Seit April sind auch die letzten Langschläfer unter den Igel aus dem Winterschlaf erwacht und machen sich nachts auf mitunter lange Wege, um Nahrung zu suchen. Das kann – wie man wieder auf den Straßen sieht – tödliche Folgen haben. Manche Tierschützer weisen auf querende Stachler mit „Vorsicht Igel!“-Schildern am Straßenrand hin, denn wer aufmerksam bleibt, kann die tödliche Verletzung eines Tiers vielleicht vermeiden.

Fadenmäher und Motorsensen als Bedrohung

Aber auch auf Wiesen und in Gärten lauern auf die Stacheltiere Gefahren, die viele Hobbygärtner nicht im Blick haben. „Jetzt kommen Fadenmäher und Motorsensen zum Einsatz“, sagt Manuela Martin, die in ihrer Hilfsstation in Eigeltingen im Hegau 80 Igel über den Winter gebracht und nun die letzten ihrer Schützlinge in naturnahen Gärten ausgesetzt hat.

Die Geräte, warnt Martin, würden bei Büschen und Wildwuchs zu tief angesetzt, „was dort verborgenen Igeln zum Verhängnis wird“. Meistens trügen die Tiere schwerste Rückenverletzungen davon. Würde das Stachelkleid abgemäht, fehle dem Igel der Schutzpanzer. „Ich bekomme gerade so viele schwer verletzte Tiere, und oft bleibt nur noch der Gang zum Tierarzt zur Erlösung“, berichtet Manuela Martin.

Diesen Igel hat eine Motorsense schwer am Rücken verletzt.
Diesen Igel hat eine Motorsense schwer am Rücken verletzt. | Bild: Manuela Martin

Die Igelhelferin will das Bewusstsein dafür schärfen, dass Igel tagsüber in hohem Gras, unter Hecken, Büschen oder Laub schlafen. „Der Igel ist kein Fluchttier, er rollt sich bei Gefahr nur ein oder bleibt auf der Stelle sitzen“, sagt Martin. Werde er von einer Fräse verletzt, gäbe er selten Schmerzenslaute von sich. „Ein verletzter Igel schleppt sich mit letzter Kraft ins Gebüsch und verendet dort qualvoll“, so Martin.

Manuela Martin betreut seit Jahren kranke und verletzte Igel, mittlerweile bei sich zu Hause in Eigeltingen. Hier hält sie eine ...
Manuela Martin betreut seit Jahren kranke und verletzte Igel, mittlerweile bei sich zu Hause in Eigeltingen. Hier hält sie eine Besonderheit, einen Albino-Igel, in ihren Händen. | Bild: Gudrun Trautmann

Nutzer von Mährobotern bittet Martin, das Gerät nur tagsüber zwischen 10 und 17 Uhr fahren zu lassen. Allerdings wärmen sich im August und September Igelbabys schon mal auf dem Rasen in der Sonne auf und erkunden die Gärten. Daher sei ein „Apfel-Test“ ratsam. Dazu legt man einen 200-Gramm-Apfel ins Gras und beobachtet, ob das Gerät über das Hindernis oder darum herum fährt. Dem Igel zuliebe sollte ein Bodenabstand von 4,5 Zentimeter der höher eingestellt werden.

Zur Sicherheit genug Abstand vom Boden halten!

Mit Trimmern und Motorsensen sollte man nur bis etwa 30 Zentimeter über dem Boden mähen. „Dann sieht man ob ein Igel sich dort zum Schlaf hingelegt hat“, sagt Martin. Man könne den Bereich auch vorsichtig mit einem Rechen absuchen. Als Gartentipp schlägt Martin vor: „Da Gartengeräte auch Insekten häckseln, sparen sie Blühinseln aus, als Refugium für Insekten und Käfer und als Nahrungsquelle für Bienen und Igel.