Händchenhaltend läuft ein Pärchen aus dem Wartebereich des Allgäu Airports in Memmingen ins Freie. Die 16-Jährige und ihr 18-jähriger Freund aus dem Bodenseekreis sind gerade mit der Maschine aus Sevilla gelandet. Eine Woche Urlaub haben sie sich gegönnt – und den Montag einfach drangehängt. „Weil die Flüge von Sevilla nur zwei Mal wöchentlich fliegen. Sonst hätten wir nur vier Tage gehabt“, erklärt der Gymnasiast. „Außerdem waren die Flüge günstiger“, ergänzt seine Freundin.
Die Elftklässlerin hat sich in der Schule entschuldigt, ihr Freund hat sich krankgemeldet. Und was sagt die Mutter dazu, die ihren Sohn gerade vom Flughafen abholt? „Er ist volljährig, das muss er selbst wissen.“ Wegen der finanziellen Ersparnis könne sie es aber nachvollziehen. Die 16-Jährige schiebt nach: „In den ersten Tagen nach den Ferien verpasst man sowieso noch nichts.“ Die Schüler haben jedenfalls kein schlechtes Gewissen.
Der Memminger Flughafen gleicht einem Bienenstock. Stoßweise entlässt die Schiebetür braun gebrannte Urlauber mit Rollkoffern aus Sevilla, Mallorca und Thessaloniki in die Wartehalle. Mit freudestrahlenden Gesichtern fallen sie ihren Liebsten um den Hals. Unter den Ankommenden sind auch einige Jugendliche, die dort gar nicht sein dürften am ersten Tag nach den Pfingstferien. Die Schule hat schon längst wieder begonnen. Doch offenbar haben hier einige die Ferien eigenmächtig verlängert.
Vor gut zwei Wochen hatte das für viel Aufregung gesorgt. Am Freitag vor den Pfingstferien hatte die Polizei am Memminger Flughafen Schulschwänzer kontrolliert und zehn von ihnen angezeigt. Am Nürnberger Flughafen wurden elf Fälle gemeldet. Daraufhin entbrannte eine Diskussion über den Sinn derartiger Kontrollen.
Polizei geht in Nürnberg 19 Fällen nach
Die Polizei einzuschalten, sei übertrieben, meinte der Vorsitzende des Bundeselternrats Stephan Wassmuth. „Grenzüberschreitungen müssen geahndet werden“, sagte Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbandes. Sie verstehe aber Eltern, die wenig Geld haben und ihren Kindern auch mal einen Flug ermöglichen wollen. Dennoch seien es selten die Familien mit wenig Geld, die ungefragt die Ferien verlängern, sagte Fleischmann.
An diesem Montag nun geht die Polizei in Memmingen nicht gezielt auf die Suche nach Schwänzern – jedenfalls wird kein Fall zur Anzeige gebracht, erklärt ein Sprecher. Anders in Nürnberg. Dort melden die Beamten nach ihren Kontrollen erneut 19 Fälle. Die Eltern müssen mit einer Anzeige und einem Bußgeld rechnen. Die Höhe variiert je nach Stadt und Kommune. Im Landkreis Ostallgäu beträgt das Bußgeld beispielsweise bis zu 1000 Euro.