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Was gibt es denn bei euch beiden gerade mehr: Licht oder Schatten?

Daniel Grunenberg: Auf jeden Fall mehr Licht. Wir können uns nicht beklagen, die letzten Jahre liefen für uns extrem gut. Seit „Geiles Leben“ haben wir 200 Shows gespielt, deshalb war es nötig, ein bisschen den Stecker zu ziehen und weniger live aufzutreten. Für die neue Platte haben wir Zeit gebraucht und uns die Zeit auch genommen, und jetzt sind wir einfach froh, dass sie endlich fertig ist.

„Licht & Schatten“ ist ein Doppelalbum – auf der ersten CD sind die Lieder eher poppig produziert, auf der anderen eher cluborientiert. Was soll das?

Grunenberg: Wir wollten die tanzbare und clubbige Facette von Glasperlenspiel stärker herausarbeiten. Die Clubversionen und die Popversionen haben sich im Studio gegenseitig tangiert und befruchtet, und am Ende gehören Licht und Schatten einfach zusammen – natürlich auch im Leben an sich. Wir könnten nicht sagen, was Glück ist, wenn wir nicht auch wüssten, wie es ist zu fallen.

Das neue Lied „Nächte ohne Fotos“ appelliert daran, das Handy beim Weggehen zuhause zu lassen. Verpasst man sonst das Leben?

Niemczyk: Wir sind die Letzten, die zur Ächtung der sozialen Medien aufrufen, ich ertappe mich selbst oft genug dabei, dass ich schnell mal ein Selfie mache und etwas poste. Nur: Die schönsten Momente im Leben sind die, in denen man gar nicht daran denkt, ein Foto zu machen. Um diese Situationen, in denen man alles andere vergisst, geht es in dem Song. Komisch finden wir es, wenn die Leute im Konzert zwei Stunden ununterbrochen mit dem Handy filmen anstatt sich auf das zu konzentrieren, was auf der Bühne passiert.

Ist „Royals & Kings“ der Song zum Zufriedensein mit dem, was man hat?

Grunenberg: Man wird überflutet mit Dingen wie mit Informationen. Vieles davon braucht man nicht. Sich ab und zu was gönnen, das ist in Ordnung. Aber Konsum ist nicht alles was zählt, und ganz sicher nicht das Wichtigste. Die andere Ebene des Songs ist die, dass es uns materiell und überhaupt eigentlich allen gut geht, aber wir trotzdem dazu tendieren, ständig zu motzen.

Wofür gebt ihr denn euer Geld aus?

Grunenberg: Technischen Schnickschnack aller Art.

Niemczyk: Mode. Ich liebe Klamotten.

Hast Du einen begehbaren Kleiderschrank?

Niemczyk (lacht): Ja. Habe ich.

Lebt ihr eigentlich noch in Stockach am Bodensee oder seid ihr ganz nach Berlin gezogen?

Niemczyk: Wir pendeln immer noch. Wir lieben unsere Heimat. Wenn wir die Möglichkeit haben, am Bodensee zu sein, dann sind wir dort auch. Beruflich spielt sich natürlich viel in Berlin ab. Am Anfang war ich sehr fasziniert von der Stadt, und ich bin immer noch ein großer Berlinfan. Aber ich merke auch: Je mehr Zeit ich dort verbringe, desto mehr vermisse ich mein Zuhause am Bodensee und meine Freunde, von denen viele immer noch da sind.

Ihr beiden seid jetzt gut zehn Jahre lang ein Paar. Das ist doch schon eine sehr erwachsene Sache.

Grunenberg: Das hat nicht unbedingt was mit Erwachsensein zu tun, finde ich. Ich sage immer: Wenn es passt, dann passt es. Und bei Caro und mir passt es in jeder Hinsicht. Vor zehn Jahren hätte ich auch nicht gewagt vorherzusagen, wie gut das mit uns funktioniert.

Seid ihr das einzige Paar im Freundeskreis, das seit der Schule zusammen ist?

Niemczyk: Nee, es gibt mehrere Freunde, bei denen das auch so ist. Wir sind kein Einzelfall (lacht).

Grunenberg: Natürlich gibt es auch die Freunde, bei denen die Beziehungen sehr schnell wechseln. Aber gerade waren wir bei einer Hochzeit von guten Freunden, die kennen sich sogar schon seit der neunten Klasse.

Caro, Brautstrauß gefangen?

Niemczyk (lacht): Heyhey. Diese Sachen werde ich gerade schon dauernd von der Familie gefragt. Eine Hochzeit ist gerade kein Thema für uns.

Grunenberg: Es ist gut und schön so, wie es ist. Aktuell haben wir keinen Grund, daran etwas zu ändern.

Fragen: Steffen Rüth

Glasperlenspiel: „Licht & Schatten“, Polydor/Island; 13,11 Euro

Zu den Personen

Carolin Niemczyk wurde 1990 in Singen geboren. Ihr Abitur hat sie am Friedrich-Wöhler-Gymnasium gemacht. 2006 stieß sie zur Stockacher Pop-Band „Crazy Flowers“ hinzu, die sich später in „Keine Zeit“ umbenannte.

Daniel Grunenberg wurde 1988 in Stockach geboren und besuchte die Berufsschule in Singen. Er war ebenfalls Mitglied von „Keine Zeit“. Aus diesem Bandprojekt entstand das Duo „Glasperlenspiel“, das 2011 beim Bundesvision Song Contest den vierten Platz erreichte. 2013 belegte es Platz neun der deutschen Charts. 2018 war Niemczyk Jurorin in „Deutschland sucht den Superstar“. (sk)