Die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine rufen auch deutsche IT-Sicherheitsexperten, die Polizei und den Jugendschutz auf den Plan. Internetnutzer müssen mit Cyberkriminellen rechnen, die in diesen Tagen mit der Hilfsbereitschaft vieler Menschen Geschäfte machen wollen, indem sie ihre Mails als Spendenaufruf tarnen.

Daten abgreifen und Schadprogramme installieren

So berichtet das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) von ersten Phishing-Mails, die Bezug auf den Krieg in der Ukraine nehmen. Die Mails seien auch in deutscher Sprache im Umlauf. Beim Phishing (von „Passwörter fischen“) versuchen Mail-Absender, persönliche Daten ihrer Opfer abzugreifen oder Schadprogramme auf deren PC zu installieren, um sich einen verdeckten Zugang zu Banking- und anderen Online-Konten zu verschaffen.

Bewohner umkämpfter Städte erhalten angeblich Geld

Das BSI warnt vor einem wachsenden Aufkommen solcher Phishing-Mails in nächster Zeit. Opfer der Spendenaufruf-Masche können Geld verlieren, weil die Gangster ihr Bankkonto direkt leerräumen oder unter ihrem Namen Waren bestellen – und sie dann die Rechnung erhalten.

Die Täter bedienen sich folgender Lockmittel: Die Mail-Empfänger werden laut Bundesamt zum Beispiel darum gebeten, Geld zu überweisen, das angeblich Menschen bei der Flucht aus umkämpften Städten und Gebieten in der Ukraine helfen soll.

Auch Kinder werden aufs Glatteis gelockt

Darüber hinaus registriert die Behörde Mails, die ihre Empfänger mit einer reißerischen Berichterstattung zum Anklicken eines „Weiterlesen“-Buttons verleiten sollen, der zu einer gefälschten Webseite führt, wo zur Eingabe privater Online-Daten aufgefordert wird. Außerdem gebe es Mails mit betrügerischen Spendenaufrufen, so das BSI.

Angst vor Bitcoin-Verlust wird geschürt

Zudem wird in Mails der Verlust von Bitcoin oder Bankguthaben angedroht. Der Einheit „Internetkriminalität“ des Landeskriminalamtes (LKA) Niedersachsen liegen Mails vor, die vermeintlich vom deutschen Bitcoin-Marktplatz bitcoin.de stammen.

In der Betreffzeile der Mails stehe zum Beispiel „Russland-Sanktionen – Ihr Konto wird deaktiviert“. Die Absender behaupteten dreist, alle Finanzdienstleister seien zur Einhaltung der Sanktionen gegen Russland verpflichtet. Die Mail-Empfänger müssten deshalb ihre Online-Daten verifizieren. Bei ausbleibender Verifikation müsse das Konto geschlossen und das Guthaben eingefroren werden, was natürlich völliger Quatsch ist.

Hinterlegte Werte sind in Gefahr

Das LKA warnt davor, einem Link in der Mail zu folgen, der vermeintlich auf die Webseite bitcoin.de führt. „Wer hier seine Zugangsdaten eingibt, wird sehr wahrscheinlich zeitnah den Zugriff auf das eigene bitcoin.de-Konto verlieren und somit auch dort hinterlegte Werte“, so das LKA.

Besonders auf mobilen Endgeräten könne leicht übersehen werden, dass im Browser eine Webseiten-Adresse erscheint, die von der richtigen bitcoin.de-Adresse abweicht, etwa durch einen Zusatz wie „-schutz-kundenkonto.com“ hinter „bitcoin.de“.

Zu Mails mit unseriösen Spendenaufrufen teilt das LKA mit, dass die Kriminellen die Namen von bekannten Hilfsorganisationen und deren Fotos nutzten, um die Mail-Empfänger auf unseriöse Fake-Webseiten zu locken. Zum eigenen Schutz sollte daher keinen unverlangt zugeschickten Aufrufen zum Spenden gefolgt werden, rät das LKA.

So erkennt man die Betrüger-Mails

Im Unterschied zu früher sind die heutigen Phishing-Mails in der Regel nicht mehr in schlechtem Deutsch verfasst, und sie weisen auch nicht unbedingt Tippfehler oder seltsame Umlaute auf, so das BSI. Misstrauisch werden sollte man, wenn der Text einen dringenden Handlungsbedarf vortäuscht, eine Konten-Schließung angedroht wird oder vertrauliche Daten wie die Pin fürs Online-Banking oder die Kreditkartennummer eingegeben werden sollen. Dazu ist zu beachten: Banken versenden Konten betreffende Anfragen immer schriftlich auf Papier.

Zu besonderer Vorsicht raten die Experten auch, wenn die Mail einen Link enthält, der auf eine Webseite verweist. Deren Adresse sollte vor einem Anklicken genau überprüft werden. Am besten ist es, gar nichts anzuklicken. Ein klares Indiz für eine gefälschte Webseite liege vor, wenn die Adresse zwar den Namen einer bekannten Institution – etwa einer Bank – enthält, dies aber in Verbindung mit Zahlen oder ungewöhnlichen Zeichenkombinationen.