Im Freiburger Mordprozess gegen den Flüchtling Hussein K. ändert das Landgericht die Beweisaufnahme. Die für diesen Donnerstag geplante Vernehmung zweier Gutachter werde voraussichtlich auf November verschoben, sagte ein Gerichtssprecher. Hussein K. werden Mord und besonders schwere Vergewaltigung vorgeworfen. Er hat zugegeben, im Oktober vergangenen Jahres eine 19 Jahre alte Studentin vergewaltigt und getötet zu haben.
Vor den Sachverständigen sollen weitere Zeugen gehört werden, zudem werde an den Gutachten noch gearbeitet. Der Plan werde daher geändert. Der Prozess, der Anfang September begonnen hat, wird diesen Dienstag und Donnerstag fortgesetzt. Als Zeugen sollen an beiden Tagen unter anderem Polizeibeamte aussagen, die in dem Fall ermittelt haben. Die insgesamt zehn Sachverständigen folgen im November.
Der Fall hatte bundesweite Debatten über die Flüchtlingspolitik ausgelöst. Ein Urteil soll im Dezember gesprochen werden.
Es geht in dem Prozess auch um die Frage, wie alt der vor der Jugendkammer stehende Mann tatsächlich ist. Dies wird auch Auswirkungen auf die Höhe der Strafe haben. Er selbst hatte angegeben, aus Afghanistan zu kommen und 17 Jahre alt zu sein. Zum Prozessauftakt gab er zu, beim Alter gelogen zu haben und älter zu sein. Weitere Angaben zu seinem Alter machte der Mann nicht.
Die Staatsanwaltschaft hält Hussein K. für mindestens 22 Jahre alt. Zwei Gutachten sollen dies im Laufe des Prozesses untermauern.
Hussein K. war im November 2015 ohne Papiere nach Deutschland gekommen und hatte als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in Freiburg bei einer Pflegefamilie gelebt. Wegen einer Gewalttat an einer jungen Frau im Jahr 2013 war er in Griechenland zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, im Oktober 2015 aber vorzeitig gegen Auflagen entlassen worden. Wenig später tauchte er unter und in Deutschland wieder auf. Von seiner kriminellen Vorgeschichte wussten deutsche Behörden nichts, weil sie von Griechenland nicht informiert wurden.
Der Fall in Griechenland werde auch vor dem Freiburger Gericht eine Rolle spielen, sagte die Vorsitzende Richterin Kathrin Schenk. Vier griechische Polizisten, die damals ermittelt und Hussein K. festgenommen haben, sollen in Freiburg als Zeugen gehört werden. Zudem werde mit einem Rechtshilfeersuchen versucht, das damalige Opfer in Griechenland ausfindig zu machen. Dies sei bislang nicht gelungen.