Sprudel, Selters oder einfach Mineralwasser: Die Deutschen haben viele Namen für ihr zweitliebstes Getränk. Mineralwasser ist nach Kaffee die Flüssigkeit, die die Menschen hierzulande am häufigsten trinken. 2016 war für den Mineralwasser-Markt ein Rekordjahr: 11,3 Milliarden Liter Wasser wurden in Flaschen abgefüllt. Laut Angaben des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen trank 2016 jeder Deutsche knapp 149 Liter abgefülltes Wasser im Jahr - Leitungswasser nicht mitgerechnet. Am liebsten trinken die Deutschen ihr Wasser sprudelig. Mit 83,1 Prozent liegt kohlensäurehaltiges Mineralwasser klar an der Spitze, wobei die Wässer mit wenig Kohlensäure mit 4,9 Milliarden Litern etwas über der klassisch sprudelnden Variante mit 4,4 Milliarden Litern liegen. Doch die Sorten ohne Kohlensäure holen langsam auf. Ihr Marktanteil stieg 2016 auf über 15 Prozent.

Deutschland liebt also Sprudel. Auch im Ausland hat man von dieser Vorliebe gehört. In Touristenzentren werden deutsche Urlauber bei der Bestellung von Mineralwasser in der Regel gefragt, ob sie Wasser mit, oder ohne Kohlensäure wünschen. In England wird Sprudel "sparkling water", in Spanien "agua mineral con gas" und in Frankreich "eau gazeuse" genannt. Die Einheimischen trinken in der Regel stilles Wasser. Die Variante mit Kohlensäure gilt als typisch Deutsch - ähnlich wie das Saft- oder das Weinschorle. Doch weshalb ist der Sprudel hierzulande so beliebt? Was hat das mit der Liebe der Deutschen zu Kohlensäure auf sich?

Eine Vorliebe mit Geschichte


In Deutschland gibt es mehr als 500 Mineralquellen. Viele von ihnen sind von Natur aus kohlensäurehaltig.
Die deutsche Mineralwasser-Branche argumentiert daher mit der Gewohnheit der deutschen Gaumen an sprudliges Wasser. Studien der Berkeley-Universität belegen zudem, dass das kohlensäurehaltige Wasser einen besonderen Geschmack hat, der sich von stillem unterscheidet. Laut einem Artikel des Business Insiders reagiert der Geschmacksrezeptor für sauer auf den CO2  Reiz - also Sprudel, was nichts anderes als in Wasser gelöstes Kohlenstoffdioxid ist. 1783 patentierte der Deutsche Jacob Schweppe in der Schweiz ein Verfahren, um Wasser mit Kohlensäure zu versetzen. Bekannt war die Kohlensäure bereits seit 1754. Der Engländer Joseph Priestley experimentierte mit dem Stoff in Getränken und wurde 1772 mit der britischen Copley-Medaille der Royal Society für die Erfindung des Sodawassers ausgezeichnet. Die Ursprünge der industriell erzeugten kohlensäurehaltigen Getränke sind geografisch gesehen also auch nicht fern. 

Mineralwasser in der Region


Von den mehr als 500 Mineralquellen Deutschlands befinden sich mehr als 30 in Baden-Württemberg. Auch in der SÜDKURIER-Region wird an verschiedenen Orten Mineralwasser direkt aus der Quelle gefördert.