Wir leben im Zeitalter der Mobilität. Noch nie sind wir Deutschen so viel gereist wie heute. Und noch nie war die Auswahl an Verkehrsmitteln so groß wie heute. So gibt es Fernbusse erst seit wenigen Jahren auf den deutschen Autobahnen. Auch Billigflüge sind ein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Jedes dieser Verkehrsmittel hat seine Vor- und Nachteile, sei es beim Preis, bei der Geschwindigkeit, dem Komfort oder der Umweltbilanz. Wir haben die vier wichtigsten Verkehrsmittel miteinander unter diesen Aspekten verglichen und Verkehrs- und Umweltexperten zu ihrer Einschätzung befragt. Dabei hat das Auto, zu dem die Deutschen schon fast eine erotische Beziehung haben, überraschend schlecht abgeschnitten.
44 Euro
Bild: Christoph Hardt
kostet ein Flug von Zürich nach Hamburg, wenn man drei Monate im Voraus bucht. Das sind 5,5 Cent pro Kilometer. Die Flugzeit beträgt eineinhalb Stunden zuzüglich der Fahrt zum Flughafen.
27 Euro
Bild: Walter Schwager
kostet eine Bahnfahrt von Konstanz nach Hamburg mit Bahncard 25, wenn man drei Monate im Voraus bucht. Das sind etwa 3,3 Cent pro Kilometer. Die Fahrtzeit beträgt neun Stunden.
26 Euro
Bild: Lukas Görlach
kostet eine Fahrt mit dem Fernbus von Flixbus nach Hamburg, wenn man einige Wochen im Voraus bucht. Das sind 3,2 Cent pro Kilometer. Allerdings dauert die Fahrt 12 Stunden. Bilder: dpa
280 Euro
Bild: Kia
muss man für die Fahrt mit dem Auto für die Fahrt nach Hamburg kalkulieren, wenn man mit einem Kia Picanto (im Bild) unterwegs ist. Das entspricht rund 35 Cent pro Kilometer.
Die Vor- und Nachteile der Verkehrsmittel
Der Zug Die Preise: Die Deutsche Bahn hat in Deutschland einen schlechten Ruf. Denn sie gilt als unpünktlich und überteuert. Auch der Service lässt oft zu wünschen übrig. Verkehrsexperten brechen jedoch eine Lanze für die Bahn. „Wer viel mit der Bahn reist, kommt auf relative geringe Kosten pro Kilometer. Denn dann lohnt sich eine Bahncard 25 oder 50“, sagt Philipp Kosok, Sprecher für Bahn, ÖPNV und Multimodalität beim Verkehrsclub Deutschland (VCD). „Auch wer frühzeitig bucht, kann sich mit Bahn-Sparpreisen viel Geld sparen“, ergänzt er. Diese These lässt sich mit zahlreichen Beispielen belegen. So kostet eine Bahnfahrt von Konstanz nach Hamburg mit einer Bahncard 25 gerade einmal knapp 27 Euro, wenn man sie drei Monate im voraus bucht – und das für eine Strecke von 800 Kilometern. So kommen Reisende gerade mal einen Kilometerpreis von 3,3 Cent.
Die Ökobilanz: Auch umweltpolitisch schneiden Zugfahrten gut ab, was auch an der hohen Auslastung der Züge im Fernverkehr liegt. „ICEs und ICs sind im Schnitt mit über 50 Prozent ausgelastet“, erklärt Kirsten Biemann vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg. „Verkehrspolitisch sollte man die umweltfreundlichen Verkehrsmittel wie die Bahn stärker unterstützen“, fordert Andrea Kolodziej, verantwortlich für das Fachgebiet „Umwelt und Verkehr“ beim Umweltbundesamt in Dessau.
Die Geschwindigkeit: Auch bei der Reisegeschwindigkeit kann sich die Bahn sehen lassen. „Die neue Bahnstrecke zwischen München und Berlin zum Beispiel hat viele Reisende vom Flugzeug auf die Schiene geholt“, sagt Kosok. Für die Fahrt von der bayrischen Landeshauptstadt in die Bundeshauptstadt braucht die Bahn gerade einmal viereinhalb Stunden. Der Fernbus Die Vorteile: Der Fernbus hat vor allem zwei Vorteile: Er ist günstig und umweltfreundlich. „Reise- und Fernbusse sind noch vor der Bahn von allen Verkehrsmitteln am umweltfreundlichsten“, sagt Andrea Kolodziej. „Gerade in der jungen Generation kommt das wachsende Fernlinienbus-Angebot gut an. Die jungen Leute nehmen wegen der günstigen Preise oft auch längere Fahrtzeiten und etwas weniger Komfort in Kauf“, so Kolodziej weiter. Die Fernbus-Konkurrenz habe zudem der Bahn gut getan, findet Kosok. „Die Bahn hat zum Beispiel mehr Sparpreise oder freies W-Lan in ICEs eingeführt. Ohne die Konkurrenz auf der Straße wäre das sicherlich nicht passiert“, erklärt er. Seit kurzem bietet auch das französische Unternehmen BlaBlaCar unter dem Namen BlaBlaBus Busreisen in Deutschland an – allerdings bisher nicht in Südbaden.
Preisbeispiele: Beim Marktführer Flixbus kostet eine Fahrt von Konstanz nach Zürich 7,99 Euro. Der Fahrpreis nach München beträgt knapp 14 Euro. Für die Fahrt nach Hamburg werden etwa 26 Euro fällig, wenn man im Voraus bucht. Das entspricht etwa 3,2 Cent pro Kilometer. Dafür muss man allerdings eine Fahrtzeit von über 12 Stunden in Kauf nehmen. Das Auto Die Umweltbilanz Der Pkw ist nach wir vor das beliebteste Verkehrsmittel in Deutschland. Doch Verkehrs- und Umweltexperten ist das Auto ein Dorn im Auge. „Der Verkehr ist immer noch das große Sorgenkind der deutschen Klimapolitik und das liegt im Wesentlichen daran, dass der Autoverkehr in den letzten Jahrzehnten so massiv zugenommen hat“, sagt Philipp Kosok. Das hängt auch damit zusammen, dass Autos mit fünf Sitzplätzen oft nur für eine Person genutzt werden. „Ein vollbesetztes Auto ist klimatechnisch etwa auf dem Niveau einer Bahnfahrt. In der Realität sitzen aber nur 1,5 Personen in jedem Fahrzeug, so dass die Klimabilanz des Autos schlecht ausfällt“, so Kosok weiter.
Die Kosten: Auch kostentechnisch ist ein Auto selten die beste Wahl. „Man darf nicht nur die Benzinkosten gegenüber Bahnfahrten entgegen rechnen. Denn ein Auto hat ja auch hohe Anschaffungs-, Reparatur- und Versicherungskosten.“ So kostet laut ADAC die Fahrt mit einem VW Passat inklusive aller Nebenkosten und Wertverlust je nach Ausstattung zwischen 60 und 80 Cent pro Kilometer. Die Fahrt mit einem Kia Picanto kostet laut ADAC zwischen 30 und 40 Cent pro Kilometer. „Wir sind nicht per se gegen Autos. Aber man sollte sich vor dem Fahrtantritt immer vorher bewusst machen, welches Verkehrsmittel man für welche Strecke nutzt“, sagt Kolodziej.
Kritik: Einen Seitenhieb auf die Autofahrer kann sich Kolodziej nicht verkneifen. „Aus umweltpolitischer Sicht haben wir in Deutschland viel zu viele Autos in den Garagen oder vor der Haustür stehen. Vor allem der Zweitwagen ist in vielen Haushalten nicht zwingend notwendig“, sagt sie. „Man sollte beim Autokauf darauf achten, dass man nicht zu große und zu schwere Fahrzeuge kauft“, sagt Kosok. Das Flugzeug Urlaubsflüge: Wer ferne Kontinente wie Asien oder Lateinamerika bereisen will, kommt am Flugzeug nicht vorbei. Auch südeuropäische Länder wie Griechenland, Spanien oder Portugal erreicht man kaum ohne Strapazen mit Bus, Bahn oder Auto – außer man plant ganz entspannt auf halber Strecke eine Übernachtung ein.
Inlandsflüge: In Verruf geraten sind allerdings aufgrund ihrer katastrofalen Umweltbilanz Kurzstreckenflüge innerhalb einen Landes. Schon macht das Wort vom Flugscham die Runde.
Geschwindigkeit: Doch abgesehen vom Umweltaspekt haben Flugreisen durchaus ihren Charme. Kein Verkehrsmittel kann mit der Fluggeschwindigkeit mithalten. So erreicht man Hamburg vom Flughafen Zürich aus in eineinhalb Stunden, während die Bahn für diese Strecke fast acht Stunden braucht.
Preise: Auch preislich können Flüge attraktiv sein, wenn man im Voraus bucht und zeitlich flexibel ist. So es es möglich, bei der Fluggesellschaft Eurowings für 49 Franken (44 Euro) einen Flug mit Handgepäck von Zürich nach Hamburg zu buchen. Allerdings kommt für Südbadener noch die Anfahrt von ihrer Heimatgemeinde zum Flughafen hinzu.
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