Steffen Haubner und Kerstin Steinert

Zwar stehen CDs, Vinyl und Musikkassetten in Sammlerkreisen hoch im Kurs. Doch immer mehr Nutzer setzen auf Streaming, also Musikdateien, die direkt beim Hören über das Internet übertragen werden. Ein kleiner Überblick über die Angebote:

Spotify: Seit Jahren ist der schwedische Streaming-Dienst Spotify die nahezu unangefochtene Nummer eins. Anfang dieses Jahres verzeichneten die Schweden 159 Millionen aktive Nutzer, 71 Millionen waren bereit, für ihre Musik zu bezahlen. Die werbfinanzierte Version ist gratis, die Möglichkeit, Dateien herunterzuladen, um sie unabhängig von einer Internetverbindung hören zu können, ist Abonnenten vorbehalten.

Der Musik-Streamingdienst Spotify ist einer der beliebtesten weltweit. Fast 160 Millionen Menschen nutzen den Dienst.
Der Musik-Streamingdienst Spotify ist einer der beliebtesten weltweit. Fast 160 Millionen Menschen nutzen den Dienst. | Bild: Lino Mirgeler, dpa

Die Benutzeroberfläche wirkt schlüssig, über die Hauptseite hat man alle Funktionen wie selbst erstellte Playlists, redaktionelle Anspieltipps und Aktivitäten von Freunden im Blick. Die Verknüpfung mit

Facebook ist nicht mehr obligatorisch, dennoch glänzt Spotify mit Community-Features. Man kann den Profilen von Künstlern, Prominenten und Medien folgen oder Tipps und Playlists an Freunde verschicken. Die automatische Zusammenstellung von Musikmixen ist erstaunlich treffsicher. Die Playlist-Verwaltung

lässt allerdings zu wünschen übrig. Wenn man viele davon erstellt hat, verliert man schon mal den Überblick. Die Spotify-App gibt es für alle gängigen Smartphones und ist auf vielen Smart-TVs, Abspielgeräten mit Internetzugang und Spielkonsolen vorinstalliert. Auch Amazon-Fire-Sticks unterstützen Spotify.

  • Kurz zusammengefasst: Es gibt eine Gratis-Version – aber mit Werbeeinblendungen. Ein Probeabo dauert 30 Tage. Die Monatsgebühr beträgt 9,99 Euro, Family-Premium-Abo (sechs Personen): 14,99 Euro. Neben Musik sind auch Hörbücher verfügbar. Die Musik kann man downloaden.

 

Apple Music: Mit 27 Millionen Abonnenten bei Apple Music hat sich der iPhone-Konzern an die zweite Stelle der Anbieter gesetzt. Mit 35 Millionen Songs muss man sich ebenfalls nicht hinter der Konkurrenz verstecken. Besitzer eines iPhone, iPad oder Mac freuen sich darüber, dass der Apple Music bereits vorinstalliert ist, bei Abschluss eines Abos verwandelt sich iTunes kurzerhand in einen Streaming-Client.

Bei Apple Music, das auf iPhones vorinstalliert ist, gibt es neben vielen Songs auch sehr viele Hörbücher und Hörspiele, wie zum ...
Bei Apple Music, das auf iPhones vorinstalliert ist, gibt es neben vielen Songs auch sehr viele Hörbücher und Hörspiele, wie zum Beispiel „Die drei ???“. | Bild: Alexander Heinl, dpa

Wer mit iTunes gut zurechtkommt, muss sich nicht umgewöhnen. Kam der Dienst anfangs eher wie ein unsortierter Gemischtwarenladen daher, hat sich jetzt einiges in Sachen Übersichtlichkeit getan. Gegen das frische Design der Benutzeroberfläche wirkt Spotify mittlerweile sogar etwas angestaubt. Die „Mediathek“ enthält die persönlichen Lieblingstitel, „Für dich“ zeigt individualisierte Vorauswahlen an und bei „Entdecken“ und „Radio“ kann man sich neue Anregungen holen. Die App ist auf Apple-Geräten vorinstalliert, inzwischen gibt es auch eine Version für Android. Ein großer Pluspunkt ist die Tatsache, dass man über die iTunes-Software auch Filme buchen und schauen kann. Wer ein Apple-TV-Gerät besitzt, kann seine Medien über eine zentrale Station per Fernbedienung ansteuern. Die große Stärke liegt auch hier wieder im gewohnt perfekten Zusammenspiel der unterschiedlichen Geräte aus dem Hause Apple.

  • Kurz zusammengefasst: Eine Gratis-Version gibt es nicht. Monatlich kostet der Dienst 9,99 Euro, 14,99 für sechs Personen. Ein Probeabo gibt es für drei Monate. Auch Hörbücher findet man bei Apple Music. Songs können runtergeladen werden.
  •  

Google will mitmischen

Google macht einen neuen Anlauf im Musik-Streaming, diesmal unter der Marke der Videoplattform YouTube. Der neue Dienst YouTube Music wird Zugang zu Songs und Musikvideos bieten. Neben einer werbefinanzierten Gratis-Variante gibt es ein Abo-Modell ohne Anzeigen, das auch Downloads erlaubt. Den bisherigen Streamingdienst Google Play Music gibt es weiter, seine Abo-Kunden bekommen auch automatisch die Premium-Version von YouTube Music.

YouTube Music soll am 22. Mai zunächst in den USA, Australien, Neuseeland, Mexiko und Südkorea starten. Deutschland und andere europäische Länder folgen „bald“, hieß es in einem Blogeintrag.

Die Abo-Variante YouTube Music Premium kostet ähnlich wie bei anderen Diensten 9,99 Dollar. Für zwei Dollar mehr bekommt man unter dem Namen YouTube Premium zusätzlich werbefreien Zugriff auf alle Videos der Plattform sowie zu den Exklusiv-Produktionen. YouTube hat mehr als eine Milliarde Nutzer. (dpa)

 

Amazon Music & Audible: Jeder zweite Euro im Internet wird von Amazon verdient. Und natürlich mischt der Konzern auch beim Streaming kräftig mit. Das Musikangebot steht allerdings im Schatten von Prime Video. Das mag auch daran liegen, dass Benutzeroberfläche wie Angebotsstruktur etwas unübersichtlich daherkommen. „Prime Music“ ist eine bloße Dreingabe zu Amazon Prime mit zwei Millionen Songs. Über Amazon – zum Beispiel auf CD – gekaufte Musik wird automatisch in die Musikbibliothek integriert. Für den Hausgebrauch ist das vielen Gelegenheitshörern vermutlich genug Programm. Das „Music Unlimited“-Abo bietet dagegen 50 Millionen Titel und ist für Prime-Mitglieder vergünstigt. Neuerdings werden sogar die Spiele der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga live gestreamt – ein echtes Alleinstellungsmerkmal.

Auch Amazon bietet mit Amazon Music Unlimited Musik, Hörbücher und Hörspiele.
Auch Amazon bietet mit Amazon Music Unlimited Musik, Hörbücher und Hörspiele. | Bild: Amazon, dpa

Hörbücher gibt es bei Music Unlimited nur für Kinder. Das hat auch einen guten Grund: Mit Audible unterhält Amazon ein spezielles Hörbuchangebot mit eigenem Preismodell. Für 9,95 monatlich (4,95 Euro in den ersten drei Monaten) wählt man jeden Monat einen von 200 000 Titeln aus, die man dauerhaft behält. Zudem bietet Audible zahlreiche kostenlose Podcasts an.

In Sachen Kompatibilität ist Amazon spitze: Neben Smartphone-Apps, Smart-TVs oder Spielkonsolen kann man das Angebot von Unlimited und Audible natürlich auch über Kindle-Fire-Geräte und den Fire-TV-Stick nutzen. Kompatibel sind auch Amazons Echo-Boxen, die sich dank der digitalen Assistentin Alexa auch per Sprache steuern lassen. Audible-Hörbücher können auch über den Kindle Oasis (ein e-Reader) abgespielt werden.

  • Kurz zusammengefasst: Auch bei Amazon Music gibt es eine Gratis-Version. Pro Monat wird eine Gebühr von 9,99 Euro (7,99 Euro für Prime-Mitglieder), 14,99 Euro für sechs Personen erhoben. Ein Probeabo dauert 30 Tage. Auch Hörbücher sind verfügbar.

Deezer: Ein beliebter und mittlerweile auch weitverbreiteter Musik-Streamingdienst kommt aus Frankreich und heißt Deezer. Seit 2007 mischt der Anbieter, der zu dem französischen Unternehmen Blogmusik SAS gehört, auf dem Streaming-Markt mit. 14 Millionen aktive Nutzer in mehr als 180 Ländern hören über Deezer ihre Musik. Etwa die Hälfte der Nutzer sind Bezahl-Kunden.

Das Angebot von Deezer kann man komplett kostenlos nutzen, wenn man sich nicht an der eingeblendeten Werbung stört.
Das Angebot von Deezer kann man komplett kostenlos nutzen, wenn man sich nicht an der eingeblendeten Werbung stört. | Bild: Lino Mirgeler, dpa

Wie bei dem Konkurrenten Spotify gibt es auch bei Deezer eine Gratisversion, die allerdings auf Werbung basiert. Das bedeutet, dass hier hin und wieder Werbung eingeblendet wird. Erst bei der Bezahlversion wird man diese nicht mehr zu hören bekommen. Laut eigenen Angaben sind auf der Plattform 53 Millionen Titel verfügbar – darunter auch Hörbücher.

Um Deezer kostenlos nutzen zu können (sowohl mit einem Smartphone als auch mit einem Desktop-PC) müssen sich die Nutzer registieren – entweder mit der E-Mail, mit Facebook oder dem Google-Account. Danach kann man unbegrenzt Musik hören – durchbrochen von gelegentlichen Werbeeinblendungen. Bei der Premium-Version ist das anders. Dort gibt es keine Werbeeinblendungen. Gut an Deezer ist, dass es auf allen gängigen Geräten läuft.

  • Kurz zusammengefasst: Die Basisversion von Deezer ist kostenlos, allerdings wird ab und an Werbung eingespielt. Die Premium-Version kostet monatlich 9,99 Euro, Deezer Familiy (für sechs Personen) kostet 15 Euro. Nach der Registrierung testet man automatisch für 15 Tage das Premiumabo.

Tidal: Der Streamingdienst Tidal ist im Gegensatz zu Spotify, Apple Music oder Deezer im Besitz von Künstlern wie zum Beispiel US-Rapper Jay Z, Sängerin Beyoncé, Chris Martin (Coldplay) und der französischen Gruppe Daft Punk. Dadurch profitiert der Nutzer von zahlreichem exklusivem Material, wie zum Beispiel Interviews, von Künstlern zusammengestellte Playlists bis hin zu ausschließlich auf Tidal veröffentlichten Songs oder gar Alben. Außerdem bezeichnet sich Tidal gerne als den fairsten Musik-Streaming-Anbieter für Künstler. Denn 75 Prozent der Einnahmen fließen direkt zum Künstler. In der Musikbibliothek sind 40 Millionen Songs hinterlegt – inklusive einer beachtlichen Anzahl an Hörbüchern. Außerdem gibt es 130 000 hochauflösende Musikvideos. Besonders interessant sind die Funktionen Tidal Discovery und Tidal Rising. Hier finden Nutzer Musik von Newcomern, die noch keinen Plattenvertrag haben.

Tidal kann man entweder über die Tidal-App (verfügbar für iOS und Android) oder über einen Webbrowser nutzen. Einzelne Songs kann man nicht runterladen. Nur Alben oder Playlists sind ohne Internetverbindung zu hören.

  • Kurz zusammengefasst: Eine kostenlose Version von Tidal gibt es nicht. Pro Monat kostet das Angebot 9,99 Euro (19,99 Euro für eine bessere Soundqualität). Für beide Versionen wurde ein Familienangebot namens Tidal family eingeführt. Für 5 Euro bis zu fünf Nutzer ein eigenes Konto auf ein bereits bestehendes zukaufen. Ein Probeabo kann man für 30 Tage abschließen.

 

Besser hören

Die gängigen Streamingdienste machen Millionen Songs überall verfügbar – allerdings auf Kosten der Klangqualität. In diese Lücke stößt seit acht Jahren die in Berlin ansässige Firma HighResAudio. Konnte man bislang lediglich Einzeltitel aus dem Katalog in verlustfreier Soundqualität (FLAC) kaufen, startete diesen Monat ein Streaming-Service in hochauflösendem 24-Bit. Er erlaubt den Zugriff auf derzeit 35 000 Alben für HiFi-Liebhaber. Pro Woche kommen durchschnittlich 100 neue Alben dazu. Zu jedem Album werden umfangreiche redaktionelle Beiträge, Booklets sowie Künstler-Biografien und – Fotos bereitgestellt. Apps für iOS und Android sind derzeit in Vorbereitung uns sollen im dritten Quartal dieses Jahres erscheinen. Das Jahresabo kostet 199,99 Euro, für 50 Euro mehr wird ein 30-Prozent-Rabatt auf alle Downloads gewährt. Mehr unter: http://www.highresaudio.com/de