Die schöne alte Dame, die die Männerrunde so fasziniert, dass sie sie wieder zum Leben erwecken wollen, steht auf dem Tisch und glänzt silbrig im Schein der Deckenlampen. Das Modell des legendären Dornier Flugschiffs Do X besitzt allerdings den bescheidenen Maßstab von 1:72, und seine Tragflächen strecken sich nur einen halben Meter. Vor Augen aber steht den Männern Größeres, viel Größeres.

Für die neun Mitglieder des gerade gegründeten Vereins „Freundes- und Förderkreis Do Flugschiff“ ist das Tischmodell im Nebenzimmer des Gasthauses „Montfort„ in Kippenhausen ein Symbol der Zuversicht in Leichtmetall. Genau aus diesem Stoff soll es eine größere Schwester geben: den 1:1-Nachbau von Dorniers je gebauten größtem Flugzeug, von dem nur Fotos, wenige Schrott-Teile aus Alu und ein Holzpropeller überlebt haben.

Peter Kielhorn, der eben gewählte erste Vorsitzende der Retro-Pioniere, verbreitet trotz der immensen und vermutlich mehr als 12 Millionen Euro teuren Aufgabe Optimismus. „Der Druck ist im Kessel“, sagt der Ingenieur und Informatiker. In vier bis acht Wochen, so hofft man, hat das Finanzamt seinen Segen zur Gemeinnützigkeit des Vereins gegeben.

Dann wollen die Dornianer 2.0 bei der Luftfahrtmesse Aero in Friedrichshafen (1. bis 4. April) um Spenden für die Do-X-Replika werben. Dafür wird am Stand des Dornier Museums Digitaltechnik an Bord sein. Per Datenbrille können sich Besucher das luxuriöse Passagierdeck des Giganten von Innen anschauen oder das gewaltige haushohe Vorschiff bestaunen.

Zu den Gründungsmitgliedern gehört auch Michael Witt, Ehrenamtlicher im Dornier Museum. In der alten Flugwerft in Altenrhein, wo die Do X vor 90 Jahren gebaut wurde, hat er einen Speicherfund gemacht, der bald ausgestellt werden soll. Mehr wird nicht verraten.

Vor Augen steht dem Verein eine „gläserne Fabrik“, in der Besucher bei der Montage des Giganten zuschauen können, für die man zehn Jahre veranschlagt. Ob diese Fabrik die Halle des Dornier Museum sein wird, ist offen. Der Leiter David Dornier hatte sich im Dezember interessiert gezeigt und die Do X seines Großvaters Claude Dornier als „Plan B“ nach einem Scheitern des „Landshut„-Projekts bezeichnet.

Die studentische Projektgruppe um Peter Kielhorn – 30 angehende Maschinenbauer und Luftfahrt-Ingenieure – hat die Do X bereits am Computer nachkonstruiert. Der Theorie soll die Praxis in Gestalt von Alu-Streben folgen, die in Ungarn entstehen. Voraussetzung: 25 000 Euro in der Vereinskasse.

Immerhin: Im Maßstab 1:10 gibt es die Do X bereits – unter der Decke im Dornier Museum aufgehängt. Die 5 Meter Spannweite geben einen Eindruck davon, was die Macher des neuen Vereins erwartet.
