Ann-Katrin Hahner

Viele Hundehalter erschrecken sich, wenn ihr Vierbeiner plötzlich seine Rute hängen lässt und ganz offensichtlich Schmerzen hat. Hinter diesem Verhalten kann eine sogenannte Wasserrute stecken – eine Erkrankung, die vor allem aktive und sportliche Hunde betrifft. Doch was genau steckt dahinter, und wie kann man seinem Hund helfen? Die wichtigsten Fragen und Antworten für Hundefreunde im Überblick.

Übrigens: Die Forschung hat sich eine ganze Weile mit der Körpersprache von Hunden beschäftigt. So ist Kopfneigen beispielsweise mehr als eine süße Geste.

Was ist eine Wasserrute überhaupt?

Die Wasserrute, auch bekannt als „limber tail“ oder „swimmer’s tail“ beschreibt eine Entzündung oder Überlastung der Rutenmuskulatur, die mit plötzlicher Lähmung und erheblichen Schmerzen verbunden ist. Betroffene Hunde können ihre Rute kaum noch bewegen, was sie stark im Ausdruck von Freude und Aufregung oder bei alltäglichen Bewegungen einschränkt. Meist tritt diese Erkrankung nach besonders intensiven Aktivitäten oder nach einem Bad im kalten Wasser auf, erläutert die europäische Tierklinik-Gruppe AniCura auf ihrer Website.

Wie erkennt man eine Wasserrute beim Hund?

Das auffälligste Merkmal einer Wasserrute ist die typische, schlaff herunterhängende Rute, die nur wenige Zentimeter gerade vom Körper absteht, bevor sie kraftlos nach unten fällt. Hunde vermeiden dabei oft das Wedeln, weil es zu schmerzhaft ist, und zeigen beim Sitzen eine Schonhaltung, indem sie ihr Becken leicht seitlich wegkippen — eine Haltung, die dem Versicherer Agila zufolge oft als „Welpensitz“ bezeichnet wird. Viele Hunde sind insgesamt ruhiger, wirken müde oder unruhig, weil sie keine angenehme Position finden und der Schmerz sie belastet, erklärt das Tiergesundheitsportal petMD. Nicht selten halten sie auch den Kot- und Harnabsatz zurück, weil das Absetzen zusätzliche Beschwerden bereitet.

Für manche Halter wirkt die Rute auf den ersten Blick wie gebrochen — tatsächlich liegt aber keine knöcherne Verletzung vor.

Welche Hunderassen neigen zur Wasserrute?

Vor allem Hunde mit hoher Aktivität und starkem Einsatz ihrer Rute sind betroffen. Dazu zählen laut Agila und AniCura:

  • Labrador Retriever

  • Setter

  • Pointer

  • Beagle

Grundsätzlich kann jedoch jeder Hund, unabhängig von Alter oder Rasse, an einer Wasserrute erkranken, wenn die Bedingungen ungünstig sind.

Welche Ursachen hat die Wasserrute?

Wie es bei Hunden zu der Wasserrute kommt, ist tatsächlich noch nicht vollständig geklärt. Tierärzte gehen von einer Kombination aus Überbeanspruchung und Unterkühlung der Rutenmuskulatur aus, erklärt AniCura weiter. Häufig wird der Zustand ausgelöst, wenn Hunde in sehr kaltem Wasser schwimmen und ihre Rute dabei besonders stark beanspruchen. Auch lange Autofahrten in einer zu engen Transportbox, bei denen der Hund seine Rute nicht frei bewegen kann, werden unter den Fachleuten des American Kennel Club, dem größten Dachverband der Hundezüchter in den USA, als mögliche Ursache diskutiert. Ebenso können offenbar übermäßige körperliche Belastungen — zum Beispiel beim Jagen, Sport oder intensiven Spielen — die Muskulatur der Hunde überfordern und zur Wasserrute führen.

Eine Infektion als Ursache kann laut der American Animal Hospital Association (AHAA) jedoch ausgeschlossen werden: Die Wasserrute ist rein muskulär oder nervenbedingt und nicht ansteckend.

Ist die Wasserrute gefährlich?

So dramatisch die Symptome wirken, so beruhigend ist die Aussicht: Eine Wasserrute ist in aller Regel nicht lebensbedrohlich. Allerdings leidet der Hund unter deutlichen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, weshalb laut Versicherer Agila eine tierärztliche Abklärung wichtig ist. Der Tierarzt kann andere Erkrankungen ausschließen, zum Beispiel einen Schwanzwirbelbruch oder verstopfte Analdrüsen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dass ein Arzt einen Blick auf die Rute wirft, ist auf jeden Fall angeraten, denn in seltenen Fällen können auch Bandscheibenvorfälle oder neurologische Probleme hinter der schlaffen Rute stecken, warnt petMD.

Wasserrute beim Hund – Wie wird sie behandelt und wann ist sie verheilt?

Die Therapie ist meist unkompliziert und vor allem darauf ausgelegt, Schmerzen zu lindern. Warme Umschläge oder eine Rotlichtlampe können helfen, die Muskulatur zu entspannen, schreibt AniCura – falls der Hund dies toleriert. Der Tierarzt wird bei Bedarf entzündungshemmende Medikamente verschreiben, die Entzündung und Schmerz schnell unter Kontrolle bringen.

Darüber hinaus sollte der Hund konsequent geschont werden und auf anstrengende Bewegungen verzichten, bis die Beschwerden abgeklungen sind. Auch wenn es schwerfällt: Den Hund zum Wedeln zu animieren, ist in dieser Phase kontraproduktiv, weil es die Heilung verzögern kann.

Ein Tierarztbesuch ist vor allem dann unverzichtbar, wenn Fieber auftritt, die Schmerzen außergewöhnlich stark sind oder die Symptome länger als zwei Wochen anhalten.

Normalerweise klingen die Beschwerden innerhalb weniger Tage bis spätestens zwei Wochen ab, beruhigt die AHAA. Eine schnelle Besserung lässt sich durch konsequente Ruhe, Schmerzbehandlung und Wärmeanwendungen unterstützen. Sollten die Symptome jedoch länger bestehen oder sich sogar verschlimmern, ist eine genaue tierärztliche Untersuchung unbedingt erforderlich, um andere ernsthafte Ursachen auszuschließen.

Kann man die Wasserrute vorbeugen?

An alle Hundebesitzer, die nun auf einen einmaligen Trick gehofft haben: Ganz verhindern lässt sich die Wasserrute leider nicht, aber Hundebesitzer können einiges tun, um das Risiko zu senken. Dazu gehört, den Hund nach dem Baden gründlich abzutrocknen und bei kaltem Wetter warm zu halten. Auch sollten Sport- und Jagdhunde vor der Saison langsam aufgebaut werden, um die Muskeln zu stärken und Überlastungen zu vermeiden, empfiehlt die Tierphysiopraxis StepbyStep aus Lehrte.

Wichtig ist ebenfalls, den Hund nicht zu lange in engen Transportboxen sitzen zu lassen. Gerade bei Reisen oder Turnieren sollte er regelmäßig Pausen bekommen und sich bewegen dürfen, damit die Schwanzmuskulatur nicht einseitig belastet wird.

Übrigens: Mit dem Sommer halten auch wieder hohe Temperaturen in Deutschland Einzug. Viele Hundehalter wissen allerdings nicht, wie schnell es für ihren Vierbeiner an sonnigen Tagen im Auto gefährlich werden kann.