Regelmäßiges Taschengeld für Kino oder Süßigkeiten – Bianca Winter überweist dafür regelmäßig kleine Beträge auf das Konto ihres 15-jährigen Sohns und ihrer elfjährige Tochter. Das Geld kann der Nachwuchs dann mit der entsprechenden Bankkarte abheben. Doch es geht auch anders: Volksbanken und Sparkassen rühren die Werbetrommeln für sogenannte Prepaid-Kreditkarten. Diese sollen schon für Kinder ab zwölf Jahren erhältlich sein, bei manchen Banken sogar noch früher. Aber braucht mein Kind das überhaupt?

Sinnvoll bei Schüleraustausch

"Es kommt immer auf den Einzelfall an, ob ein Kind wirklich eine Kreditkarte braucht", sagt Petra Locher, Expertin der Verbraucherzentrale für Finanzdienstleistungen. "Macht der Nachwuchs etwa einen Schüleraustausch oder eine Sprachreise außerhalb Europas, ist so eine Karte obligatorisch." Oftmals sei die Kreditkarte dann das einzige akzeptierte Zahlungsmittel. Mit einer deutschen Bankkarte komme man in Australien eben nicht weit. "Aber ein durchschnittlicher Jugendlicher, der sich in Europa aufhält, kann auch ohne Kreditkarte zurecht kommen", sagt Locher.

Überschaubares Risiko

Die Expertin der Verbraucherzentrale kann den Prepaid-Kreditkarten auch etwas Gutes abgewinnen. "Die Eltern haben damit früh die Chance, dem Kind Verantwortung zu übertragen: PIN und Karte gut verwahren und sparsam mit dem Geld umgehen zum Beispiel", sagt Petra Locher. Das Risiko sei dabei überschaubar. Im Notfall kann die Kreditkarte gesperrt werden und es kann niemals mehr Geld ausgegeben werden, als auf dem Guthabenkonto der Karte überwiesen wurde. Es könne zudem bei den meisten Anbietern ein monatlicher Verfügungsrahmen eingerichtet werden. Das bedeutet, dass im Monat nur eine bestimmte Summe vom Konto abgehoben werden kann.

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Petra Locher betont jedoch, dass es bei der Anschaffung der Kreditkarte je nach Anbieter große Unterschiede geben kann. "Ein genauer Blick auf die Gebühren schadet nie. Wenn ein Anbieter für das Geldabheben horrende Summen verlangt, wäre der Gang zur Konkurrenz sinnvoller", sagt die Finanzexpertin. Auch das Angebot der Geldautomaten sollte berücksichtigt werden. Eine pauschale Empfehlung, ob Girokonto und EC-Karte, Prepaid-Kreditkarte oder nichts von all dem für das Kind geeignet sind, kann Locher nicht geben. Die Entscheidung liege letztlich bei den Eltern und hänge auch vom Charakter des Sprösslings ab.

Gefahrenquelle Internet

Auch Matthias Schneider, Geschäftsführer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg, rät Eltern zu einem aufmerksamen Umgang mit dem Nachwuchs. "Besonders im Online-Bereich sollte ein enger und vertrauensvoller Umgang mit dem Kind gepflegt werden", sagt er. Hier könne nämlich der größte Schaden entstehen: Versteckte Kostenfallen oder Betrüger können hier vergleichsweise einfach Geld und Kontodaten abgreifen. Wenn dann noch die Daten der Kreditkarte der Eltern auf dem Rechner abgespeichert und hinterlegt sind, kann es schnell zu einer bösen Überraschung kommen. "Am besten übernehmen die Eltern beim Online-Einkauf anfangs noch selbst den Zahlvorgang", sagt Schneider.

Nicht für ganz kleine Kinder

Von elektronischen Zahlungsmitteln für sehr junge Kinder würde er zudem absehen: "In der Grundschule oder im Kindergarten sehe ich dafür keine Notwendigkeit. Hier sollte zunächst mit kleinen Bargeldbeträgen ein Bewusstsein für die Thematik geschaffen werden", erklärt der Geschäftsführer. Wenn der erste Ferienjob angenommen und größere Beträge regelmäßig eingenommen werden, seien auch Girokonto und Bankkarte sinnvoll.