In was für einer Zeit leben wir? Die FDP verpackt Schulden in Sonderhaushalte, die SPD liefert Waffen in Kriegsgebiete und die Grünen kratzen die letzten Reste fossiler Energien in der Welt zusammen, um sie in Deutschland zu verheizen. Karl-Rudolf Korte kennt die Antwort. Der Duisburger Politikwissenschaftler und Welterklärer sagt, unsere Zeit – und mit ihr die Politik – sei geprägt „von Gewissheitsschwund“. Unberechenbarkeit und Unplanbarkeit seien die prägenden Prinzipien der Gegenwart, zumindest seit der Corona-Krise.
500 Gäste bei IHK und HWK am Bodensee
Vor rund 500 Gästen hat Korte am Montagabend beim gemeinsamen Kammerempfang der IHK Hochrhein-Bodensee und der Handwerkskammer Konstanz mit einer launig-süffisanten Analyse unserer Zeit das Publikum mal zum Lachen, mal zum Nachdenken gebracht. Sein vorläufiges Fazit: Politik heute muss „managen, ausprobieren und feuerlöschen“. Fast wie ein modernes Start-up-Unternehmen, könnte man ergänzen.
Politik im Start-Up-Modus?
Für die Wirtschaft ist das ein bekanntes Vorgehen. Ihre liebe Mühe mit der Politik hat sie trotzdem. Auch sie vermisst die frühere Verlässlichkeit der politischen Entscheider. So forderte der Präsident der Handwerkskammer Konstanz, Werner Rottler, in seiner Rede im Konstanzer Bodenseeforum „Klarheit und Planbarkeit“ ein, etwa bei der Energiewende.

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee, Thomas Conrady, betonte dennoch, dass Deutschland der Optimismus nicht verloren gehen dürfe – trotz aller Widrigkeiten und „immenser Aufgaben“ für die Wirtschaft in der Region wie im ganzen Land.
IHK-Chef Conrady: Zuversicht nicht fahren lassen
„Wir haben alles an der Hand, was es braucht, um die Zukunft zu gewinnen – die Erkenntnis, die Einsicht, die Fähigkeiten und die Mittel. Verzweifeln ist nicht das Gen, das Unternehmertum treibt!“, sagte er und verwies auf die geglückte Impfstoffentwicklung durch Firmen wie Biontech in Deutschland, die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen und Belegschaften in der Krise sowie einen alles in allem wirksamen Maßnahmenkatalog aus Staatshilfen. In der Bewältigung der Krise habe die Demokratie als Staatsform sich zudem überlegen gegenüber Diktaturen gezeigt, sagte Conrady, der selbst einen großen Gebäudedienstleister führt. Politikwissenschaftler Korte betonte, Deutschland zeichne sich durch seine „Mitte-Zentriertheit“ aus, die in der Krise sogar noch stärker geworden sei. Dies gebe extremen Positionen wenig Raum.

Eine Nachricht politischer Stabilität, die ihre Entsprechung derzeit in der heimischen Wirtschaft findet: Die Frühjahrsbelebung im Handwerk zeigt sich auch in der Region, die Auftragsbücher der Firmen füllen sich laut der aktuellen Konjunkturumfrage wieder. Deutlich mehr Betriebe als noch vor einem Jahr sehen die Zukunft optimistisch.

Die Branche stecke „mittendrin in der Energiewende“, erläuterte Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz. „Wir installieren, sanieren und beraten in großem Stil“, sagte er. Daneben bedürfe es „für die Wende aber auch Hände“, so der HWK-Präsident, der damit eine der wohl größten Konjunkturbremsen überhaupt ansprach.
HWK-Chef Rottler: Bürokratie als Hemmnis
Einig sind sich die Kammer-Chefs, was besser werden muss, um den Erfolg zu sichern. Die Bürokratie belastet die Firmen. „Weg damit“ empfahl Rottler. Bürokratie verderbe den „Spaß am Unternehmersein.“