Etwas Geduld war gefragt. Doch am Donnerstagmittag stimmten die Wetterbedingungen: Die himmlische Weihnachtsaktion von SÜDKURIER und dem Überlinger Aktionskünstler Achim Mende konnte im wahrsten Sinne des Wortes steigen. In einem Heliumballon wurden die vielen Kinderwünsche, die den SÜDKURIER erreicht hatten, Richtung Weltall geschickt – hoch bis in die Stratosphäre. Dort, in einer Höhe von bis zu 32 Kilometern, zerplatzte die Ballonhülle und die Weihnachtswünsche verteilten sich.
So kamen die Wünsche in den Ballon
Bis der Ballon von der MS Gunzo des Überlinger Schifffahrtsbetriebs Held mit den Kinderwünschen und drei Kameras abheben konnte, war allerdings einiges an Vorbereitung zu leisten. So musste sich Achim Mende überlegen, wie er den Weihnachtswünschen wahlweise zu Christkind oder Weihnachtsmann Transporthilfe gibt. Schon beim Auffüllen des Kautschukballons bestand die Gefahr, dass die Wünsche, die er an Bord in den Ballon gefüllt hatte, herumwirbeln und die Hülle beschädigen, oder beim Aufstieg anfrieren und die Hülle dann verletzen. Deshalb hatte sich Mende für ein leichtes und weiches Papier entschieden, auf dem die Wünsche verkleinert, aber einzeln vom Bodensee gen Himmel geschickt wurden.

Drei Kameras lieferten himmlische Bilder
An Bord war es Veranstaltungstechniker Heiko Grebing, der die Bestandteile der Sonde zusammenfügte, die mit an dem Ballon hing und an einem roten Fallschirm wieder Richtung Erde schwebte. „Ohne ihn geht gar nichts“, charakterisiert Mende seinen Partner für die SÜDKURIER-Weihnachtsaktion. Hinsichtlich der Bauanleitung geben sich die beiden aber geheimnisvoll wie Christkind oder Weihnachtsmann. „Den Technologievorsprung muss man bewahren“, sagt Mende schmunzelnd. So viel verrät der Foto- und Filmkünstler jedoch: In der Sonde sind zwei Kameras und eine darunter – sie lieferten gar himmlische Bilder -, Stromversorgung, Satellitentracker, Datenlogger sowie zwei Satellitenpositionierungssysteme.

Wichtig ist einerseits, dass sich die Technik in ihrer Funktion nicht gegenseitig im Weg steht. Andererseits muss die Sonde, die aus Styropor besteht, die Temperaturschwankungen ausgleichen. „Trotz minus 60 Grad Celsius droht sie, zu überhitzen“, sagt Achim Mende. Doch die beiden Tüftler, Mende und Grebing, haben es geschafft, dass sich die Temperatur bei etwa plus 15 Grad Celsius hält. Das Vorgehen erprobten sie im Oktober zum Ende der Landesgartenschau.

Auch auf dem Überlinger See in der Nähe des Teufelstisches stieg der mit Helium gefüllte Ballon mit Sonde ohne Schwierigkeiten auf – unter Mithilfe des eigens herbeigerufenen Nikolaus‘. Achim Mende erklärt: „Am Boden hat der Ballon einen Durchmesser von zwei Metern.“ Beim Aufstieg reagiert das Helium auf die Temperaturveränderungen, der Ballon bläht sich auf. „Kurz vor dem Platzen hat er einen Durchmesser von 20 Metern.“ Heiko Grebing fügt hinzu: „Das Material wird irgendwann so dünn, dass es zerreißt.“

Glückskind Wilken aus Überlingen gehört zu denen, die zuvor bereits einen Blick in die Sonde werfen durften. Dass er nun wieder dabei war, findet der Neunjährige „cool“. Schiffsführer Thomas Held hatte auch noch nie so eine außergewöhnliche Fracht an Bord, weder einen großen Heliumballon noch Weihnachtswünsche. Für die Bergung der Sonde stand Luftfotograf Gerhard Plessing mit seinem Flugzeug zur Verfügung. Er ist stets für Sichtmeldungen an die beiden Macher verantwortlich.
Sonde segelte Mann ganz sanft vor die Füße
„Nach unseren Berechnungen ist die Sonde zweieinhalb Stunden in der Luft“, sagt Achim Mende. Für den Fall, dass jemand anderes die Sonde findet, ist sie mit Kontaktdaten und einem Hinweis beschriftet, dass sich nichts Gefährliches darin befindet. Diesmal war diese Vorsichtsmaßnahme besonders sinnvoll. Nach ihrem Flug in die Stratosphäre kam die Sonde am Ende nämlich im Stadtgebiet Ravensburg herunter. „Sie ist einem jungen Mann in der Nähe einer Kirche ganz sanft vor die Füße gesegelt“, berichtet Mende. Der Finder informierte den Fotografen sofort. Bilder der Kameras werden ab Freitagnachmittag in einem Film zu der SÜDKURIER-Weihnachtsaktion auf www.suedkurier.de zu sehen sein.

SÜDKURIER, Achim Mende, Heiko Grebing und die Helfer haben also eine Brücke von der Erde an den Rand des Weltalls geschlagen. Die Weihnachtswünsche der Kinder, die nun eventuell ihren Weg an den gewünschten Adressaten finden, haben eines gemeinsam: Die Hoffnung, dass Corona im nächsten Jahr Vergangenheit sein wird. Das ist ein Wunsch, den diesmal wohl viele Erwachsene mit ihnen teilen.
Die neue „Best-Of-Bodensee“-DVD von Achim Mende (19,90 Euro) unter anderem mit aktuellen Bildern von der Landesgartenschau kann vor Erscheinen per E-Mail unter shop@suedkurier.de vorbestellt werden.