Dirk Salzmann

Max Kruse ist ein leidenschaftlicher Glücksspieler, fährt mit einem Lamborghini in Tarnfarben herum und hält wenig von Vereinstreue. Er hatte vor wenigen Wochen mehr Bargeld bei sich als Lieschen Müller in einem Jahr verdient und vergisst das Bündel Geldscheine obendrein in einem Berliner Taxi. Bei seiner Geburtstags-Party soll er einer Frau das Handy in den Morgenstunden abgenommen haben, weil die ihn damit fotografiert habe. Er löschte das Bild, die Frau war allerdings eine Boulevard-Reporterin. Und jetzt macht auch noch ein Sexvideo im Internet die Runde, auf dem Kruse zu sehen ist. Das alles hat Konsequenzen, der Bundestrainer strich Kruse aus dem Aufgebot, der VfL Wolfsburg bittet zur Kasse und mahnt zu einem angemessenen Lebenswandel.

Wir wollen den Skandal-Max nicht verteidigen, einige Gedanken dazu sind aber dennoch angebracht. Auch Stars haben das Recht auf ein Privatleben. Und zu früher Stunde bei einer Geburtstagsparty darf man auch nicht mehr ganz frisch aussehen und sauer sein, wenn fremde Menschen einem mit ihrer Handy-Kamera auf die Pelle rücken. Und wen geht es eigentlich etwas an, was der Kruse mit seinem Geld macht? Ein Sex-Video? Spannender als die Frage, warum er bei solchen Aktivitäten eine Kamera mitlaufen lässt, ist die Überlegung, warum es ausgerechnet jetzt die Runde macht. Und wer hat es ins Netz gestellt? Sicher ist, dass Kruse nicht das ist, was man gemeinhin als Vorbild bezeichnet. Andere wurden diesem Anspruch in der Vergangenheit aber auch nicht gerecht. Fuhren ohne Führerschein Auto (Reus), waren zu schnell unterwegs und daher lange ohne Führerschein (Löw), griffen Teamkollegen tätlich an (Podolskis Ohrfeige gegen Ballack) und sangen Schmählieder auf andere Vereine (Schweinsteiger). Konsequenzen blieben jeweils aus. Irgendwie ist das schon seltsam.