Flughäfen ausgewichen. Eine landete in Nürnberg und eine am Baden-Airport bei Karlsruhe. Später lief der Flugbetrieb wieder an.

Unfalltote in Bayern

In Bayern starben bei Unfällen wegen Glatteis mindestens zwei Menschen. Mehrere Autobahnen wurden gesperrt. Auf der Autobahn 92 in Niederbayern starb ein Mann, der mit seinem Auto in einen querstehenden Lastwagen gekracht war. Auf der A3 bei Regensburg ereigneten sich auf einer Strecke von zehn Kilometern mehr als zehn Unfälle. Dabei kam mindestens ein Mensch, ein 59-Jähriger, ums Leben. (dpa / sk)