Die gute Nachricht zuerst: Die Feinstaubimmissionen im Land liegen seit Ende vergangenen Jahres weiter auf einem niedrigen Niveau. Für Achim Dittler, Leiter der Arbeitsgruppe Gas-Partikel-Systeme am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), gibt es für die Unauffälligkeiten bei den bisherigen Messungen einen Hauptgrund: Die meisten Messstellen würden an viel befahrenen Verkehrsachsen stehen und nicht in Wohngebieten. Dort, wo Menschen abends Kaminfeuer entzünden, zeichne sich ein anderes Bild. „Die Anzahl an Holzrauch-Belästigungstagen hat in diesem Jahr deutlich zugenommen.“

Feinstaub schlimmer als Hauptverkehrsstraße

Seit zwei Jahren misst der Forscher die Luftqualität in einem verkehrsberuhigten Wohngebiet in Stutensee bei Karlsruhe. Sein Fazit: „An vielen Abend- und Nachtstunden ist die Belastung der Atemluft mit lungengängigem Feinstaub sehr viel höher als an einer Hauptverkehrsstraße in Karlsruhe.“ Vor allem ab 18 Uhr, wenn Kaminöfen angefeuert werden, steigen demnach die Schadstoffwerte in der Atemluft stark an. „Unsere Messungen zeigen hier charakteristische Muster, die auf Holzofen-Rauchgase zurückgeführt werden können“, sagt Dittler. Derartig hohe Werte in den Abendstunden gehen nach seiner Einschätzung in den über den Tag gemittelten Werten der LUBW unter.

Messungen in drei Gemeinden im Schwarzwald

Dass das Verbrennen von Holz in Gemeinden mit einem hohen Anteil an Holzfeuerungsanlagen zur Erhöhung der Feinstaubwerte beitragen kann, hat die LUBW 2019 bei Messungen in den drei Schwarzwaldgemeinden Forbach, Kleines Wiesental und Schuttertal festgestellt. Dort konnte vor allem in den Wintermonaten ein signifikanter Holzfeuerungsanteil in der Feinstaub-Partikelfraktion PM10 nachgewiesen werden. Die mittleren Holzfeuerungsanteile lagen bei den Schwarzwaldgemeinden mit 24 bis 27 Prozent deutlich höher als zum Beispiel bei der städtischen Hintergrundmessstation Stuttgart-Bad Cannstatt, die einen mittleren Holzfeuerungsanteil von 15 Prozent aufwies.

Besonders bei Inversionswetterlage im Winter, wenn es kalt, trocken und windstill ist, werden hohe Feinstaubbelastungen gemessen. Bei einer solchen Wetterlage sind die oberen Luftschichten wärmer als die unteren, sodass es kaum zu einem Luftaustausch kommt.

Öfen nicht zwangsläufig Schuld

Ein kräftiger Hochdruckeinfluss war laut LUBW in diesem Jahr der Grund, warum sich ab dem 5. Februar im Südwesten bodennah Feinstaub anreichern konnte und die Konzentrationen stiegen. „Damit verbunden waren auch vereinzelt Überschreitungen des Tagesgrenzwertes für Feinstaub von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Diese Entwicklung ist jedoch typisch für solche Wetterlagen und lässt keinen Rückschluss auf einen vermehrten Betrieb von privaten Kaminöfen zu“, so die Behördensprecherin.

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Holzöfen beliebt wegen Energiekrise und Behaglichkeit

Holzöfen sind wegen ihrer behaglichen Wärme beliebt. Und nicht zuletzt im Zuge der Energiekrise durch den Ukrainekrieg auch als zusätzliche Heizmöglichkeit attraktiv. In Deutschland gab es nach der letzten Statistik des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks 11,3 Millionen sogenannter Einzelraumfeuerungsanlagen, zu denen Kamin- und Kachelöfen zählen.

Holz ist CO²-neutral, aber nicht klimafreundlich

„Das Heizen mit Holz ist CO²-neutral, da bei der Verbrennung von Holz nur die Menge an Kohlenstoffdioxid (CO²) freigesetzt wird, die der Baum zuvor beim Wachsen aufgenommen hat“, so die Initiative Holzwärme, in der sich neun Verbände und Institutionen aus dem Bereich der Holzenergie und der Holzwärme zusammengeschlossen haben. Beim klassischen Brennholz handle es sich um klimaneutrale Energie, betont der Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik. Der Einsatz in modernen Feuerstätten reduziere den Öl- und Gasverbrauch und so CO²-Emissionen aus fossilen Energieträgern.

Wegen Nachrüstung und Austausch von alten Öfen seien Emissionen von häuslichen Feuerstätten seit 2010 bereits deutlich gesunken, wegen noch nötiger Modernisierungen sei ein weiterer Rückgang der Emissionen aus Holzfeuerungen zu erwarten. Laut Verband fällt das meiste Brennholz bei der Waldpflege und der Holzernte an und sei oft nicht für andere Verwendungen geeignet. Brennholz aus Deutschland habe zudem den Vorteil, dass es quasi vor der Haustür wachse und nicht über weite Strecken transportiert werden müsse.

Nichts verbrennt klimaschädlicher als Holz

Das Umweltbundesamt verweist hingegen darauf, dass bei der Holzverbrennung neben gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen wie Feinstaub und polyzyklisch aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) auch klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß entstehen. „Daher sollten Sie aus gesundheitlichen, aus Klimaschutz-, aber auch aus ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung Ihres Hauses verzichten“, heißt es auf seiner Seite zu Kaminöfen.

Wer mit Holz heize, solle zumindest gut aufbereitetes und getrocknetes Holz aus nachhaltiger regionaler Forstwirtschaft nutzen. „Nichts verbrennt dreckiger und klimaschädlicher als Holz“, ist KIT-Wissenschaftler Achim Dittler überzeugt. Er hat in seiner Wohnung einen Kaminofen übernommen. Doch er macht ihn nicht an. Die Nachbarschaft freue sich darüber. Seit der Ofen nicht mehr betrieben werde, gebe es beste Atemluft: „Und ein Wohnumfeld, das aufatmet.“

Auch das Umweltbundesamt rät davon ab, die eigene Wohnung nur mit Holz zu heizen. Insbesondere in kleinen Verbrennungsanlagen laufe der Verbrennungsvorgang nie vollständig ab. Es entstehen neben gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffen wie Feinstaub auch klimaschädliches Methan, Lachgas und Ruß. Zudem fallen auch bei Produktion, Transport und Bearbeitung Emissionen an. Wer trotzdem mit Holz heizen will, sollte beachten: Das Holz sollte aus einer nachhaltigen regionalen Forstwirtschaft stammen und möglichst vollständig verbrennen. Beim Anfeuern sollte weder Papier noch Müll verbrannt werden.