ARD und ZDF fühlen sich unter Druck: Viele Bürger ärgern sich über die hohen Zwangsgebühren, zu hohe Gehälter der Funk-Mitarbeiter an der Spitze, zu viele Wiederholungen und oft auch über einseitige Tendenzen in der Berichterstattung.
Zwei Jahre lang hat die ARD jetzt ein „Manual“ bebrütet, in dem Begriffe neu erfunden oder uminterpretiert werden, um diesen Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen – mit einer neuen Sprache, die unser Denken zukünftig prägen soll: „Sprache ist das wirkvollste Instrument für die Mobilisierung von Mitbürgern“, heißt es da. Schon an dieser Stelle erschrickt man: Immerhin ist die ARD ein Medienunternehmen – und das bekennt sich zur gezielten Manipulation durch Sprache?
Bedenkliche Geisteshaltung
Und gegen wen will die ARD die Bürger mobilisieren? Nun ist Wettbewerb in der Marktwirtschaft bestimmendes Merkmal. In diesem neuen Wettbewerb der gesteuerten Sprache aber soll die ARD als moralisch überlegen und Konkurrenten herabgesetzt werden. Bedenklich daran ist eine Geisteshaltung: Wenn es um Privatsender geht, um Zeitungen oder Internet spricht die ARD von „Gegnern“. Ein seltsames Weltbild – es spaltet die Gesellschaft in Gute und Böse. Die Guten sind natürlich bei der ARD; denn nur „ihre Arbeit ist von moralischen Prinzipien getragen“. Diese Feindstellung ist erschütternd – vom Wettbewerb zur Gegnerschaft.
Gewaltige Verantwortung
Diese „Gegner seien „Medienkapitalistischen Heuschrecken“. Man könnte lachen über diese Primitivität der angeblichen Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling, die das Papier formuliert hat. Allerdings geht es dabei um einen Senderverbund mit dem ZDF, der insgesamt 8,5 Milliarden Gebühren kassiertteuer. Damit werden ein Dutzend Fernsehprogramme und über 60 Radioprogramme beschrieben – eine gewaltige Verantwortung. Und dafür ist im Schwarz-Weiß-Bild der ARD jeder, der nicht beim Staat oder im staatlich finanzierten Sektor arbeitet, ein potentieller Betrüger: „Unsere Redakteure strengen sich für die Bürger an, andere für den Profit.“ Das Nebeneinander von öffentlichen und privaten Medien wird damit sehr einseitig in Frage gestellt.
Seltsames Bild der Marktwirtschaft
Und so lautet einer der neuen Schlagworte: „Andere wollen Geldgewinne. Wir wollen Erkenntnisgewinn.“ Ungewollt drückt die ARD ein seltsames Bild der Marktwirtschaft aus. Wer in einem marktwirtschaftlichen Unternehmen arbeitet, wird moralisch abgewertet. Da tut es nichts zur Sache, dass ARD-Mitarbeiter überdurchschnittlich hohe Gehälter beziehen und die Anstalten bürokratisch und wenig effizient sind.
Für Privates kein Platz
Man könnte es eine Art gebührenfinanzierten Sozialismus nennen, der alles andere ersticken will. Für Private ist in der Welt der ARD kein Platz. Denn: „Eine Demokratie ohne einen gemeinsamen, freien Rundfunk ist eine medial vernachlässigte Demokratie.“
Nun soll man interne Werbepapiere von Unternehmen und Behörden nicht immer so Ernst nehmen – teure Agenturen schreiben gerne für Geld den größten Unsinn auf. Aber man könnte Angst kriegen, wenn eine öffentliche Einrichtung zwei Jahre an diesem Slogan bastelt: „ Kontrollierte Demokratie statt jeder wie er will.“ Von den ARD-Intendanten jedenfalls sollte unsere Demokratie nicht gelenkt werden.