In der ARD gibt es nach fast 30 Jahren einen Wechsel der Zuständigkeiten beim Eurovision Song Contest (ESC). Ab 2026 werde der Südwestrundfunk (SWR) anstelle des Norddeutschen Rundfunks (NDR) die Federführung übernehmen, teilte der SWR in Baden-Baden mit. Die ARD erklärte das damit, dass im Zuge der Reform Kräfte gebündelt würden. Allerdings gab es in der Vergangenheit immer wieder auch Kritik am NDR und dessen Auswahl häufig erfolgloser deutscher ESC-Starter.

Das ESC-Finale ist am 17. Mai in Basel, im Februar beginnt der dieses Jahr nach jahrelanger Pause wieder von Entertainer Stefan Raab verantwortete deutsche Vorentscheid. Wer für Deutschland startet, soll in einer Show am 1. März vom Publikum entschieden werden. Um einen guten Übergang zu garantieren, solle der SWR bereits am diesjährigen ESC beteiligt sein, teilte der Sender mit. Im Frühsommer werde der Südwestrundfunk die inhaltlichen Planungen für die künftige Gestaltung beginnen.

Ganz abgeschrieben ist der NDR noch nicht

Für den NDR gibt es demnach allerdings noch eine Hintertür für eine Verlängerung beim weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerb: Sollte Deutschland das ESC-Finale gewinnen, werde der NDR 2026 das internationale Finale verantworten.

ARD-Programmdirektorin Christine Strobl hat den Sieg Deutschlands bereits zum Ziel des diesjährigen Wettbewerbs erklärt. Strobl begründete das mit der Partnerschaft mit Raab, der auch 2010 beim bisher letzten deutschen Sieg von Lena Meyer-Landrut beteiligt war. In der 69-jährigen ESC-Geschichte konnte Deutschland nur zweimal gewinnen, vor Lena mit „Satellite“ gelang das 1982 Nicole mit „Ein bisschen Frieden“.

Mit freundlicher Unterstützung von Stefan Raab: Lena Meyer-Landrut, Gewinnerin des ESC 2010. Raab mischt dieses Jahr wieder mit.
Mit freundlicher Unterstützung von Stefan Raab: Lena Meyer-Landrut, Gewinnerin des ESC 2010. Raab mischt dieses Jahr wieder mit. | Bild: Julian Stratenschulte/dpa

Strobl erklärte zum Wechsel der Zuständigkeiten, sie sei dem SWR dankbar, dass er bereit sei, den ESC erfolgreich in die Zukunft zu führen. „Der ESC ist das größte Show-Event der ARD – ein Symbol für ein weltoffenes Europa und ein echter Lagerfeuermoment, der Millionen über alle Generationen hinweg begeistert, ob im klassischen TV oder in der Mediathek.“ Das sei maßgeblich dem NDR zu verdanken, der die Marke mit enormem Einsatz immer weiterentwickelt habe.

Der NDR hatte 1996 vom Mitteldeutschen Rundfunk MDR die Verantwortung für den ESC übernommen. Damals scheiterte Deutschland das erste und einzige Mal am Einzug ins Finale – seitdem ist Deutschland mit den vier anderen größten Geldgeberländern des Wettbewerbs – Großbritannien, Spanien, Italien und Frankreich – für das Finale gesetzt.

Beim ESC in Basel in diesem Jahr läuft noch alles wie gewohnt.
Beim ESC in Basel in diesem Jahr läuft noch alles wie gewohnt. | Bild: Philipp von Ditfurth/dpa

SWR-Programmdirektor Clemens Bratzler erklärte, sein Sender werde alles tun, dass der ESC weiter „spannend, bunt, lebendig, gesprächswertig und überraschend“ bleibe. „Um das finanziell ohne zusätzliche Mittel leisten zu können, haben wir intern umgeschichtet und werden mit anderen ARD-Häusern kooperieren“.

NDR-Programmdirektor Frank Beckmann erklärte, sein Sender habe den Wettbewerb mit großer Leidenschaft über viele Jahre betreut. „Wir haben mit Lena gewonnen, aber auch oft hintere Plätze belegt. Viele strategische Überlegungen wurden angestellt, doch der ESC bleibt immer auch ein bisschen unkalkulierbar – und das ist auch gut so.“ Auch Beckmann stellte sich hinter das Ziel, gemeinsam mit Raab den ESC gewinnen zu wollen.

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Spekulationen über einen Wechsel der Zuständigkeit für den ESC hatte es bereits seit Längerem gegeben. Diese wurden vor allem mit der häufigen Erfolglosigkeit deutscher Starter begründet. Seit 2015 landete Deutschland fast in jedem Jahr auf dem letzten oder vorletzten Platz, Ausnahme war nur Platz vier von Michael Schulte im Jahr 2018 und der 12. Platz von Isaak im vergangenen Jahr.

Der deutsche Vorentscheid läuft in diesem Jahr in der ARD und beim Privatsender RTL. Nach vier Shows soll am 1. März der deutsche Teilnehmer feststehen.