Lukas Schäfer und dpa

Gute Nachrichten für alle, die in Baden-Württemberg mit Touristen ihr Geld verdienen: Besucher haben im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg fast 25 Milliarden Euro ausgegeben. Das zeigt die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“, deren Ergebnisse der zuständige Landesminister Guido Wolf vorgestellt hat. Das sogenannnte Bruttoumsatzvolumen lag damit gut 22 Prozent über dem Wert von 2015, dem Jahr, in dem die Untersuchung zum letzten Mal durchgeführt wurde. „Die Zahlen sind bemerkenswert gut und zeigen: Die Tourismusbranche ist eine Leitökonomie“, so die Bilanz von Minister Wolf.

In diesem Jahr setzt sich der Trend dem Statistischen Landesamt zufolge fort. So kamen von Januar bis Mai bereits 8,1 Millionen Gäste nach Baden-Württemberg, die Zahl der Übernachtungen stieg auf 19,6 Millionen. Beide Werte haben damit im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent zugelegt.

Der Nutzen für den Südwesten sei vielfältig, erläuterte Wolf. „Tourismus stärkt den ländlichen Raum und geht mit großen Investitionen in die Infrastruktur einher.“ Die so entstandenen Schwimmbäder, Uferpromenaden und Museen kämen auch den ortsansässigen Bürgern zugute.

43 Prozent mehr Tagesgäste

Und sie locken auch Tagesbesucher, die der Studie nach für den Tourismus im Südwesten immer wichtiger werden. Ihre Zahl stieg im Vergleich zu 2015 um 43 Prozent. Baden-württembergische Destinationen wurden demnach im Jahr 2017 rund 540 Millionen Mal für einen Tag besucht – und in dieser Zeit gaben die Menschen fast 14 Milliarden Euro aus. „Davon profitieren Handel, Gastgewerbe und Dienstleister gleichermaßen“, sagte Wolf.

Allerdings weisen die Verfasser der Studie darauf hin, dass die Zahlen der Tagestouristen von Jahr zu Jahr stark schwanken. So gab es bereits 2006 eine hohe Zahl von Tagesbesuchen – damals fand die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland statt, auch Stuttgart war Austragungsort.

390.000 Vollzeitbeschäftigte in der Branche

Neben Großereignissen beeinflusst auch das Wetter das Ausflugsverhalten – genauso wie die Frage, ob die Feiertage in einem Kalenderjahr auf die Wochenenden fallen oder nicht. Ein Trend sei der Tagestourismus aber allemal, sagte der Tourismusminister: „Die Menschen sind öfter und dafür kürzer unterwegs.“

Der Studie zufolge arbeiten im Südwesten mittlerweile rund 390.000 Vollzeitbeschäftigte in der Branche – im Vergleich zu 2015 ein Anstieg um 20 Prozent. „Das Tourismusgewerbe ist damit ein Jobmotor, der Arbeitsplätze für Menschen mit ganz unterschiedlichen Berufsqualifikationen schafft“, bilanzierte Wolf. Zudem hätten die Arbeitsplätze den Vorteil, dass sie ortsgebunden seien – man könne sie nicht einfach nach China schieben. (dpa)

Urlaubsland Baden-Württemberg

Wie beliebt ist die Region bei Touristen? Die Tourismusbranche im Südwesten verzeichnet seit zehn Jahren einen Anstieg der Gäste- und Übernachtungszahlen. Mit 21,6 Millionen Gästen überschritt die Gästezahl erstmals die Schwelle von 21 Millionen. Diese positive Entwicklung lässt sich auf den Inlands- und Auslandstourismus zurückführen. Überdurchschnittliche Zuwächse bei den Übernachtungen konnte in den Reiseregionen die Schwäbische Alb (+3,1 Prozent) verzeichnen, die somit im zweiten Jahr infolge das Landesergebnis (3,1 Prozent) knapp übertraf. In der Region Bodensee-Oberschwaben gab es insgesamt ein Übernachtungsplus von 1,5 Prozent, im Schwarzwald von 0,7 Prozent.

Woher kommen die Touristen? Mit 41,5 Millionen Übernachtungen stammten die meisten Touristen aus dem Inland. 5,1 Millionen Gäste stammten hingegen aus dem Ausland. Das Plus an Übernachtungen lag bei Inlands- und Auslandsgästen bei 1,7 Prozent. Die meisten der internationalen Gäste stammten aus der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich. Nennenswerte Zuwächse von je 5,1 Prozent verkündeten die Tourismusbetriebe bei internationalen Gäste aus China und Polen. Abgenommen hat hingegen die Zahl der Gäste aus Großbritannien (Minus 3,5 Prozent).

Gibt es regionale Unterschiede? Eine deutliche Mehrheit der Stadt- und Landkreise kann sich über eine positive Übernachtungsentwicklung freuen. Naturgemäß ergeben sich zwischen den einzelnen Regionen jedoch größere Unterschiede. So kann sich beispielsweise der Landkreis Tuttlingen über ein Plus von 15 Prozent an Übernachtungen freuen, während der Landkreis Freudenstadt ein Minus von 3 Prozent hinnehmen musste. 12 Stadt- und Landkreise konnten ihre Gästezahlen aus dem Vorjahr nicht mehr erreichen. Darunter befanden sich jedoch sieben Kreise, die ihre Übernachtungszahlen von 2016 nur um ein Prozent oder sogar weniger verfehlten. Über die meisten Übernachtungsgäste konnte sich dabei der Regierungsbezirk Freiburg freuen.

Mussten Landkreise Defizite verkraften? Im Vergleich mit 2016 kam es bei den Großstädten mit 100.000 und mehr Einwohnern sowie den Städten von 50.000 bis unter 100.000 Einwohnern und von 20.000 bis 50.000 Einwohnern jeweils zu einem überdurchschnittlichen Zuwachs von Übernachtungen (+2,5 Prozent bis +3,8 Prozent). Gemeinden ab 10.000 bis unter 20.000 Einwohner mussten jedoch einen Rückgang von 0,2 Prozent verkraften. Damit setzte sich auch 2017 der seit Jahren zu beobachtende Trend zum Städtetourismus fort. In der Gliederung der Gemeindegruppen verzeichneten die sonstigen Gemeinden (ohne touristisches Prädikat), zu denen die meisten größeren Städte des Landes gehören, einen überdurchschnittlichen Übernachtungszuwachs von knapp drei Prozent.

Wie läuft der Tourismus im Winter? Der Februar war der einzige Monat, in dem die Zahlen der Gästeankünfte des Vorjahres nicht übertroffen werden konnten. Das hängt auch mit den schlechten Schneebedingungen Anfang des Jahres zusammen. Bei den Übernachtungen war die Entwicklung hingegen uneinheitlicher. Im Februar, März, Mai und August 2017 war die Zahl der Übernachtungen niedriger als 2016. Der Winter ist also nicht der einzige touristenschwache Monat des Landes. Doch in acht Monaten des Jahres wurde ein Plus registriert.

Hat sich die Zahl der Kurgäste in Baden-Württemberg verändert? Die Zahl der Übernachtungen entwickelte sich recht unterschiedlich. Bei den prädikatisierten Gemeinden konnten lediglich die Erholungsorte und die Mineral- und Moorbäder mehr Übernachtungen als im Vorjahr verbuchen (1,6, bzw 0,8 Prozent).