Eckhart Gienke, DPA und Walther Rosenberger

Nach jahren günstiger Kraftstoffpreise ziehen die Notierungen an den Tankstellen seit Monaten wieder an. Viele Autofahrer suchen nach Alternativen. Was aber tun? Der Diesel gerät durch den Abgasskandal immer mehr ins Abseits und die E-Auto-Offensive der Hersteller lässt noch immer auf sich warten. Ein Mauerblümchendasein führen bislang gasbetriebene Fahrzeuge, obwohl viele Modelle verfügbar sind und die Autofahrer damit Kosten sparen könnten. Ein Überblick:

  • Gas ist nicht gleich Gas: Gasbetriebene Autos gibt es in zwei Varianten: Einmal mit Auto- oder Flüssiggas (kurz: LPG), das bei der Ölförderung anfällt. Das ist Propan- und Butangas, wie es auch in den handelsüblichen Gasflaschen enthalten ist. Flüssiggas wird auch in anderen Bereichen eingesetzt, etwa zum Heizen und in der Industrie. Die zweite Variante ist komprimiertes Erdgas in einem Drucktank (kurz: CNG oder auch LNG). Beide haben Umweltvorteile bei den CO2-Emissionen und vor allem beim Ausstoß von Stickoxiden gegenüber Benzin- und Dieselaggregaten. Allerdings fallen bei der Umrüstung von Pkw auf Autogas zusätzliche Kosten an.
  • Autogas-Fahrzeuge: Autogas hat die größere Verbreitung und wird über ein Netz von rund 7100 Tankstellen in Deutschland abgegeben, das sind fast halb so viele wie für Benzin. Eine flächendeckende Versorgung ist also gewährleistet. Trotz Steuervorteilen und etwa halben Kraftstoffkosten fahren in Deutschland nur rund 420 000 Autofahrer mit Autogas, mit abnehmender Tendenz seit 2013. Zum Verleich: In Deutschland gibt es 46 Millionen Autos. Dennoch hält Autogas unter den alternativen Antrieben den größten Anteil im Bestand und die Anbieter sehen sich auf einem guten Weg. Bei den Neuzulassungen gab es im vergangenen Jahr ein kräftiges Plus und das hat sich in diesem Jahr bis Ende Mai mit knapp 13 Prozent fortgesetzt. Hybrid- und Elektroautos legten allerdings deutlich stärker zu und haben Gas-Autos bei den Neuzulassungen überrundet.
  • Erdgas-Autos: Deutlich weniger verbreitet als Autogas sind Erdgas-Autos mit rund 75 000 Fahrzeugen im Bestand – und das obwohl Erdgas von seiner Umweltwirkung besser ist als Autogas. Bei Erdgas ist das Tankstellen-Netz mit rund 900 Stationen trotz jahrzehntelanger Bemühungen noch nicht voll ausgebaut und das Angebot der Hersteller mit etwa 20 Modellen überschaubar. Der VW-Konzern hat gemeinsam mit Industriepartnern eine Initiative gestartet, um bis 2025 auf eine Million zugelassene Erdgas-Fahrzeuge und 2000 Stationen zu kommen. Dazu hat VW neue Modelle im Angebot und lobt eine Prämie für Käufer aus, die von einem alten Diesel auf Erdgas umsteigen.
  • Die Kosten: Gasfahrzeuge sind bei richtigem Betrieb die günstigte Art der Mobilität. In den Anschaffungskosten reihen sie sich bei den meisten Herstellern zwischen Benziner und Diesel ein. Die Betriebskosten sind aber dank eines Steuerrabatts sehr günstig. So kommt etwa ein gasgetriebener Audi A3 g-Tron bei einer Laufleistung von 15 000 Kilometer laut ADAC auf Betriebskosten von 36,7 Cent je Kilometer. Ein Diesel auf gut 39 Cent. Ähnlich sieht es bei anderen Herstellern aus.
  • Die Hürden: „Das Hauptproblem von Gas ist: Es ist wie Benzin ein fossiler Brennstoff“, sagte Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst EID in Hamburg. Die Politik setze jedoch auf Elektro-Mobilität um die Energiewende umzusetzen und ihre Klimaziele zu erreichen. Bis sich E-Autos auf breiter Front durchsetzen, dürfte es allerdings noch viele Jahre dauern. Die Mineralölwirtschaft kann noch auf Jahrzehnte gesicherten Absatz von Benzin und Diesel vorausblicken.
Rückmeldung an den Autor geben