Die Irren und Mächtigen kommen nicht gut weg in Marc Jungs Bildern! Wie ein Schleier durchziehen die durch die Drip-Painting-Methode erzeugten Farbkleckse und -schlieren seine Bilder. Sie verhüllen eine Kritik, die nur sehr leise zu uns spricht. Während der offensichtliche Rest seine Betrachter in schrillen Tönen anschreit. „Figurativ-postabstrakter Expressionismus“ nennt Jung seine Kunst und lässt damit Jackson Pollocks Bilder eindimensional erscheinen. Als Gemeinsamkeit bleiben die Emotion und die Spontanität, mit der die Kunstwerke entstehen. Als Ergänzung kommen eine gute Portion Sarkasmus und Ironie hinzu, die durch die Figuren in seinen Werken zustande kommen.

Diese Figuren sind ein ganzer Zoo: blutrünstige Hunde, die mit Köpfen Ball spielen, eine Möwe namens Horst oder ein Tierkopf, der an eine französische Bulldogge erinnert und den Namen „Sushi Döner Glühwein“ trägt. Trump darf natürlich auch nicht fehlen. Bei der Interpretation seiner Bilder sind die Titel nicht ganz unwichtig und in eigentlich allen Fällen mindestens genauso schillernd wie die Kunstwerke selbst.
Ironisch, schnell und ehrlich
Nicht nur ehrlich, sondern auch schnell ist die Arbeitsweise des ehemaligen Ringers Marc Jung. Die bunten in Neonfarben gehaltenen Bilder zeugen von einer Rastlosigkeit, die nicht von ungefähr kommt. Vor sieben Jahren starb sein Vater an der Nervenkrankheit Chorea Huntington, die Marc Jung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent geerbt hat. Testen lassen hat er sich nie und vielleicht bekommt man deshalb den Eindruck, als wolle er keine Zeit verlieren. Vielleicht spielt deswegen der Humor eine so große Rolle in Jungs Kunst, denn wie ließe sich eine solche Ungewissheit sonst aushalten?
Unter Schichten von Farbe und Sarkasmus
Die Ausstellung der Lachenmann Galerie, die in Konstanz und in Frankfurt zu sehen ist, läuft unter dem Namen „Ultrapremium“ und fasst zusammen, um was es in Marc Jungs Werken geht. Auf den ersten Blick: superlativ, poppig, bunt, aggressiv. Auf den zweiten Blick: ironisch, sich selbst und die Welt aufs Korn nehmend.

Jung provoziert gewollt. Auf seiner Homepage schreibt er seinen Namen in Fraktur und lässt sich mit Fred Perry Shirt fotografieren (die Modemarke war vor allem in den 90er Jahren in der rechten Szene beliebt). Dadurch erweckt er zunächst den Eindruck, als stünde er politisch weit rechts. Befasst man sich mit seiner Kunst, wird schnell klar: Er spricht vordergründig diejenigen an, die er hintergründig kritisiert und bloß stellt. Die Kunst macht heutzutage vor nichts Halt, und das sollte sie auch nicht.
Bis 17. Mai in der Lachenmann Galerie. Öffnungszeiten: Mit-Sa 11-17 Uhr.