Dass Testo nach dem Rekordjahr 2021 noch einmal den Umsatz steigern würde, hatte Vorstandschef Burkart Knospe nicht erwartet. Doch der Messgerätehersteller aus Titisee-Neustadt hat im Geschäftsjahr 2022 knapp 427 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Eine Steigerung von knapp sechs Prozent. „Darauf bin ich sehr, sehr stolz“, sagte Knospe bei der Vorstellung der Bilanz.

Testo-CEO Burkart Knospe
Testo-CEO Burkart Knospe | Bild: Testo

Zum Gewinn macht Testo generell keine konkreten Angaben. 2021 lag der erstmals in zweistelliger Millionenhöhe. Diesen Rekord konnte das Unternehmen 2022 nicht erneut einstellen.

Laut Vorstandschef Knospe hatte das vor allem einen Grund: hohe Pensionsverpflichtungen. Hierfür musste Testo ein Viertel seines Jahresgewinns zurückstellen – und das bei nur rund 100 Anspruchsberechtigten. „Es ist enorm, was dort an Gewinnen weggebucht wird“, sagte Knospe. Auswirkungen auf die Liquidität habe dies allerdings nicht.

Russlandgeschäft bricht im März 2022 zusammen

2022 war auch bei Testo von den Auswirkungen von Krieg und Krisen geprägt. So berichtet Knospe vom Russlandgeschäft, das zu Jahresbeginn noch „richtig knackig Umsatz“ einbrachte – und im März zusammenbrach. Seither geht kein neues Produkt mehr nach Russland.

Die Löhne der verbliebenen 30 Mitarbeiter (vorher: 40) werden von Gewinn-Reserven bezahlt. Testo bereite sich darauf vor, zumindest bis Ende 2023 dort weiterzumachen, sagte Knospe und betonte zugleich, dass er die Sanktionen gegen Moskau vollends unterstütze. Die Zukunft des Unternehmens in Russland jedoch bleibt ungewiss.

Insbesondere das größte Geschäftsfeld Instrumentation, zu dem etwa Messgeräte für das Handwerk gehören, hat laut Angaben von Knospe am meisten unter dem Ukrainekrieg und dem Russlandboykott gelitten. Hier erzielte Testo gegenüber 2021 ein Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf knapp 250 Millionen Euro. Der Bereich macht zwei Drittel des Gesamtgeschäfts von Testo aus, so Knospe.

Testo-Technik im Restaurant: Der Bereich Solutions bietet Komplettlösungen für die Qualitätssicherung in der Lebensmittelindustrie.
Testo-Technik im Restaurant: Der Bereich Solutions bietet Komplettlösungen für die Qualitätssicherung in der Lebensmittelindustrie. | Bild: Testo

Beim Sensoren-Geschäft hingegen steigerte das Unternehmen die Umsätze um 25 Prozent. Der Bereich Solutions (“Lösungen“), der Messtechnik und Software für die Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie bietet und Ende 2022 als eigenständige Tochtergesellschaft ausgegründet wurde, legte um 14 Prozent zu.

Hier habe es 2022 einen großen Auftrag gegeben, bei dem es um die Termperaturüberwachung bei der Lagerung von Corona-Impfstoffen ging, berichtete Knospe. Den Namen des Herstellers verriet er zwar nicht, dafür aber dass von dort gerade der nächste Auftrag eingegangen sei.

Testo profitiert von starker US-Wirtschaft

Das Unternehmen ist auf allen Kontinenten vertreten und konnte 2022 überall die Umsätze steigern. Am erfolgreichsten war Testo auch 2022 in Nord- und Südamerika (25 Prozent Wachstum), insbesondere in den USA.

In Europa und Asien hingegen fiel das Wachstum mit zwei und einem Prozent deutlich verhaltener aus. Verunsicherung der Märkte durch den Ukrainekrieg auf der einen, Chinas Covid-Politik auf der anderen Seite hätten dazu geführt, so Knospe.

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2023 bleibt die Welt im Dauer-Krisenmodus. Entsprechend bezeichnet Testos Vorstandschef Knospe seinen Ausblick auf das Geschäftsjahr als „nebulös“. Nennenswerte Neueinstellungen sind in naher Zukunft nicht geplant.

Immerhin: Ein leichtes Wachstum im Konzern sei 2023 zu erwarten, auch bereinigt um Preissteigerungen. Dem Sensoren-Geschäft traut Knospe erneut ein zweistelliges Wachstum zu.