Nun auch noch Ferrari. Die italienische Traummarke für Autofans wird nicht auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt vertreten sein. Für den Luxus-Autohersteller sollen die Standgebühren zu hoch sein – wie für viele andere Marken auch, teure wie billige. So wird die Liste der Absagen immer länger: Volvo, Aston Martin, Citroen, DS und Peugeot, Lexus, die Marken der FIAT-Gruppe (Alfa Romeo bis Jeep), der Dreizack von Maserati, Renault mit Dacia, Rolls Royce, aber auch die japanischen Massenhersteller Nissan, Mazda, Mitsubishi, Suzuki schwänzen die Messe, die lange eine Art Hochmesse für PS, Rasen und Fahren war. Selbst die deutschen Hersteller zögern: BMW verkleinert sich: statt einer kompletten Rennstrecke in der Halle mit insgesamt 11 000 Quadraturen werden nur noch 3000 Quadratmeter angemietet. Damit ist der BMW-Stand kleiner als der von Opel im Jahr 2017 von 3200 Quadratmetern. IAA – das war nicht nur eine Leistungsschau der Technik und des Komforts, sondern auch der wirtschaftlichen Stärke.
Der offizielle Grund sind die hohen Standmieten. Der kleinere Stand kostet BMW nur noch 6 statt 25 Millionen Euro. Dazu kommen die hohen Hotelpreise. Jetzt beginnt sich die Politik der Hotels zu rächen, die zu Messezeiten ihre Zimmerpreise kräftig anheben und auch für schlichte Räume oft über 1000 Euro verlangen: Dieses ans räuberische grenzende Vorgehen hat schon die traditionelle Buchmesse in die Krise und zu Abwanderungsgesprächen geführt. Schon die vorerst letzte IAA litt und Aussteller- und Besucherschwund: nur 810 000 Interessierte statt 930 000 in der vorherigen Ausstellung.
Da stellt sich schon die Frage, ob diese Art von Monstermessen noch zeitgemäß sind und wie sie sich erneuern. Muss man in Zeiten von Internet noch in eine ferne Stadt pilgern und sich an umlagerten Ständen drängen, um einmal kurz Probesitzen zu dürfen? Verliert das Auto generell an Faszination? Denn die Publikumsmagneten sind die teuren Edelmarken, deren Produkte für die große Masse nicht erschwinglich sind. Längst haben daher Rolls Royce und Maserati ihre Produkte abgegrenzt – vor dem Zaun stehen staunen geht, sitzen nicht. Und um einem VW-Golf über die Kühlerhaube streicheln zu dürfen ist den meisten Kunden der Aufwand und das Gedränge nicht wert.
Viele der Unternehmen, die der IAA fern bleiben setzen daher auf ihren jeweiligen Wanderzirkus und präsentieren ihre Autos in örtlichen Shows. Aber die IAA zeigt auch die gewandelte Einstellung zu Auto und Mobilität. Zwar werden auch die von der Politik eingeforderten Elektro-Autos gesehen. Aber diesen Gefährten fehlt das Flair. Das Aufbrüllen der Motoren scheint faszinierender zu sein als das leise Summen aus dem Akku.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA), der eigentliche Veranstalter der Messe, versucht verzweifelt gegenzusteuern. Jahrzehntelang war der Verband in Frankfurt ansässig und die Messe das Hochamt dieser Industrie. Längst sitzt der Verband als reine Lobby-Veranstaltung in Berlin und gibt sich politisch angepaßt: Mit dem Motto „Driving tomorrow“ präsentiert sich die IAA 2019 in Frankfurt am Main als internationale Plattform für die Mobilitätswende. Das mag politisch so gewollt sein – Besucher lockt das nicht.
Roland Tichy ist Vorsitzender
der Ludwig-Erhard-Stiftung