Trotz einer leichten Erholung bleiben die Obstpreise für Kleinerzeuger nicht auskömmlich. Nach Daten der Initiative Hochstamm Deutschland liegt der durchschnittliche Einstiegspreis für hundert Kilo Steuobst in Baden-Württemberg derzeit bei 8,50 Euro, wie die in Schrozberg nahe Schwäbisch Hall ansässige Initiative mitteilte.

Verglichen mit dem Vorjahr sei dies zwar „vergleichsweise hoch, jedoch weit entfernt von wirtschaftlicher Rentabilität“, sagte Hochstamm-Sprecher Hannes Bürckmann dem SÜDKURIER.

Ein Streuobstwiesenbesitzer pflückt auf Äpfel. Weil die Erzeugerpreise niedrig sind, verfallen die Wiesen seit Jahren zusehends.
Ein Streuobstwiesenbesitzer pflückt auf Äpfel. Weil die Erzeugerpreise niedrig sind, verfallen die Wiesen seit Jahren zusehends. | Bild: Sebastian Gollnow, dpa

Für konventionell erzeugtes Obst sehen Fachleute einen Preis von mindestens 15 bis 20 Euro als fair an. Für Obst in Bioqualität deutlich mehr. „Die Entlohnung der Bauern und privaten Streuobstwiesenbesitzer sei nach wie vor „skandalös gering“, so Bürckmann.

Teils nur fünf Euro pro Hundert Kilo Äpfel

Der Bodenseeraum liegt mit etwa zehn Euro preislich im Mittelfeld. Die niedrigsten Obstpreise wurden im Raum Rastatt, im Remstal nahe Stuttgart sowie in Hohenlohe/Tauber gemeldet. Hier bekommen Obsterzeuger von den Keltereien teils nur fünf oder sechs Euro für hundert Kilo Obst. In Bayern und Niedersachsen werden indes teils 18 Euro und mehr bezahlt.

Bei Bio-Streuobst-Preisen steht der Bodensee ganz gut da

Bei Bio-Streuobst beginnen die Abnahmepreise „bei gerade mal 13 Euro je hundert Kilo“, wie Hochstamm Deutschland mitteilte. Mit 15 bis 20 Euro kommt die Bodenseeregion hier vergleichsweise gut weg.

Obst ist nicht gleich Obst. Streuobst wird fast nur von Klein-Erzeugern geerntet. Geld gibt es nicht viel dafür.
Obst ist nicht gleich Obst. Streuobst wird fast nur von Klein-Erzeugern geerntet. Geld gibt es nicht viel dafür. | Bild: Gisela Keller

Die starken Preisunterschiede sind teilweise auch mangelnder Transparenz geschuldet. Welche Kelterei wann, wo welchen Preis bezahlt, ist für die Bauern oft schwer nachvollziehbar. „Kaum jemand hat einen Überblick, welcher Abnehmer oder welche Kelterei wie viel für das Mostobst zahlt“, sagt Brückmann.

Neues Preismelde-Portal schafft Transparenz

Abhilfe schaffen soll eine Preismeldestelle, die Hochstamm Deutschland in der Saison 2021 ins Leben gerufen hat. Auf der Webseite www.hochstamm-deutschland.de/preisbarometer können Bauern und Privatleute seither die ihnen gewährten Preise eintragen. Aktuell sind dort zahlreiche Preise aus Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen einzusehen.

Saftfirmen vor erheblichen Problemen

Derweil verdichten sich die Anzeichen, dass die Lage für die Saftfirmen immer angespannter wird. Nach gutem Wetter in Osteuropa drängen große Obst- und Saftmengen aus Polen in den deutschen Markt. Gleichzeitig steigen die Kosten der hiesigen, oft energieintensiven Saftereien stark an.