Man liebt es oder man hasst es. Die Rede ist von Windows 10, dem „bislang besten Windows“, wie Hersteller Microsoft es nennt. Noch bis zum 28. Juli können Besitzer der Vorgängerversionen Windows 7 und Windows 8.1 kostenlos darauf umsteigen. Danach soll die neue Version 100 Euro kosten. Umstiegswillige sollten daher nicht mehr lange zögern und das Upgrade in den kommenden Wochen in Angriff nehmen.
Die entscheidende Frage ist jedoch: Lohnt sich der Umstieg wirklich? Die Anwender scheinen da anderer Meinung zu sein: Nach Angaben der Analysten von NetMarketShare läuft Windows 10 ein knappes Jahr nach seiner Einführung auf gerade einmal 14,35 Prozent aller Rechner weltweit. Zwar finden sich auch leicht abweichende Zahlen, an der Tendenz ändert das aber wenig – Windows 10 kommt nur langsam in Fahrt. Das bestätigt auch eine Umfrage des Magazins Chip. Der Zwischenstand: Auf die Frage, was die Leser dazu meinen, dass Windows 10 nun 100 Euro kosten soll, meinten viele (knapp 40 Prozent): "Davon kauf mich mir lieber 20 Currywürste!"
Dass viele Nutzer von einem Update absehen, hat viele Gründe. Einer ist sicherlich die Datensammelwut des Betriebssystems. Und natürlich der aggressiven Politik von Microsoft. Letzterer wird nicht müde, Anwendern das Angebot mit aller Macht aufs Auge drücken zu wollen. Das ging zuletzt sogar so weit, dass das Upgrade-Tool als empfohlenes Update getarnt per Windows-Update an die Anwender verteilt wurde. Ein weiterer Grund für die zögerliche Grundhaltung der Nutzer ist sicherlich auch, dass es bei Windows-Nachfolgern in der Vergangenheit oft zu Problemen kam. Ein prominentes Beispiel war Windows Vista. Der XP-Nachfolger entwickelt sich schnell zum Sorgenkind. Microsoft musste damals massiv nachbessern.
Beim Thema Datensammelwut scheiden sich hingegen die Geister. Niemand regt sich heutzutage darüber auf, dass Apples Sprachassistent Siri eine Internetverbindung braucht, um zu funktionieren. Oder dass Android-Geräte und -Apps fröhlich Daten an Google übermitteln, die der Konzern in bare Münze umwandelt. Bei Windows 10 sehen die Nutzer hingegen Rot. Hier scheint sich eine emotionale Abneigung entwickelt zu haben, die Microsoft durch schlechte Kommunikation noch befeuert.
Technisch und in puncto Sicherheit ist Windows 10 jedoch auf der Höhe der Zeit. Dafür sorgt unter anderem „Windows as a service“: Anders als bei den Vorgängern, will Microsoft zwei bis drei Mal im Jahr neue Ausgaben des Betriebssystems verteilen. Anwender haben so stets die neueste Ausgabe auf ihrem Rechner. Bei Windows 7 sieht es dagegen mau aus: Der Main Support für dieses Betriebssystem ist im Januar 2015 abgelaufen, bis 2020 erhält man dafür nur noch Updates, aber keine neuen Funktionen in Form von Service Packs. „Windows as a service“ hat allerdings einen Haken: Sollte sich ein gravierender Fehler einschleichen, sind ihm die Anwender auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Das gilt zumindest für Nutzer der Windows 10 Home-Edition, bei der sich Updates nicht mehr aufschieben lassen, sondern umgehend eingespielt werden.
Was Sie über den Umstieg wissen müssen
Wer darf auf Windows 10 umsteigen?
Zum Umstieg berechtigt sind alle Rechner, auf denen Windows 7 oder Windows 8.1 läuft. Nutzer der jeweiligen Home-Editionen erhalten die Home-Edition von Windows 10. Dazu gehören übrigens auch Netbooks und andere Rechner, auf denen eine abgespeckte Starter- oder Home Basic-Version von Windows 7 läuft.
Wie kommt man an das Update?
Der einfachste Weg führt über das Media Creation Tool (MCT), das Microsoft auf seiner Webseite anbietet. Es lädt das mindestens drei Gigabyte große Paket auf den Rechner herunter. Unser Tipp: Besorgen Sie sich unbedingt die neueste MCT-Version, um das aktuellste Win10-Upgrade zu erhalten. Wählen Sie beim Programmstart von MCT außerdem die Option „Installationsmedien für einen anderen PC erstellen“. So lässt sich das Upgrade bequem auf einen USB-Stick übertragen oder auf eine DVD brennen.
Wie schränke ich Datensammelei ein?
Am sichersten fährt, wer beim Upgrade die entsprechenden Schritte unternimmt. Sinnvoll ist beispielsweise, kein Microsoft-Konto, sondern ein lokales Konto zu nutzen. Fragt der Setup-Assistent nach dem Namen und der Mailadresse, klicken Sie auf den Link „Diesen Schritt überspringen“. Es empfiehlt sich, nach der Installation die Einstellungen aufzurufen und unter „Datenschutz“ alle Funktionen zu deaktivieren, die man verwehren will. (prz)
Peinlich: Windows-Upgrade-Hinweis während Wetter-Vorhersage
Viele Nutzer nervt es, das Windows immer wieder in geradezu aggressiv dazu auffordert, auf das neue System umzusteigen. Umso spöttischer reagierten viele auf einen Zwischenfall während einer Wettervorhersage im US-Bundesstaat Iowa. Hier ploppte die Empfehlung zum Upgrade für Windows 10 während der Live-Sendung auf. Die Moderatorin nahm es gelassen und rief auf Englisch aus: „Oh, Windows empfiehlt ein Update. Was soll ich tun?“ Danach ging es weiter mit dem Wetter.