Dreieinhalb Wochen vor der Landtagswahl hätte nur eine Zweierkonstellation eine Mehrheit, die Regierung bilden zu können: eine schwarz-grüne Koalition. Sie käme auf 59 Prozent und wäre die Groko baden-württembergischer Ausprägung. Weder reichte es für ein Weiterregieren von Grün-Rot (42 Prozent) noch für ein Bündnis aus CDU und FDP (39 Prozent). Weiterhin denkbar wären Dreierbündnisse: Die klassische Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP unter einem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) und zusammen 50 Prozent oder eine „Deutschland-Ampel“ aus CDU, SPD und FDP unter einem Ministerpräsidenten Guido Wolf (CDU) mit zusammen 53 Prozent.

Die befragten Bürger freilich haben andere Lieblingskonstellationen. 52 Prozent der Befragten wünschen sich nach wie vor eine Fortsetzung der grün-roten Landesregierung, 45 Prozent antworteten „weniger gut/schlecht“. Eine Koalition aus CDU und Grünen rangiert auf Platz zwei in der Beliebtheit (41 Prozent), eine aus CDU und SPD auf Rang drei mit 33 Prozent, nur ein Prozent vor einem schwarz-gelben Bündnis. Am unbeliebtesten sind eine Ampel und abgeschlagen ein Zusammengehen von CDU, SPD und FDP.

Gefragt, wen sie direkt wählen würden, wenn dies denn ginge, antworteten 63 Prozent mit Kretschmann, aber nur 21 Prozent mit Wolf. Nicht nur Grünen-Anhänger würden ihr Kreuz bei Kretschmann machen (zu 99 Prozent) , auch 71 Prozent der SPD- und 50 Prozent der CDU-Anhänger sowie 49 Prozent der Wähler mit Nähe zur FDP. Die Präferenz für Kretschmann spiegelt sich auch im Zufriedenheitswert wider, der abermals um zwei Prozent auf nun 71 Prozent anstieg. Mit Wolf sind nur 27 Prozent (plus drei) zufrieden oder sehr zufrieden. Nils Schmid (SPD) liegt hier bei 39 Prozent (plus drei), FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke nur bei 14 Prozent.

Wechselstimmung ist auch nach dieser Umfrage nicht auszumachen. 47 Prozent wünschen sich eine Landesregierung unter Führung der Grünen (plus ein Prozent), darunter sogar elf Prozent der CDU- und 23 Prozent der FDP-Anhänger. Dagegen wollen nur 38 Prozent (minus ein Prozent) eine Landesregierung unter Führung der CDU, darunter 85 Prozent der CDU- und 67 Prozent der FDP-Anhänger. Auch 45 Prozent der potenziellen AfD-Wähler würden Wolf wählen. Als das wichtigste Thema für die Wahlentscheidung nannten 56 Prozent die Flüchtlingsproblematik, danach folgten Wirtschaft und Arbeit (44 Prozent), soziale Gerechtigkeit (37 Prozent), Bildung (34 Prozent) sowie Umwelt und Energie (18). Für die Klientel der AfD ist das Flüchtlingsthema zu 93 Prozent entscheidend für die Frage, wen sie wählen.

Die Zahlen kamen bei den Parteien unterschiedlich an. Am selbstbewusstesten klingen noch die Grünen: „Die Baden-Württemberger wollen, dass Winfried Kretschmann ihr Ministerpräsident bleibt“, kommentieren die Landeschefs. „Grün-Rot ist möglich.“ FDP-Landeschef Michael Theurer ist überzeugt, dass sich die „klare inhaltliche Strategie“ seiner Partei auszahlt. Er sieht wie der Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke seine Partei inhaltlich als Alternative zur AfD. Die CDU als Partei, die dramatische Verluste hinnehmen muss, tröstet sich damit, dass Grün-Rot keine Mehrheit hat und „abgewählt“ ist. Wahlkampfleiter Thorsten Frei und Generalsekretärin Katrin Schütz meinen laut Pressemitteilung: „Eine CDU-geführte Regierung von Guido Wolf ist in greifbarer Nähe.“ Für die SPD, die ebenfalls nochmal abrutscht, meint Generalsekretärin Katja Mast: „Die Umfrage ist enttäuschend, sie wird uns aber nicht entmutigen.“ Man werde kämpfen, weil nur eine starke SPD Grün-Rot an der Regierung garantiere.