Für die Getränkehersteller in der Region läuft das Geschäft dieser Tage richtig gut. Bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke findet besonders Mineralwasser reißenden Absatz. Die Hersteller machen deshalb Überstunden, wollen mehr produzieren. Doch sie stehen vor einem Problem: Das Leergut wird knapp. In einer Pressemitteilung appellierte die Bad Dürrheimer Mineralbrunnen GmbH deshalb inzwischen an ihre Kunden: Nur wenn das Leergut sehr zeitnah zurückgegeben werde, könnten die Produktionsanlagen in den Betrieben die sichere Versorgung mit genügend Mineralwasser gewährleisten. "Wir sind auf die Unterstützung der Kunden angewiesen", bestätigte Pressesprecher Michael Neuenhagen auf Nachfrage dieser Zeitung. Bei der Produktion habe aufgrund der Leergutknappheit die Abfüllung von Mineralwasser Vorrang. Bei den anderen Produkten wie Limonaden oder anderen Wasser-Mischgetränken komme es deshalb derzeit jedoch zu bewussten Engpässen. "Wenn wir Leergut-Kisten vorrätig haben, füllen wir mit oberster Priorität Mineralwasser ab", so Neuenhagen.
Vor allem Randprodukte sind betroffen
Dass bei manchen Getränkesorten die Regale in den Fachmärkten derzeit leer bleiben, bestätigt auch Andreas Vogel, Vorstand des Verbands des deutschen Getränke-Einzelhandels: "Bei einigen Mineralbrunnen herrschen Lieferengpässe", so Vogel. Betroffen seien deutschlandweit vor allem die Randprodukte der Hersteller. Um genügend Pfandflaschen für die Produktion zu haben, gelte bei vielen Herstellern derzeit die Eins-zu-Eins-Regel. Demnach erhalte der Getränkefachgroßhandel nur so viel Ware, wie der Lastwagen an Leergut auch wieder mitnehmen dürfe.
Für die Pfandprobleme gibt es aus seiner Sicht mehrere Gründe. Zum einen hätten viele Hersteller heute individuell designte Flaschen, was das gesamte Pfandsystem komplizierter als früher mache. "Zum anderen kann sich nicht jeder Hersteller auf so eine extreme Wetterlage mit genügend Reserven vorbereiten", sagt er. Das bestätigt auch Michael Neuenhagen. "Selbst wenn wir im Winter Leergut auf Vorrat sammeln würden, würde das bei länger andauernden Hitzeperioden im Sommer nur kurzzeitig helfen", sagt er.
Überstunden in der Produktion
Die Leergutprobleme kennen derzeit auch andere Getränkehersteller in der Region. "Die Leute bringen zwei leere Kisten zurück in den Laden und nehmen vier neue mit", erzählt Clemens Fleischmann, kaufmännischer Geschäftsführer bei der Randegger Ottilienquelle. Bei seinem Unternehmen sei die Situation jedoch noch nicht kritisch, da sie von einem Lieferanten mit zusätzlichen Glasflaschen und Kisten versorgt würden. Um die hohe Nachfrage der Kundschaft zu bedienen, müssten in der Produktion Überstunden gemacht werden. "Wir jagen zurzeit von Rekord zu Rekord", erzählt er. Mit 2,4 Millionen Flaschen habe die Randegger Ottilienquelle im Juli den zweithöchsten Ausstoß aller Zeiten verbucht. Auch im August geht Clemens Fleischmann von weiter steigenden Absatzzahlen aus, "denn ein Ende der Hitzeperiode ist derzeit nicht in Sicht", sagt er.

Unternehmen müssen Glasflaschen zukaufen
Überstunden und keine Verschnaufpause beim Extremwetter: Diese Themen beschäftigen auch die Mitarbeiter der Mineralbrunnen Krumbach GmbH aus dem Allgäu. "Die Produktion läuft bei uns zurzeit auf Hochtouren", sagt Betriebsleiter Alexander Diehm. Die Leergutproblematik ist auch in Kißlegg bekannt: "Das Thema beschäftigt uns jedes Jahr. Die Leute fahren in den Urlaub und die Kisten stehen im Keller", erzählt Diehm. Um keine Produktionsengpässe zu bekommen, kauft das Unternehmen Glasflaschen zu. "In diesem Jahr ist es vergleichsweise viel Glas, das wir zusätzlich einkaufen müssen", sagt er. Das Getränkesortiment des Unternehmens könne derzeit noch vollumfänglich produziert werden.
Bei der Peterstaler Mineralquellen GmbH aus dem Schwarzwald ist die Situation nach Angaben von Katja Schmidt aus der Marketingabteilung ähnlich: "Wir unternehmen alle Anstrengungen, um die derzeit hohe Nachfrage bedienen zu können." Deshalb seien die Abfüllzeiten verlängert worden. Auf die Pfandproblematik habe sich das Unternehmen im Vorfeld des Sommers vorbereitet. "Dennoch können wir Engpässe im Bereich Leergut bestätigen und verbinden dies mit der Bitte, dass die Verbraucher doch das Leergut zeitnah in die Getränkemärkte zurück bringen sollen", so Schmidt.