

Rolf Böhme starb in der Nacht zum Dienstag. Die Nachricht wurde im Rahmen eines Empfangs in Freiburg erstmals bekannt. Martin Horn, der Nach-Nachfolger von Böhme, hatte die betroffenen Besucher um eine Trauerminute gebeten.
Beeindruckt von Helmut Schmidt
Der 84-Jährige stammt aus Konstanz. Dort ist er aufgewachsen und wirkte später als Anwalt. Früh ging er in die Politik. Schon 1972 schaffte Böhme auf der Landesliste den Sprung in den Bundestag. Dort erlebte er eine SPD in Bestform und Willy Brandt als Bundeskanzler. Später beeindruckte ihn Helmut Schmidt, in dessen Kabinett er zum Staatssekretär im Finanzministerium aufrückte. War er bis dahin eher Experten bekannt, so änderte sich das 1982 schlagartig: Rolf Böhme wurde zum OB von Freiburg gewählt. Einer seiner Wahlredner hieß Helmut Schmidt, damals bereits Altkanzler.

Die folgenden 20 Jahre waren prägend für Freiburg und für den neuen Stadtchef: Die Universitätsstadt und ihre anspruchsvollen Bürger erlebten einen Sprung nach vorne. Böhme brachte das Konzerthaus durch, das die Grünen mit teils absurden Argumenten bekämpft hatten. Dieses Haus wurde zum Kern der Renovation des bisher schmuddeligen Bahnhofsviertels. In seiner Amtszeit erlebte die Universitätsstadt massive Konflikte: Hausbesetzungen waren in den frühen 80er Jahren die Regel. Die Komplexe Dreisameck oder Schwarzwaldhof standen für eine brodelnde studentische Szene mit gewaltbereiten Rändern.

Dass Freiburg heute als Öko-Stadt gilt, ist dem rührigen SPD-Politiker zuzuschreiben. Nicht erst sein Nachfolger Dieter Salomon erfand die breiten Fahrradwege für die Stadt im Breisgau. Bereits der Praktiker Böhme schob diese Entwicklungen an – mit einer feinen Nase für den grünen Zeitgeist, der in Freiburg von Wyhl her wehte und den der Jurist Böhme für seine Politik zu nutzen wusste.

Nicht alle fanden seine Politik gut. Viele alternativen Gruppen in Freiburg nahmen ihm seine ökologischen Vorstöße nicht ab.
Aufrechter Sozialdemokrat
Weggefährten würdigten den SPD-Mann als willensstarken Politiker, der genau wusste, wo er hin will. Horst Frank, Ex-OB von Konstanz, sieht in Böhme einen "aufrechten Sozialdemokraten". Er sei ihm im Städtetag oft begegnet, berichtet Frank im Gespräch mit dieser Zeitung. Auf seinen Rat habe die Runde der Bürgermeister gerne gehört, seine Erfahrung sei immens gewesen.

Gute Erinnerungen hat auch der Konstanzer Historiker Tobias Engelsing an Rolf Böhme. Er nennt den Verstorbenen einen "Handwerker der Demokratie". Dazu hatte Böhme – ganz Advokat – ein probates Mittel ersonnen: Wenn eine Entscheidung schwer fiel und die Mehrheit im Gemeinderat weit weg war, lud er seine Stadträte nach St. Märgen in sein Haus ein. Dort bewirtete er die Gäste mit Schwarzwälder Speck und badischem Wein. Die Methode hat anscheinend geholfen. Böhmes zwei Jahrzehnte haben Freiburg genützt. Für die SPD war er einer der letzten Macher in einem großen Rathaus. Dort empfing er auch gerne Prominenz – aus Bonn und später aus Berlin.