Jürgen Lutz

Frankfurt – Kinder sind ihren Eltern lieb – und teuer. Letzteres weiß man spätestens, wenn der Nachwuchs zu studieren beginnt: 45 000 Euro kostet ein durchschnittliches Studium über zehn Semester pro Kind derzeit, so das Deutsche Studentenwerk. Das macht mal eben 750 Euro im Monat – wenn man Glück hat: Studieren Sohn oder Tochter in einer anderen Stadt, werden wegen der Miete schnell spürbar über 1000 Euro pro Kind und Monat fällig. Da kommt vielen Eltern wohl der Schlager aus Omas Tagen in den Sinn: Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld...?

Zwar unterstützt der Staat berechtigte Familien über das Bundesausbildungsförderungsgesetz finanziell. Doch nicht jeder Student, der es gut gebrauchen könnte, bekommt tatsächlich Bafög. Und selbst wenn der Staat monatlich Geld überweist, müssen die meisten Eltern zuschießen, damit ihr wissbegieriger Nachwuchs über die Runden kommt. Das kann manches Haushaltsbudget in Nöte bringen – zumal etliche Eltern in dieser Lebensphase der Kinder noch ihre Immobilie abbezahlen und sich auch um die eigene Altersvorsorge kümmern müssen.

Anton Vetter, Vorstand bei der BV & P Vermögen AG mit Sitz in Kempten, kennt einen Weg, um dieses Dilemma zu umschiffen. „Erstens sollten frischgebackene Eltern unbedingt eine kostengünstige Risikolebensversicherung abschließen, um für den schlimmsten Fall finanziell gewappnet zu sein“, rät der Vermögensverwalter. Diese Police verhindert, dass ein eventueller früher Tod von Vater oder Mutter dazu führt, dass die Familie verarmt. Zweitens sollten Eltern nach Vetters Worten möglichst früh mit dem Sparen für die Ausbildung ihrer Kinder beginnen: „Dank der langen Laufzeit kommt man schon mit relativ geringen, aber regelmäßigen Beträgen zu einer hübschen Startsumme“, erklärt Vetter.

Diese Aussage lässt sich mit einem Finanzrechner leicht überprüfen: Wer etwa das monatliche Kindergeld von aktuell 192 Euro von Geburt an sparen kann und 18 Jahre dabei bleibt, kommt bei vier Prozent Rendite, zum Beispiel mit einem Mischfonds, auf gut 60 000 Euro Guthaben, davon fast 19 000 Euro an Erträgen. Ein Studium wäre so bereits durchfinanziert, wenn sich der Sprössling an der Uni einschreibt. Das Sparen lohnt sich aber auch bei geringeren Beträgen: Wer im Monat 100 Euro erübrigen kann, erzielt in 18 Jahren bei vier Prozent Rendite immerhin 31 000 Euro, wovon gut 9000 Euro Erträge sind. Zum Vergleich: Zahlen die Eltern nur halb so lange ein, liegt das Guthaben bei 25 000 beziehungsweise 12 500 Euro – und die Erträge belaufen sich nur auf ein Viertel dessen, was bei der doppelt so langen Anlage herausspringt.

Für welche Geldanlage sich Eltern entscheiden, hängt von ihren Vorlieben und ihrem Vorwissen ab. Von Ausbildungsversicherungen rät Holger Kunicke Witt von Finum.Private Finance AG in Konstanz jedoch ab: „Zu unflexibel und unrentabel“, so sein Urteil. Weit sinnvoller sei die Anlage in Investmentfonds oder in Indexfonds, die günstig einen Index nachbilden.

Indexfonds setzen auf Aktien, Anleihen, Immobilien oder andere rentable Anlageklassen und eignen sich ideal für Ansparphasen von zehn Jahren und mehr. Denn: „Über solche langen Zeiträume fällt selbst ein zwischenzeitiger Einbruch am Aktienmarkt kaum ins Gewicht“ so Kunicke. Tipp des Experten: Wer schon bei der Geburt zu sparen beginnt, kann in den ersten Jahren vorrangig oder gar ausschließlich auf die weltweiten Aktienmärkte setzen. Drei bis fünf Jahre vor Studienbeginn sollte der Anleiheanteil dann deutlich steigen, um das Kapital fürs Studium nicht mehr zu gefährden.

"Wichtig ist auchdie Flexibilität"

Ingo Schweitzer von der Vermögensbetreuungs AG in Kaufbeuren erklärt, warum sich Fondsparpläne mit Aktien und Anleihen bei der Studienfinanzierung auszahlen.

Herr Schweitzer, was sind die wichtigsten Punkte, auf die Eltern achten sollten, wenn sie für das Studium ihrer Kinder finanziell vorsorgen wollen?

Die Geldanlage sollte frühzeitig beginnen und auf lange Sicht eine attraktive Rendite erwarten lassen – damit meine ich jährliche Erträge von durchschnittlich vier Prozent und mehr. Wichtig ist aber auch die Flexibilität, denn nur so kann man bei finanziellen Engpässen die Einzahlungen anpassen.

Wie beurteilen Sie denn die verschiedenen Anlageformen?

Banksparpläne und Ausbildungsversicherungen gehören zu den unflexiblen Anlagen. Zudem werfen sie nur geringe Renditen ab, wenn man sich in der aktuellen Niedrigzinsphase dafür entscheidet. Ein Fondssparplan mit Aktien und Anleihen ist flexibler und auf lange Sicht deutlich rentabler.

Warum ist bei Ausbildungsversicherungen Vorsicht geboten?

Vom Sparbeitrag gehen die Risikoprämie für den möglichen Tod der Eltern sowie Verwaltungsgebühren ab. Das schmälert die Nettorendite der ohnehin wenig rentablen Anlageform, für die der Garantiezins nur noch 0,9 Prozent im Jahr beträgt. Zudem muss man Strafgebühren zahlen, wenn man früher an das Geld will.

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