Es sind die Tage der Weihnachtsgeschichte. Heute würde man zu der Erzählung von der beschwerlichen Reise nach Bethlehem, der Geburt in Stall, dem Kind in der Krippe, von den Hirten bis zu den Heiligen Drei Königen sagen: Es ist ein Narrativ.
Das ist ein modernes Wort für altes Wissen. Ein Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung, so betörend, dass sie unsere Wahrnehmung der Realität verändert. Wie die Weihnachtsgeschichte, die unseren Glauben, unsere Kultur geprägt hat und heute zumindest noch Weihnachtsmärkte. Solche Meistererzählungen steuern, wie wir die Welt sehen und uns verhalten. Der „amerikanische Traum“ und der „Wettlauf zum Mond“ sind solche Narrative; oder die „Europäische Union“ als friedensstiftende Erfindung, ohne die dieser Kontinent wieder in Kriegen versinken würde. Es sind Rechtfertigungen für unser Handeln und die Politik. Das Narrativ von der Sonne, die keine Rechnung schickt, bewirkt, dass wir gerne jene Kosten tragen, die Solarmodule und deren Entsorgung mit sich bringen.
Schwer nachprüfbar
Den Wahrheitsgehalt von Narrativen können wir schwer nachprüfen. In Erzählungen verschwinden die Grenzen zwischen Tatsachen, Erfindung und Hoffnung – wie in der Weihnachtserzählung. Was des einen Glaube, das des anderen Spott. So geht es auch mit dem Klimawandel; hier vermischen sich Modell und Glaube, Eifer, Geschäftemacherei und Ignoranz. Narrative sind der neue Zaubertrank, mit dem die widerborstigen Bürger dazu werden sollen, bestimmten Zielen zu folgen.
Meist Übertreibungen
Narrative haben häufig wenig mit der Realität zu tun. Es sind Übertreibungen, die mehr verbergen als offenbaren, etwa wenn vom „Bienensterben“ die Rede ist, obwohl die Zahl der Völker zunimmt. Narrative werden gerne von Lobbyisten erfunden wie einst der Weihnachtsmann eine Schöpfung von Coca Cola war: Wir werden eingelullt von verführerischen Worten, die sich ihre eigene Wirklichkeit erschaffen.
Umdeutung der Wirklichkeit
Narrative leben von der Umdeutung der Wirklichkeit. Derzeit bemüht sich die Bundesregierung, den UN-Migrationspakt, der unzweifelhaft verpflichtende Elemente beinhaltet, umzudeuten: Er sei für Deutschland nicht gültig, nur für andere, und solle Migration verhindern statt befördern. Narrative leben von Behauptungen und deren ständigen Wiederholung als Beweisführung. So können Narrative zu Glaubenssätzen werden. Glauben heißt dann: Nicht wissen und doch den Lehren folgen. In Demokratien ist das gefährlich. Denn sie leben vom Zweifel, vom Diskurs, sogar vom Streit und Widerspruch. Nur so gelingen Anpassung und Neuerfindung, nur so entsteht Fortschritt.
Wunderbare Erzählung
In den USA wird statt „Happy Christmas“ neuerdings „Happy Holidays“ auf die früheren Weihnachtskarten gedruckt. Ein altes Narrativ wird durch ein neues ersetzt: Das neue Narrativ setzt auf die angebliche Überlegenheit einer Gesellschaft, die Tradition und Kultur aufgibt, um nur ja nirgends anzuecken, besonders nicht an einer bestimmten Ecke.
Dabei ist die Weihnachtsgeschichte eine wunderbare Erzählung. Sie beinhaltet den Satz „Friede den Menschen auf Erden“. Zumindest daran sollten wir festhalten.