Sein von der SPD unterstützter Herausforderer Martin Horn (33) erreichte mit 34,7 Prozent auf Anhieb 3,4 Prozent mehr als Salomon. Horn hat Sozialarbeit studiert und ist im Sindelfinger Rathaus für Europaangelegenheiten zuständig.
Die OB-Wahl in Freiburg wird jetzt erst im zweiten Wahlgang in zwei Wochen am 6. Mai entschieden. Als Favorit gilt nun Martin Horn und nicht wie vor dem ersten gestrigen Wahlgang der Amtsinhaber. 16 Jahre Salomon sind genug – damit hat Horn bei einer Wahlbeteiligung von 51 Prozent wohl den Nerv vieler Wählerinnen und Wähler getroffen.
Bemerkenswert auch der Erfolg der Werkrealschullehrerin und Grün-Alternativen Gemeinderätin Monika Stein (48). Sie kam auf 26,2 Prozent. Die drei anderen Bewerber Kröber (1,4 Prozent), Wermter (2,6 Prozent) und Behringer (3,7 Prozent) spielten keine Rolle.
Oberbürgermeister Dieter Salomon erklärte, er sehe für sich weiterhin die Chance, die Wahl im zweiten Wahlgang zu gewinnen. Das sei wie im Fußball: das Hinspiel habe er verloren, das Rückspiel müsse er nun gewinnen. Der Abstand von 3,4 Prozent zu dem gestrigen Wahlsieger Martin Horn sei nicht so groß, dass er nicht aufgeholt werden könne. Salomon sagte in diesem Zusammenhang: „Viele Wählerinnen und Wähler haben gesagt, ein Schuss vor den Bug tut ihm gut, und dann wählen sie mich im zweiten Wahlgang.“ Jetzt gehe es darum, der Stadtgesellschaft zu verdeutlichen, dass Horn „allen alles verspricht“ und man so keine Stadt führen könne. Es sei in gewisser Weise eine Wahl gegen das Freiburger Establishment gewesen und Ausdruck diffuser Unzufriedenheit.
Der gestrige Wahlsieger Martin Horn erklärte, die Chance zum Wechsel in Freiburg sei jetzt real gegeben. Er habe vom Beginn seines Wahlkampfes an eine Wechselstimmung gespürt – viele hätten keine weitere Amtszeit von Dieter Salomon gewünscht und den Amtsinhaber als arrogant empfunden. Horn: „Ich war im Wahlkampf bei vielen Vereinen, bei denen Salomon die letzten 16 Jahre nicht ein einziges Mal gewesen ist“. Seine Parole, ,Freiburg gemeinsam gestalten‘ habe gezogen, sagte der 33-Jährige.
Die von linken Kräften unterstützte Monika Stein sprach von einem sensationellen Ergebnis für sich selbst. Jetzt werde sie mit ihren Unterstützern darüber reden, ob sie im zweiten Wahlgang noch einmal antritt. Sie wolle auch mit den beiden vor ihr liegenden Bewerbern sprechen.
Martin Horn kündigte ein Vier-Augen-Gespräch mit Monika Stein an, um die großen Schnittmengen der politischen Ansichten zu erörtern. Erwartungen an Monika Stein habe er nicht, aber insgeheim hofft er, dass sie aus dem Rennen geht und das ihm mit oder ohne Empfehlung zugutekommt. Dieter Salomon wird in diesem Punkt ähnlich denken und sich um Steins Unterstützung bemühen.
CDU könnte jetzt Salomon unterstützen
Nach SÜDKURIER-Informationen ist es jetzt sehr wahrscheinlich, dass die CDU, die keinen eigenen Kandidaten stellte, nach dem gestrigen Wahlausgang eine Empfehlung für Salomon ausspricht. Das könnte ihm helfen, doch noch zu gewinnen.
Salomon muss nämlich damit fertig werden, dass er in Teilen des grünen Lagers eher Ablehnung erfährt, in der konservativen Wählerschaft jedoch hohe Anerkennung genießt.
OB-Direktwahl
Im Jahr 1956 wurde in Baden-Württemberg die Direktwahl der Oberbürgermeister eingeführt. Dabei fällt am Freiburger Beispiel eines auf: Immer, wenn seitdem ein Amtsinhaber die Wiederwahl anstrebte, fiel bereits im ersten Wahlgang die Entscheidung zu seinen Gunsten. Das war nach 1962 so bei Eugen Keidel (SPD), 1982 beim Konstanzer Rolf Böhme (SPD), der zweimal wiedergewählt wurde. 2002 wurde Salomon im zweiten Wahlgang als erster Grüner zum OB einer deutschen Großstadt gewählt. Die direkte Wiederwahl gelang ihm 2010 mit 50,5 Prozent im ersten Wahlgang. Damals hatte Salomon nur zwei Gegenkandidaten, bei der aktuellen Wahl waren es fünf. (uh)