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Kann Alkohol dazu beitragen, sich besser in einer Fremdsprache auszudrücken? Ein Forschungsteam fand heraus, dass dies unter bestimmten Bedingungen tatsächlich der Fall sein kann. Die Freiburger Psychologen Jessica Werthmann und Fritz Renner wurden nun in Boston bei der Verleihung der Ig-Nobelpreise ausgezeichnet. 

Die Auszeichnung komme überraschend, sagte Renner der Deutschen Presse-Agentur. Die Idee sei bei einer Fachtagung geboren worden: «Wir haben abends etwas getrunken und festgestellt, dass es leichter fiel, sich auf Englisch zu unterhalten.» 

In der US-Ostküstenmetropole kamen ingesamt zehn wissenschaftliche Studien zum Zuge, die «erst zum Lachen und dann zum Denken anregen» sollen. Die undotierten Spaßpreise wurden von einer Zeitschrift für kuriose Forschung vergeben - bereits zum 35. Mal. Der Titel des skurrilen Events - Ig-Noble - ist ein Wortspiel: «Ignoble» heißt auf Deutsch etwa «unehrenhaft». 

Das Freiburger Forscher-Paar, beide sind 43 Jahre alt, reiste nicht zur Verleihung in die USA, schickte aber eine kurze Dankesrede, die vorgelesen wurde. 

Überraschung nach Wodka-Drink 

Die Studie entstand bereits vor acht Jahren. Damals arbeiteten Werthmann und Renner in Maastricht. Das Team lud 50 aus Deutschland stammende Studierende ein: «Eine Gruppe bekam einen Drink mit Wodka und Bitter Lemon, die andere Gruppe nur ein Glas Wasser», erzählte Renner. 

Es gab danach kurze Gespräche auf Niederländisch, die von Muttersprachlern bewertet wurden. «Die Auswertung ergab, dass sich die Studierenden nach dem Alkoholgenuss nicht überschätzten und besser abschnitten. Das hat uns sehr überrascht», resümierte Renner. Der Universitätslehrer beschäftigt üblicherweise mit Depressionen.

Forscherin: Wollen nicht zum Trinken animieren

Werthmann sagte, das 2017 in einer seriösen englischsprachigen Fachzeitschrift veröffentlichte Forschungsergebnis dürfe nicht missinterpretiert werden. «Wir wollen nicht dazu raten, Alkohol zu trinken, um Fremdsprachen zu sprechen.» 

Bei dem Test in den Niederlanden gab es demnach nur eine moderate Alkoholdosis. «Der Preis passt zu der Studie. Sie soll zum Lachen und Nachdenken anregen», so Werthmann. Die an der Uni lehrende Psychologin arbeitet daran, Therapiemöglichkeiten für Essstörungen zu verbessern. 

Schrille Gala in Boston 

Die traditionell schrille Gala zur Preisverleihung fand vor rund 1.000 Zuschauern und Zuschauerinnen in einem Universitätsgebäude in Boston statt - diesmal mit dem Oberthema «Verdauung». 

Ein Team aus Nigeria, Togo, Italien und Frankreich wurde in der Kategorie Ernährung ausgezeichnet für Untersuchungen darüber, «inwieweit eine bestimmte Art von Eidechse sich aussucht, bestimmte Arten von Pizza zu essen». Ein Wissenschaftler und eine Wissenschaftlerin aus den USA bekamen den Preis in der Kategorie Kinderheilkunde, «für ihre Forschungen dazu, was ein Muttermilch trinkendes Baby erlebt, wenn die Mutter des Babys Knoblauch isst».

Die Ehrung in der Kategorie Physik ging an ein Team, an dem auch Forscher vom Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden beteiligt waren. Sie wurden ausgezeichnet «für Entdeckungen zur Physik von Nudelsauce, besonders im Phasenübergang, der zu Verklumpung führen kann, was eine Ursache für Unannehmlichkeiten sein kann». 

Wissenschaftlerin: «Forschung kann auch witzig sein»

Werthmann sagte mit Blick auf die Auszeichnung, dass damit Interesse für die Forschung geweckt werden können. «Forschung kann auch witzig sein und Spaße machen.» Beide Forscher erwarten übrigens nicht, nun Vorteile zu haben - denn die prämierte Studie habe eigentlich mit ihren angestammten Fachgebieten nichts zu tun. 

Ist in Südbaden eine Fortsetzung der «Spaßforschung» geplant? «Ich könnte mir vorstellen, dass uns noch das eine oder andere einfällt», antwortete Werthmann, ohne Details zu verraten. Sogenannte Seitenprojekte erfordern Freiräume in der Wissenschaft, wie sie hinzufügte. Genügend Elan haben die Freiburger: «Forschung ist unsere Leidenschaft», sagte Werthmann.