Ein Schokoriegel mit Bio-Samen, dessen Nährstoffe den weiblichen Zyklus unterstützen sollen. Dry-Aged Rote Bete, als vegane Alternative zu Trockenfleisch. Gin-Tonic-Popcorn mit dem Geschmack von Wacholder und Limette. Wer ausgefallenes Essen mag, ist bei „Crowdfoods“ in Radolfzell an der richtigen Adresse.

Bei der Fachmesse präsentierten am Donnerstag mehr als 100 Aussteller aus Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz ihre Produkte und buhlen dabei um die Aufmerksamkeit von Händlern, Investoren und Mentoren.

Der Platz im Supermarkt ist umkämpft

Und das ist keine einfache Aufgabe. Denn die großen Trends im Lebensmittelbereich sind fast schon ein alter Hut: Vegan, nachhaltig, regional, gesund – all diese Attribute finden sich längst bei etablierten Marken. Wer neu ins Geschäft einsteigt, hat es schwer.

Nolwenn Rossignol hofft trotzdem, in Radolfzell auf Einkäufer zu treffen. Sie arbeitet im Verkauf und Vertrieb für Komeko, eine Firma aus Badenweiler (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), die glutenfreie Backmischungen, Pasta und andere Produkte aus Reismehl herstellt. „Es ist ein schwieriger Markt – aber es gibt ihn“, sagt die Südfranzösin.

Weshalb sie sich da so sicher ist? Allein in Deutschland haben etwa 800.000 Menschen eine Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweis Gluten (Zöliakie). „Und auch sie wollen auf leckeres Essen nicht verzichten.“

Die Kostprobe zeigt: Der glutenfreie Zitronenkuchen aus der Reismehl-Backmischung schmeckt genau wie herkömmlicher Zitronenkuchen. Bei einigen Supermärkten wie Globus sei Komeko bereits gelistet.

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Davon ist Tobias Gross mit seiner fermentierten Würzpaste „Umamy“ aus Ackerbohnen, Gerste und Gemüse noch weit entfernt – aber das ist ihm auch bewusst.

Gegründet habe er im Oktober, jetzt gehe es ihm darum, erste Partner zu finden, erzählt der Mainzer, während vor ihm an seinem Stand eine Gemüsepfanne brutzelt. Er sieht sein Produkt zunächst in der Gastronomie, vielleicht in einem veganen Restaurant.

Die Produktentwicklung von der Gewürzpaste „Umamy“ läuft seit 1,5 Jahren, gegründet wurde im Oktober: Tobias Gross und Tina ...
Die Produktentwicklung von der Gewürzpaste „Umamy“ läuft seit 1,5 Jahren, gegründet wurde im Oktober: Tobias Gross und Tina Kuntz möchten in Radolfzell erste Partner finden. | Bild: Jan Parvu

Günstig schlägt gesund

Wie schwer Food-Startups es haben, im Lebensmittelhandel Fuß zu fassen, weiß Gross ganz genau: Er ist nicht nur Gründer, sondern auch Berater, Sachbuchautor und Podcaster (“Food Experten“). „Vertrieb, Marketing und Finanzierung – das sind die größten Herausforderungen“, sagt Gross.

Viele Gründer seien etwa persönlich zu sehr in das eigene Produkt verliebt und fragen sich nicht, ob sie damit auch eine breitere Zielgruppe ansprechen können. Und: Obwohl gesund, vegan, nachhaltig als Trend gelten, griffen viele Kunden im Supermarkt doch zu günstigen Eigenmarken oder zu Altbewährtem, wie der Nussnougatcreme.

Oder zur Trinkmahlzeit Yfood. Das Startup, das durch die Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ oder Influencer wie Fritz Meinecke berühmt geworden ist, ist zwar nicht in Radolfzell vertreten. Es dient Stephanie Schweyer aber als Türöffner. „Go Nosh ist so ähnlich wie Yfood, nur komplett aus natürlichen Zutaten“, sagt sie. Mit dem Vergleich lasse sich das Konzept hinter ihrem Produkt einfacher erklären.

Mahlzeit zum Mixen: Stephanie Schweyer bereitet die Trinkmahlzeit Go Nosh zu.
Mahlzeit zum Mixen: Stephanie Schweyer bereitet die Trinkmahlzeit Go Nosh zu. | Bild: Catharina Schulz

Schweyer reißt zwei Tütchen mit gefrorener Banane, Birne, Blumenkohl sowie getrockneten Feigen, Haferflocken auf und gibt alles in den Mixer. Auf Knopfdruck entstehe so „eine vollwertige Mahlzeit“. Seit Dezember sei Go Nosh auf dem Markt.

Mit Fruchtgummis zu mehr Konzentration

In Fitnessstudios oder Apotheken findet man die kleinen schwarzen „Deep Focus“-Tütchen von Allsupps. Hinter den Multivitamin-Fruchtgummis steckt die Lebensmitteltechnologin Priscilla Laube – und mit ihr viel Fachwissen über die Wirkung von Vitaminen und anderen Nährstoffen, das sie aus wissenschaftlichen Studien hat.

Ihr Produkt soll auf gesunde Art die Konzentration fördern, anders als Kaffee oder Energydrinks. „Hacker lieben mich“, sagt Laube. Ihr Ziel sei es, auch auf dem EU-Markt Fuß zu fassen, sagt die Schweizerin. Entweder bei den Nahrungsergänzungsmitteln oder direkt im begehrten Kassenbereich der Supermärkte.

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Eine Marke, die es in die heiß umkämpften Regalmeter geschafft hat, heißt Ölfreunde. „Uns gibt es zum Beispiel bei Rewe oder Edeka“, sagt der zwölfjährige Hannes Belthle und grinst. Das Unternehmen aus Thiergarten, einem Ortsteil von Beuron im Kreis Sigmaringen, ist ein Familienunternehmen durch und durch. Vater, Onkel, Oma: Sie alle arbeiten mit.

In seiner Familie dreht sich alles ums Öl, sagt der zwölfjährige Hannes Belthle. Sein älterer Bruder Paul hat die ...
In seiner Familie dreht sich alles ums Öl, sagt der zwölfjährige Hannes Belthle. Sein älterer Bruder Paul hat die „Ölfreunde“ gegründet. | Bild: Catharina Schulz

Gegründet hat die Ölfreunde der ältere Bruder Paul, „das hat 2019 so richtig angefangen“, erzählt Hannes. „Und Corona, die Zeit der ‚Ölkrise‘, das war gut für uns“, sagt er. Da waren „Rapsfreund“, „Chillifreund“ und all die anderen Produkte schnell vergriffen – zumindest so lange, bis Nachschub geliefert wurde.