
Die verlorene Gin-Kugel

Das ist sie, die Kugel, die in den letzten Wochen für so viel Aufsehen gesorgt hat. Zeitungen berichteten über sie, im Fernsehen war sie auch. Oder zumindest Bilder von ihr. Denn die Kugel selbst ist ja weg. Seit Dezember 2022 vermissen ihre Besitzer, Cello Fisch und Jenny Strohmeier, das 800 Kilo schwere stählerne Stück. Der Fall ist mysteriös.
Eine gute Geschäftsidee zweier Schweizer

Das sind Cello Fisch und Jenny Strohmeier im Jahr 2020. Damals bereitete ihnen die Kugel viel Freude. Denn die beiden Inhaber einer Gin-Manufaktur in Romanshorn hatten eine Idee.

Nämlich die Kugel mit ihrem selbst hergestellten Gin zu füllen und sie auf dem Grund des Bodensees zu versenken. Dort sollte das Getränk reifen.
Wie versenkt man eine Kugel voller Gin im Bodensee?

100 Tage lang. Eine aufwendige Aktion, die schweres Gerät und Experten forderte.

Zum Beispiel einen Taucher wie auf diesem Bild. Und einen Kranführer. Mit an Bord bei den Gin-Versenkungen und -Bergungen war auch stets Jenny Strohmeiers Schwester Diana, die alles fotografisch festhielt.

Die Fotos wurden unter anderem für Instagram und als Werbung für den Gin aus dem Bodensee genutzt. Alles klappte gut, zwei Jahre lang. Bis 2022.
Ein Blick zurück ins Jahr 2022

Gehen wir zurück in den September 2022. Cello Fisch und Jenny Strohmeier sagen: Alles startete wie in den Jahren zuvor. Die Kugel wurde gefüllt, festgeschnallt und Richtung Romanshorner Bodenseeufer gefahren.

Mit dieser Plattform ging es runter gen Bodenseegrund. Laut Jenny Strohmeier würden Muscheln und Schlick dann eine Art Vakuum am Grund bilden, so dass Plattform und Kugel festsitzen.

Dieser Kran sollte Kugel samt Plattform im Wasser versenken.

Der Taucher springt kurz darauf hinterher, er soll die alkoholische Fracht am Bodenseegrund positionieren.
Der Tag, an dem sie ihre Gin-Kugel zurückholen wollten

100 Tage später, 7. Dezember 2022: Um 10 Uhr, als dieses Bild aufgenommen wurde, lag der Bodensee von Winternebel bedeckt da.

Kurz nach zehn Uhr sprang der Taucher offenbar zum ersten Mal an diesem Tag ins Wasser, um nach der Gin-Kugel zu suchen.

Eigentlich hätte am Verbleib der Kugel kein Zweifel bestehen sollen. So erzählen es die Inhaber der Fishgroup später. Sie hätten ja die GPS-Daten von der Stelle gehabt.

Bis zum frühen Abend, sagen die Kugel-Besitzer, hätten sie gesucht. Und seien immer verzweifelter geworden. Doch auch nach Stunden hätten sie nichts gefunden.
Die Kantonspolizei Thurgau suchte nach der Gin-Kugel

Wie kann eine Kugel vom Grund des Bodensees verschwinden? Jenny Strohmeier und Cello Fisch verständigten die Kantonspolizei Thurgau. Die führte Befragungen durch, ließ Taucher nach dem stählernen Gin-Gefäß forschen.

Doch keine Spur. Vor wenigen Tagen dann verkündete die Kantonspolizei auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass die Ermittlungen eingestellt worden seien. Der Fall ist mysteriös: Eine so schwere Kugel einfach verschwunden? In den sozialen Medien warfen einige Nutzer den Kugel-Besitzern einen PR-Gag vor. Wenn, dann wäre dieser teuer gewesen: Mehrere tausend Euro ist der Gin laut Fishgroup wert.
Diebstahl, Werbeaktion, im Bodensee verloren gegangen?

Andere spekulierten, die Kugel liege sicher irgendwo im Schlamm. Jenny Strohmeier sagte im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Wir denken, dass es Diebstahl war.“ Der Täter müsse einer sein, der das Equipment gehabt und die GPS-Daten gekannt hätte.

„Für mich ist die Sache erst vom Tisch, wenn die Kugel wieder da ist“, sagte Jenny Strohmeier dem SK. Denn die Kugel sei wie ein Wahrzeichen der Gin-Manufaktur. „Wir überlegen uns jetzt einen Schlachtplan“, sagte sie.

Wird es wieder Bodensee-Gin geben? Diejenigen, die auf der Website das alkoholische Getränk bereits vorbestellt hatten, haben ihr Geld zurückerhalten, so Jenny Strohmeier.
Und so geht es weiter:

Das Foto ist von 2021, als Cello Fisch und Jenny Strohmeier ihre Kugel mit Gin nach 100 Tagen Bodensee-Lagerung erfolgreich geborgen hatten. Sie strahlen. Wird es eine Szene wie diese wieder geben – oder haben die beiden erstmal genug von ihrem Experiment mit der Kugel? Dazu Jenny Strohmeier: „Vielleicht werden wir eine neue Kugel herstellen lassen, dann gibt es Ende dieses Jahres wieder den Bodensee Gin.“