Pop, Dance und Balladen – in den vergangenen Jahren ist Deutschland beim Eurovision Song Contest mit vielen unterschiedlichen Musikrichtungen an den Start gegangen. Im Kern ist die deutsche ESC-Geschichte allerdings durch Schlager und Chansons geprägt. Aber wie häufig ist Deutschland beim ESC eigentlich mit Schlagern angetreten und wann konnte man mit der Musikrichtung den ersten Platz ergattern? Und: Wenn es nach einer echten ESC-Größe geht, sollten die Deutschen ruhig häufiger mit Schlager auf die Bühne treten.
Übrigens: Gesang in der Landessprache und Chansons dominierten die ersten Jahre des Eurovison Song Contests. Inzwischen hat sich der Wettbewer jedoch vom Schlager-Fest zum Musik-Event gemausert. An dem Wandel hatte insbesondere die Kult-Band „Abba“ ihren Anteil, denn „Waterloo“ sorgte für eine Zäsur bei dem Liederwettbewerb.
Eurovision Song Contest: Ab wann ist eigentlich von Schlager die Rede?
Schlager ist ein Musikgenre, das sich durch eingängige Melodien, einfache Texte und eine positive, oft sentimentale Grundstimmung auszeichnet. Der Begriff stammt dem WDR zufolge vermutlich aus Österreich und bezeichnete ursprünglich Lieder mit „durchschlagendem Erfolg“. Alternativ könnte er aus der Handelssprache kommen, in der ein „Verkaufsschlager“ ein besonders erfolgreiches Produkt war. Seine Wurzeln liegen in der Operette des 19. Jahrhunderts, und durch Grammophon und Radio wurde der Schlager schnell populär. In den 1950er- und 60er-Jahren erlebte er eine Blütezeit, besonders mit Liedern über Reiselust und romantische Sehnsüchte. Später wurde er von Rock und Pop verdrängt, erlebte aber in den 1970er-Jahren ein Comeback mit moderneren Einflüssen.
Heute bewegt sich der Schlager oft zwischen Pop und Dance-Musik, bleibt aber kommerziell erfolgreich, insbesondere durch Künstler wie Helene Fischer oder Andrea Berg. Während er von Kritikern als kitschig oder trivial angesehen wird, schätzen seine Fans ihn als Musik, die für gute Laune und Nostalgie sorgt, wie auch die ARD berichtet.
Mit diesen Schlagersongs trat Deutschland beim ESC an
Seit seinen Anfängen im Jahr 1956 ist Deutschland beim Eurovision Song Contest dabei und kommt als Gründungsmitglied auf stolze 67 Final-Teilnahmen – einzige Ausnahme war das Jahr 1996, in dem der deutsche Beitrag im Vorfinale scheiterte. Das Malheur aus deutscher Sicht führte der ARD zufolge im Übrigen dazu, dass Deutschland seither für das Finale gesetzt ist. Im Zuge einer EBU-Entscheidung sollten die „Big Five“ Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien und Frankreich künftig immer am Finale teilnehmen. Hauptsächlich, um zu verhindern, dass sich Sponsoren sonst über einen Abfall der Zuschauermenge am Finalabend beschweren.
Bei seinen zahlreichen Teilnahmen hat sich Deutschland häufig auf die Genre-Art Schlager verlassen. Hier eine Auflistung deutscher Songs, die klassisch dem Schlager zugeordnet werden:
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1958 – Margot Hielscher – „Für zwei Groschen Musik“
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1962 – Conny Froboess – „Zwei kleine Italiener“
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1967 – Inge Brück – „Anouschka“
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1968 – Wencke Myhre – „Ein Hoch der Liebe“
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1969 – Siw Malmkvist – „Primaballerina“
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1970 – Katja Ebstein – „Wunder gibt es immer wieder“
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1971 – Katja Ebstein – „Diese Welt“
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1972 – Mary Roos – „Nur die Liebe lässt uns leben“
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1973 – Gitte – „Junger Tag“
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1975 – Joy Fleming – „Ein Lied kann eine Brücke sein“
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1978 – Ireen Sheer – „Feuer“
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1980 – Katja Ebstein – „Theater“
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1981 – Lena Valaitis – „Johnny Blue“
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1982 – Nicole – „Ein bisschen Frieden“
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1983 – Hoffmann & Hoffmann – „Rücksicht“
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1984 – Mary Roos – „Aufrecht geh‘n“
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1985 – Wind – „Für alle“
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1987 – Wind – „Lass‘ die Sonne in dein Herz“
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1992 – Wind – „Träume sind für alle da“
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2001 – Michelle – „Wer Liebe lebt“
Als einziger dieser Schlagersongs gelang es Nicoles „Ein bisschen Frieden“ Platz Eins auf der ESC-Bühne zu erobern. Generell fuhren die deutschen Künstler aber nicht allzu schlecht mit der Musikrichtung. Tatsächlich holte Deutschland mit Schlager mehrfach zweite und dritte Platzierungen. Unter anderem mit Katja Ebsteins „Theater“ (1980) oder mit „Lass‘ die Sonne in dein Herz“ von Wind (1987). Gerade in den 80er-Jahren funktionierte die Musikrichtung also gut auf der ESC-Bühne, wie aus der Rangliste der offiziellen ESC-Website hervorgeht.
Zurück zum Schlager? Diesen Tipp hat eine ESC-Größe für Deutschland
Nach Ende der Schlager-Hochzeit beim ESC versuchte sich Deutschland an Eurodance, Pop-Songs und Balladen – und holte mit dem Indie-Pop-Song „Satellite“ von Lena 2010 tatsächlich noch einmal die ESC-Krone in Oslo. Ab 2013 folgte allerdings der „Absturz“ aus den Top 10. Deutschland landete mehrfach auf hinteren Plätzen – 2015 sogar mit null Punkten.
Das deutsche ESC-Fiasko der vergangenen Jahre bleibt auch Musik-Größen nicht verborgen. So meldete sich nach einer erneut schwachen Teilnahme im Jahr 2023 der mit ABBA zum Weltstar aufgestiegene Sänger und Komponist Björn Ulvaeus zu Wort. Der Schwede sieht Deutschlands Probleme beim Eurovision Song Contest in einer falschen musikalischen Ausrichtung. In einem Podcast-Interview riet er Deutschland dazu, sich zurückzubesinnen: „Vielleicht sollte Deutschland zu seinen Wurzeln zurück, statt zu versuchen, etwas nachzumachen, was irgendjemand anderes macht“.
Als Beispiel nannte er „Ein bisschen Frieden“, den bislang einzigen deutschen ESC-Sieg mit klassischem Schlager. „Als ‚Ein bisschen Frieden‘ gewonnen hat, das war ein Stück puren deutschen Schlagers – und das hat funktioniert!“ Ulvaeus kritisierte zudem, dass in Deutschland oft nicht das originellste oder mutigste Lied ausgewählt werde und dass gerade „skurrile, eigenständige Songs“ eine Chance verdient hätten.
Ob es dazu kommt und Deutschland sich vielleicht einmal 2025 wieder am Schlager versucht, wird erst am Ende der Show „Chefsache ESC 2025 - Wer singt für Deutschland?“ bekannt sein. Diese beginnt ihre Suche nach dem Teilnehmer für Deutschland am 14. Februar 2025 mit der ersten Übertragung auf RTL.
Übrigens: Der deutsche Schlager ist ständig im Wandel. Das hindert Moderatoren wie Andy Borg jedoch nicht daran, an Altbewährtem für seinen „Schlager-Spaß“ festzuhalten. Einer, der häufiger für Veränderungen steht, ist Stefan Mross. Gerade im Privaten ist der Moderator sehr umtriebig und soll jetzt sogar mit einer früheren Freundin seiner Ex-Frau Anna-Carina Woitschak zusammen sein.