Die Spritpreise steigen und das Auto fahren wird immer teurer. Aber wie lässt sich der Benzinverbrauch reduzieren? Alfred Haag ist Fahrsicherheitstrainer bei der Kreisverkehrswacht Konstanz-Hegau und weiß, wie das funktioniert: In zehn Schritten erklärt er, wie jeder Autofahrer Sprit sparen kann.

Sprit sparend Auto fahren: Der SÜDKURIER zeigt, wie das geht Video: Cian Hartung, Lukas Ondreka
  • Beladung: „Wichtig ist es, die Grundlast des Autos zu minimieren“, sagt Haag. „Der Werkzeugkasten, Dachboxen oder die Getränkekisten müssen nicht immer mit herumgefahren werden.“ Das seien zwar nur wenige Kilos pro Fahrt, doch wirken sich diese bereits auf die Motorleistung und den Verbrauch aus. „So ist es auch beim Fahrradträger auf dem Dach.“ Wenn dieser beispielsweise am Heck sei, werde die Aerodynamik weniger beeinträchtigt – und der Motor weniger gefordert.
  • Stromfresser im Auto: Angeschlossene Geräte wie Navigationssysteme im Zigarettenanzünder, Musikboxen, ein ladendes Smartphone oder MP3-Player sollte man ausstecken, wenn man Sprit sparen will, empfiehlt der Fahrsicherheitstrainer. „Wer die Klimaanlage manuell regeln kann oder die Sitzheizung abschaltet, hat auch hier großen Spielraum.“
Navigationssysteme wie diese sind Stromfresser, die sich auch auf den gesamten Spritverbrauch auswirken können (Archivbild).
Navigationssysteme wie diese sind Stromfresser, die sich auch auf den gesamten Spritverbrauch auswirken können (Archivbild). | Bild: Roland Sprich (SK-Archiv)
  • Fahrstil: Vorausschauend fahren – diesen Begriff kennt jeder aus der Fahrschule. Aber was heißt das in puncto Spritverbrauch? „Das heißt, die Geschwindigkeit möglichst gleichmäßig zu halten und keine Schwankungen auf dem Tachometer hervorzurufen“, erklärt Haag. Dazu empfiehlt er, das Auto ausrollen zu lassen, wo es geht: Wenn man auf eine rote Ampel, ein Stoppschild oder einen Kreisverkehr zufährt – oder wenn die Fahrbahn bergab verläuft. „Denn alle Geschwindigkeit, die man herabbremst, muss im Anschluss auch wieder vom Fahrzeug aufgebaut werden. Und das kostet dann Energie“, so der Fahrsicherheitstrainer.
  • Luftdruck: „Je höher der Luftdruck, desto geringer ist auch der Radwiderstand“, erklärt der Autoexperte. „Denn mehr Kontaktfläche des Autos am Boden erhöht die Reibung und beeinträchtigt so auch die Motorenleistung.“ Aber was ist der optimale Luftdruck? „Das variiert je nach Reifen- und Motorradhersteller und Anzahl der Mitfahrer sowie geladenem Gepäck“, sagt Haag. „Ich würde mich immer daran orientieren, was der Hersteller vorgibt.“
Ein Autofahrer pumpt einen Autoreifen auf: Ein niedriger Reifenluftdruck wirkt sich auf den Spritverbrauch aus.
Ein Autofahrer pumpt einen Autoreifen auf: Ein niedriger Reifenluftdruck wirkt sich auf den Spritverbrauch aus. | Bild: Christin Klose
  • Aerodynamik: „Wenn die Aerodynamik wie ein Kleiderschrank ist, verbraucht das Auto auch mehr Kraftstoff“, sagt Haag. Fahrzeuge, auf die dieses Kriterium zutrifft, hätten meist auch eine höhere Masse und verbrauchten mehr Benzin. Haag empfiehlt daher: „Das niedrigste Fahrzeug zur beabsichtigten Nutzung wählen, wenn man eine Auswahl hat. Das gilt für die jeweilige Fahrt oder den Kauf.“
  • Streckenwahl: „Die Streckenwahl sollte immer ein Kompromiss aus Entfernung und Verkehrsfluss sein“, sagt er. „Je weniger Autos fahren, desto geringer ist auch die Chance auf Stop-and-Go“. Das wirke sich auch auf den Verbrauch aus, denn bei Stau verbrauche man im Leerlauf und beim Anfahren viel Benzin. „Außerdem sollte man sich bei Strecken bis zu 10 Kilometer fragen, ob das wirklich notwendig ist oder kann ich das nicht dem ÖPNV oder dem Fahrrad hinter mich legen?“, sagt der Fahrsicherheitstrainer. „Denn ab dieser Distanz kommt das Auto noch nicht auf Betriebstemperatur und stößt zudem giftige Abgase aus.“
Ein Stau im Bodenseekreis (Archivbild).
Ein Stau im Bodenseekreis (Archivbild). | Bild: Nosswitz, Stefanie
  • Fahrgemeinschaften: „Die meisten Autos, die auf den Straßen fahren, sind nur mit einer Person gefüllt“, sagt Haag, „aber wenn ich eine Fahrgemeinschaft bilde, kann man den Verbrauch erheblich reduzieren.“ Obwohl der Reisekomfort und die Flexibilität der Reisenden bei einer Fahrgemeinschaft nachlasse, sei diese dennoch eine der einfachsten Maßnahmen, wie man Sprit sparen könne, so er Fahrsicherheitstrainer.
  • Drehzahl: „Wer Kraftstoff sparen will, sollte hohe Drehzahlen vermeiden“, sagt der Überlinger. Haag empfiehlt, früh hochzuschalten, die Gänge auszufahren und die Drehzahl im jeweiligen Gang zwischen 1500 und 2500 zu halten. Denn bei dieser Fahrweise läuft am wenigsten Sprit durch den Motorenzylinder.
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  • Motor an der Ampel abschalten: „Wer länger an einer roten Ampel steht, sollte den Motor ausmachen“, rät Haag. Demnach lohne es sich bereits, ab 20 Sekunden Leerlauf den Wagen abzustellen. Laut Untersuchungen des Schweizer Verkehrsvereins Quality Alliance Eco-Drive kann bereits ab zehn Sekunden Wartezeit Sprit gespart werden. Damit mehr Autofahrer dazu angeregt werden, wünscht sich Haag, Countdown-Ampeln wie es sie in Österreich gibt: „Damit könnten noch mehr Fahrern ermutigt werden, den Motor vorübergehend abzuschalten.“
  • Wartung: „Bei modernen Autos werden bei der Fahrzeugwartung normalerweise neue Software-Updates aufgespielt“, erklärt Haag. „Diese haben sehr feinfühlige Regelungen für Motor- und Verbrauchseinstellungen und werden ständig weiterentwickelt.“ Da gibt es Modi wie „Eco“, „Dynamik“ oder „Sport“. Haag empfiehlt, Fahrprogramme zu fahren, die klimasparend sind. „Dabei werden beispielsweise fahrzeugspezifisch die Einspritzanlage oder Zündzeitpunkte eingestellt und so der Verbrauch minimiert.“
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