1. Sto dämmt Häuser mit Erdölprodukten. Wie nachhaltig ist das?
Nachhaltigkeit spielt in der gesamten Wirtschaft eine immer stärkere Rolle. Besonders ist das Thema allerdings in der Bauwirtschaft auf der Tagesordnung. Der Grund: 60 Prozent des Ressourcenverbrauchs und 35 Prozent des Energieeinsatzes der deutschen Wirtschaft entfällt auf die Baubranche.
Klar, dass man unter zunehmendem politischen Druck steht, sich über Ressourcenschutz Gedanken zu machen. Der Stühlinger Baukonzern Sto etwa treibt gerade Ansätze voran, Dämmstoffe auf Erdölbasis nach Ende ihrer Nutzungsdauer zu recyclen. „Ein Ansatz ist es, aus alten Dämmplatten wieder Energie oder sogar Kraftstoffe zu gewinnen“, sagt etwa Eike Messow, der bei Sto für Nachhaltigkeit verantwortlich ist.
Eine entsprechende Anlage, die künftig in den Niederlanden an den Start gehen wird, will Sto für diesen Ansatz nutzen. Per se kann man dem Schwarzwälder Unternehmen Sto Nachhaltigkeit nicht nachsagen, denn seine Dämmstoffe bestehen zum überwiegenden Teil aus Polystyrol – also Styropor.
Messow gibt allerdings zu bedenken, dass Alternativen nicht zwingend besser sind, auch wenn ihnen das Label „Öko“ anhaftet. Dämmstoffe auf Holzbasis sind zwar nachhaltig. Allerdings würde deren breiter Einsatz schlicht ein Verfügbarkeitsproblem verursachen. Um die Nachfrage zu decken, müssten große Teile unseres Waldes abgeholzt werden, sagt er.
Ähnliches passiert auch schon – in den Tropischen Urwäldern. Dort werden in großem Stil Palmölplantagen angepflanzt. Mit deren Produkt – Palmöl – lässt sich Erdöl ersetzen und etwa in Kraftstoffe oder Kunststoffe umwandeln. „Allerdings immer zu dem Preis, dass die Urwälder fallen und die Böden degradieren“, wie er sagt. Ähnlich fatale Nebenwirkungen hat auch der Maisanbau für Energiezwecke in unseren Breiten. Andererseits enthält der Sto-Allerweltsdämmstoff für Hausfassaden – Polystyrol – nur zwei Prozent Erdöl, wie Messow sagt. Der Rest ist hoch-dämmwirksame Luft, die von den Dämmplatten eingeschlossen wird.
2. Monomeer aus Konstanz verkauft nur plastikfreie Produkte
„Am Anfang habe ich gedacht, ich habe mein ganzes Leben lang Klobürsten“, sagt Susan Rößner. Die 40-jährige Gründerin hat 2014 in Konstanz ein Online-Portal für plastikfreie Produkte hochgezogen. Ob das bei den Kunden einschlägt, war unsicher. Sie habe einfach mal Ware auf Verdacht eingekauft, sagt sie heute. Und was passierte? Immer mehr Menschen kaufen auf ihrer Internet-Plattform ein. „Die Klobürsten ohne Plastik sind mittlerweile der Renner“, sagt sie. Daneben verkauft sie Zahnpasta-Ersatz in Tablettenform und ohne Plastiktube oder Deo- und Hygieneartikel, die komplett nachhaltig sind – alles geht in immer größeren Mengen weg.
Aber ist das ihr Ziel? Immer mehr zu verkaufen? „Eigentlich nicht“, sagt die promovierte Historikerin, die eigentlich nur durch einen Zufall zur Unternehmerin wurde. Im Grunde sei es das Schädlichste überhaupt, immer nur auf Wachstum zu schielen.
Natürlich weiß sie, dass sie mit ihrem Ansatz nicht die komplette Wirtschaft umkrempeln kann. Die Firmen ganz aus der Verantwortung entlassen, will sie aber auch nicht. „Ihre Verantwortung ist es, nachhaltig zu arbeiten und vor allem den Menschen, keine Produkte anzubieten, die sie eigentlich nicht brauchen, die den Ressourcenverbrauch aber beeinträchtigten, sagt sie.
Weniger ist mehr, könnte man sagen. Sie selbst empfindet das so. Seit sie ohne Plastik lebt und einfach weniger einkauft hat sie mehr Zeit. „Und weniger Stress“, wie sie betont. Ganz einfach, weil sie sich nur wenig darum kümmern muss, ihre Produkte und Anschaffungen zu verwalten, wie sie sagt. Selbstkritisch gibt sie allerdings auch zu bedenken: „Ob ich mit meinem Ansatz reich werde, weiss ich nicht, sagt die Unternehmerin. Ihr Ziel ist das aber auch gar nicht.
3. DWP aus Ravensburg bringt saftige Mangos
Mit ihrem Ansatz ist DWP aus Ravensburg ein Pionier. Die Genossenschaft organisiert weltweiten Handel auf faire Art und Weise – insbesondere mit den Entwicklungsländern. „Wir schließen Partnerschaften mit Genossenschaften in diesen Ländern. Davon profitieren in erster Linie Kleinbauern“, sagt Thomas Hoyer von der DWP. Ziel sei es, in erster Linie den Selbstversorgungsgrad der ländlichen Bevölkerung in den Ländern zu erhöhen.
Man könnte auch sagen: Die Ravensburger bekämpfen den Welthunger auf praktische Weise. Erst in einem zweiten Schritt, gibt die Genossenschaft Hilfestellungen, Überschüsse in den Industrieländer zu exportieren. „Wir wollen die Bauern vor Ort nicht als Rohstofflieferanten sehen“, sagt Hoyer. Das Konzept geht auf. Mittlerweile arbeiten 50 Menschen für die schwäbische Genossenschaft. Weltweit hat man 60 Kooperationspartner und 40 Ländern. Und man hat 1500 Produkte im Programm – vom fairen Kaffee bis zur Mango.