Ganze 24 Jahre seines Lebens verbringt der Durchschnittsbürger angeblich im Bett. Das klingt nach viel vergeudeter Zeit. Geradezu unerträglich wird das Ganze bei der Vorstellung, all diese Jahre auf schlechten Matratzen zu verbringen. Denn dann kommen zu allem Missmut noch Verspannungen. Aber eine gute Unterlage zu finden ist angesichts des immensen Angebots an Matratzentypen und Bettsystemen eine Herausforderung.
Experten raten zum Probeliegen
„Eine Standardlösung gibt es nicht“, sagt Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Seine wichtigste Botschaft lautet daher: „Man muss ausprobieren, ob man auf einer Matratze gut liegt. Der Mensch merkt, was ihm gut tut.“ Um welchen Matratzentyp es sich handelt, sei dabei zweitrangig. Zwar gibt es Empfehlungen, die bei der Orientierung helfen, doch seien diese nicht zwingend.
Auch Claudia Wieland, Sprecherin des Fachverbands Matratzen-Industrie hält Probeliegen für unerlässlich – und zwar am besten im Fachgeschäft mit entsprechender Beratung. Ein Online-Kauf ist zwar praktisch und einfach, doch weiß man nicht, wie gut man mit der georderten Unterlage zurechtkommt. „Viele Händler bieten zwar an, dass man die Matratze mehrere Wochen lang testen und dann zurückschicken kann“, erklärt sie.
Die Unterschiede zwischen verschiedenen Modellen könne man aber nicht spüren. Daher empfiehlt sie, sich viel Zeit fürs Ausprobieren zu nehmen. „Man sollte dabei gut ausgeruht sein. Wenn man sich abends – völlig erledigt vom langen Tag – noch ins Geschäft schleppt, findet man jede Matratze prima.“

Die Entscheidung ist auch wichtig für die Wirbelsäule. Macht man sich mit einer schlechten Matratze am Ende den Rücken kaputt? Eindeutige wissenschaftliche Aussagen dazu gibt es nicht. „Auffällig ist, dass in den Leitlinien zu Kreuzschmerz nichts über Matratzen steht“, sagt Kladny. Für den Orthopäden ist klar: „Die Bandscheiben stehen tagsüber unter Druck und sollen sich nachts erholen. Es ist wichtig, dass sie sich im Schlaf gut ausdehnen können, um Flüssigkeit und Nährstoffe aufzunehmen. Dafür sollte die Matratze die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.“
Das heißt, dass die Wirbelsäule annähernd so gebettet sein muss, wie es ihrer natürlichen Doppel-S-Form entspricht. Die Unterlage sollte also gut stützen, aber in der Schulter- und Beckenregion nachgeben.
Um zu beurteilen, wie gut die Matratze nachgibt, gilt es zu prüfen: Ist die Wirbelsäule in Seitenlage waagrecht? Wird das Becken in Rückenlage ausreichend gestützt? Wie liegt der Kopf? Bei der Wahl eines geeigneten Modells kommt es auf Größe, Gewicht, Körperbau, Wärmebedürfnis und Schlafgewohnheiten der Kunden an. Es ist aber auch wichtig, auf das eigene Gefühl zu hören.
Nicht unterschätzen sollte man die Bedeutung des Kissens: „Es sollte zur Matratze passen. Sonst kann man Nackenverspannungen bekommen“, sagt Wieland. Daher ist es sinnvoll, sich auch zu diesem Punkt beraten zu lassen – oder das Lieblingskissen gleich mitzunehmen.
Lattenrost muss zur Matratze passen
Wenn der Lattenrost in einem guten Zustand ist, gibt es keinen Grund, ihn mit auszutauschen. Wichtig ist aber, dass Rost und Matratze zusammenpassen. „Auf eine tolle, hochflexible Unterfederung eine starre Matratze zu legen, ist Quatsch“, sagt Wieland. Umgekehrt sollte man auf einen einfachen Lattenrost zum Beispiel keine Kaltschaummatratze legen, da die auf Dauer beschädigt werden könnte.
Doch auch wenn man noch so viel Mühe und Zeit investiert: Es kann vorkommen, dass sich die neue Matratze daheim nicht bewährt und man mit Verspannungen erwacht. In dem Fall sollte man aber nicht vorschnell reagieren. „Wer zehn Jahre auf einer ausgeschlabberten Matratze gelegen hat, muss sich erst an die neue gewöhnen“, erklärt Wieland. „Das kann schon bis zu vier Wochen dauern.“
Fühlt man sich danach immer noch nicht wohl auf der Matratze, sollte man sie zurückgeben. Wer seine Matratze im Geschäft gekauft hat, hat laut Verbraucherzentrale grundsätzlich kein Rückgaberecht – es sei denn, es wurde vorab mit dem Fachhändler ausdrücklich vereinbart. Es lohnt sich also, sich vor dem Kauf genau über Umtausch- und Rückgabemöglichkeiten zu informieren.
Es wird empfohlen, Matratzen nach acht bis zehn Jahren auszutauschen. Das hat vor allem hygienische Gründe, da Matratzen Schweiß, Hautschuppen und Partikel aller Art aufnehmen. Damit die Matratze möglichst lange durchhält, sollte man sie alle zwei, drei Monate wenden und den Bezug mindestens einmal pro Jahr waschen.
Die verschiedenen Matratzentypen
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