Die schöne alte Dame, die die Männerrunde so fasziniert, dass sie sie wieder zum Leben erwecken wollen, steht auf dem Tisch und glänzt silbrig im Schein der Deckenlampen. Das Modell des legendären Dornier Flugschiffs Do X besitzt allerdings den bescheidenen Maßstab von 1:72, und seine Tragflächen strecken sich nur einen halben Meter. Vor Augen aber steht den Männern Größeres, viel Größeres.

Gründer im Geist der Do X (Mitte). Von links: Michael Witt, Vorsitzender Peter Kielhorn, Udo Wobka , zweiter Vorsitzender Mark Biell, ...
Gründer im Geist der Do X (Mitte). Von links: Michael Witt, Vorsitzender Peter Kielhorn, Udo Wobka , zweiter Vorsitzender Mark Biell, Richard Buck, Kassier Alexander Greupl, Michael Schliep und Schriftführer Sebastian Krämer. Nicht auf dem Bild ist Steffen Harbusch. | Bild: Alexander Michel Südkurier

Für die neun Mitglieder des gerade gegründeten Vereins „Freundes- und Förderkreis Do Flugschiff“ ist das Tischmodell im Nebenzimmer des Gasthauses „Montfort„ in Kippenhausen ein Symbol der Zuversicht in Leichtmetall. Genau aus diesem Stoff soll es eine größere Schwester geben: den 1:1-Nachbau von Dorniers je gebauten größtem Flugzeug, von dem nur Fotos, wenige Schrott-Teile aus Alu und ein Holzpropeller überlebt haben.

Diese Torpedoklampe mit herausgerissener Beplankung vom Heck der Do X wird im Dornier-Museum gezeigt.
Diese Torpedoklampe mit herausgerissener Beplankung vom Heck der Do X wird im Dornier-Museum gezeigt. | Bild: Dornier Museum

Peter Kielhorn, der eben gewählte erste Vorsitzende der Retro-Pioniere, verbreitet trotz der immensen und vermutlich mehr als 12 Millionen Euro teuren Aufgabe Optimismus. „Der Druck ist im Kessel“, sagt der Ingenieur und Informatiker. In vier bis acht Wochen, so hofft man, hat das Finanzamt seinen Segen zur Gemeinnützigkeit des Vereins gegeben.

Ingenieur und Informatiker Peter Kielhorn (re.) hält eine Seitenansicht des Flugbootes DO X, während Studenten der Dualen Hochschule ...
Ingenieur und Informatiker Peter Kielhorn (re.) hält eine Seitenansicht des Flugbootes DO X, während Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg am Rechner konstruieren. | Bild: dpa

Dann wollen die Dornianer 2.0 bei der Luftfahrtmesse Aero in Friedrichshafen (1. bis 4. April) um Spenden für die Do-X-Replika werben. Dafür wird am Stand des Dornier Museums Digitaltechnik an Bord sein. Per Datenbrille können sich Besucher das luxuriöse Passagierdeck des Giganten von Innen anschauen oder das gewaltige haushohe Vorschiff bestaunen.

Computer-Darstellung des Vorschiffs der Do X. Es ist 10 Meter lang.
Computer-Darstellung des Vorschiffs der Do X. Es ist 10 Meter lang. | Bild: Peter Kielhorn

Zu den Gründungsmitgliedern gehört auch Michael Witt, Ehrenamtlicher im Dornier Museum. In der alten Flugwerft in Altenrhein, wo die Do X vor 90 Jahren gebaut wurde, hat er einen Speicherfund gemacht, der bald ausgestellt werden soll. Mehr wird nicht verraten.

Auch einen riesigen hölzernen Vierblatt-Propeller der Do X hat das Dornier Museum im Bestand. Die Maschine hatte 12 von ihnen. Im ...
Auch einen riesigen hölzernen Vierblatt-Propeller der Do X hat das Dornier Museum im Bestand. Die Maschine hatte 12 von ihnen. Im Hintergrund (von links): Kurator Jörg-Michael Hormann und der frühere Direktor Berthold Porath. | Bild: Südkurier

Vor Augen steht dem Verein eine „gläserne Fabrik“, in der Besucher bei der Montage des Giganten zuschauen können, für die man zehn Jahre veranschlagt. Ob diese Fabrik die Halle des Dornier Museum sein wird, ist offen. Der Leiter David Dornier hatte sich im Dezember interessiert gezeigt und die Do X seines Großvaters Claude Dornier als „Plan B“ nach einem Scheitern des „Landshut„-Projekts bezeichnet.

Zieht er bei dem Mega-Projekt mit? David Dornier in der ehemaligen Baracke, in der sein Großvater, der Flugzeugkonstrukteur Claude ...
Zieht er bei dem Mega-Projekt mit? David Dornier in der ehemaligen Baracke, in der sein Großvater, der Flugzeugkonstrukteur Claude Dornier, am Bodensee gearbeitet hat. | Bild: dpa

Die studentische Projektgruppe um Peter Kielhorn – 30 angehende Maschinenbauer und Luftfahrt-Ingenieure – hat die Do X bereits am Computer nachkonstruiert. Der Theorie soll die Praxis in Gestalt von Alu-Streben folgen, die in Ungarn entstehen. Voraussetzung: 25 000 Euro in der Vereinskasse.

Das Aluminium-Skelett der Do X in der Computer-Darstellung. Der Nachbau soll auf einer Rumpfseite verkleidet werden. Die andere Seite ...
Das Aluminium-Skelett der Do X in der Computer-Darstellung. Der Nachbau soll auf einer Rumpfseite verkleidet werden. Die andere Seite gibt den Blick auf die Konstruktion frei. | Bild: Steffen Harbusch

Immerhin: Im Maßstab 1:10 gibt es die Do X bereits – unter der Decke im Dornier Museum aufgehängt. Die 5 Meter Spannweite geben einen Eindruck davon, was die Macher des neuen Vereins erwartet.

Immer wieder aufs Neue ein Blickfang: ein Modell im Maßstab 1:10 der legendären „Do X“.
Immer wieder aufs Neue ein Blickfang: ein Modell im Maßstab 1:10 der legendären „Do X“. | Bild: Dornier Museum

 

Rückmeldung an den Autor geben