Dr. Thomas Domjahn

Steigende Umsätze, sinkende Schulden und ein weiter hochkarätiger Zukauf: Beim Autozulieferer ZF Friedrichshafen läuft es derzeit rund. Gleichzeitig mahnte ZF-Chef Stefan Sommer in einer Telefonkonferenz davor, sich auf den derzeitigen Erfolgen auszuruhen. „Den Schwung aus dem ersten Halbjahr mit einer deutlich verbesserten Marge wollen wir trotz teilweise herausfordernder Rahmenbedingungen für das gesamte Geschäftsjahr aufrecht erhalten“, sagt er. "Wir müssen vor allem die deutschen Standorte mit einer erhöhten Flexibilität und angepassten Kostenstrukturen wettbewerbsfähiger machen“, so Sommer. Das gelte auch für den Unternehmenssitz in Friedrichshafen.

Darüber hinaus wolle sich ZF weiter durch Zukäufe verstärken. "Wir arbeiten konsequent daran, unsere weißen Flecken abzudecken", so Sommer. Das Ziel von ZF sei es, ein ganzheitliches Produktportfolio anzubieten. Man sei deshalb in Gesprächen mit mehreren Start-ups, welche Spitzentechnologie anbieten.

Aber auch aus eigener Kraft will ZF weiter wachsen. So investierte das Unternehmen im ersten Halbjahr dieses Jahres 966 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung. Das entspricht 5,4 Prozent des Umsatzes. Ziel des Unternehmens sei es, Antworten auf die technologischen Herausforderungen der Zukunft zu finden. Diese liegen in der Digitalisierung, in der Elektrifizierung und im autonomen Fahren.

Bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlen fürs erste Halbjahr wies ZF erstmals den Umsatz der im Januar neu gegründeten Division Elektromobilität aus. Dieser betrug 407 Millionen Euro. Aktuelle Schätzungen gingen davon aus, dass der Markt für hybride oder rein elektrische Fahrzeuge bis 2025 um den Faktor sieben bis zehn wachsen soll, teilte ZF mit. „Von diesem Wachstum werden wir mit unserer einzigartigen Systemkompetenz bei der Integration von Fahrwerk, Antriebsstrang und Elektronik profitieren und den Markt mitgestalten“, sagte Sommer.

Für das Gesamtjahr 2016 erwartet ZF nach wie vor einen Umsatz von 35 Milliarden Euro. Der drohende Brexit sei "ein beherschbares Risiko", so Sommer, so dass er auf dem europäischen Markt von einem moderaten Wachstum ausgehe. Auch Nordamerika und Asien entwickeln sich laut Sommer positiv, wenn auch die Dynamik in Asien abnehme. Sorgenkinder seien dagegen die Märkte in Russland und Brasilien.

Die Geschäftszahlen von ZF

  • Umsatz: ZF hat im ersten Halbjahr dieses Jahres einen Umsatz von 17,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht einem Umsatzwachstum von 46 Prozent. "Die Geschäftszahlen sind allerdings nur bedingt mit dem Vorjahreszeitraum vergleichbar, da das erste Halbjahr 2015 maßgeblich durch Sondereffekte aus dem Kauf des US-Automobilzulieferers TRW und dem Verkauf des 50-prozentigen Anteils an ZF Lenksysteme geprägt war", teil ZF mit.
    Rechnet man zum besseren Vergleich die TRW-Umsätze aus dem ersten Halbjahr 2015 hinzu, kommt ZF auf ein organisches Umsatzwachstum von 5 Prozent. Negative Wechselkurseffekte drückten das Umsatzwachstum auf 2 Prozent.
  • Gewinn: Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug im ersten Halbjahr 1,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs auf 1,9 Milliarden Euro. Die Ebit-Marge, welche das Ergebnis im Verhältnis zum Umsatz misst, wuchs bereinigt um Sondereffekte auf 6,3 Prozent.
  • Schulden: Aufgrund eines gestiegenen Cash Flows konnte ZF seine Schulden aus der TRW-Übernahme um fast eine halbe Milliarde verringern. Damit einher geht eine bessere Bewertung der Bonität durch die Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s. „Die verbesserte Einstufung durch die Agenturen bestärkt uns darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Finanzvorstand Sauer.
Thomas Domjahn